In den USA versucht Bayer weiterhin, sich mit den Klageanwälten auf einen Vergleich einigen.
Das wird kompliziert, nicht bloß wegen der vielen Anwälte und der Summen, um die es geht:Die Anwälte möchten, dass Bayer in dem Vergleich zustimmt, dass künftig auf Roundup-Kanistern vor einem Krebsrisiko durch das darin enthaltene Glyphosat gewarnt wird.
Die US-Umweltbehörde EPA hingegen ist strikt gegen eine solche Warnung.
Aus gutem Grund: Die US EPA ist ebenso wie alle anderen Fachgremien und -behörden zu dem Ergebnis gekommen, dass Glyphosat bei bestimmungsgemäßem Gebrauch nicht krebserregend ist. Mit einer inzwischen ja hinlänglich bekannten Ausnahme: Die IARC (die Krebsagentur der WHO) hält Glyphosat für "wahrscheinlich krebserregend".
Diese Einschätzung zwingt den US-Bundesstaat Kalifornien gemäß der Proposition 65, also per Gesetz, Glyphosat als krebserzeugend zu listen.
Deutschsprachige Erläuterung zur
Proposition 65Link zur Seite der kalifornischen Behörde:
https://oehha.ca.gov/proposition-65Wie kommen Chemikalien auf die Liste von Prop 65:
https://oehha.ca.gov/proposition-65/how-chemicals-are-added-proposition-65-list ?
Antwort: Die kalifornische Behörde bzw. deren Expertengruppen CIC und DARTIC "have designated certain organizations as “authoritative bodies.” A chemical will be added to the Proposition 65 list if one of these authoritative bodies formally identifies it as causing cancer or birth defects or other reproductive harm.
The following organizations have been designated as authoritative bodies: the US Environmental Protection Agency, US Food and Drug Administration (US FDA), National Institute for Occupational Safety and Health, the National Toxicology Program of the US Department of Health and Human Services, and
IARC." (Hervorhebung von mir)
Mit anderen Worten: Wenn die IARC sagt, das Glyphosat "wahrscheinlich krebserregend" ist, dann übernimmt der Bundesstaat Kalifornien aufgrund Prop 65 diese Einschätzung.
Dieses Verfahren ist grundsätzlich zu begrüßen, nicht zuletzt deshalb, weil hier tatsächlich mal Bewertungen einer internationalen Organisation Eingang in US-Regularien finden. Normalerweise interessiert es die USA erstmal nicht besonders, was die WHO tut.
Und in aller Regel stimmen die Bewertungen der oben genannten Behörden auch überein, oder es liegt nur von einer dieser Behörden überhaupt eine Einschätzung vor, dann ist man froh, etwas Verwertbares in der Hand zu haben.
Im Falle von Glyphosat führt die Prop 65 nun zu den genannten Problemen.