So dann mal los.....
"Sikkation" ist der weichspülende Verfahrensbegriff, in den die Branche das Abspritzen von Kulturpflanzen in der Reife kleidet. Schädlinge oder Konkurrenten werden damit nur nebensächlich bekämpft. Hauptsächlich wird der Wassergehalt der Frucht - des Getreidekorns, der Hülsenfrucht, des Sonnenblumen-Kerns usw. - auf ein marktkonformes Maß gebracht, unter anderem, um Abschläge in den Aufkaufpreisen zu vermeiden.
Was ist daran weichspülend? Abreifebeschleunigung ist der deutsche Begriff dazu. Dazu nimmt man in Getreide bestimmte Glyphosatformulierungen (tallowaminfreie, die anderen sind zu diesem Zweck inzwischen verboten), möglicherweise alternativ auch Glufosinat (Basta). I.d.R. wird das dann gemacht wenn viel Kraut in den Kulturen steht oder der Bestand aus verschiedenen Gründen sehr unterschiedlich abreift.
Man sollte sich vielleicht einmal daran gewöhnen, dass Landwirte nunmal von ihren Kulturen leben müssen und entsprechend auf jedes kg Ertrag angewiesen sind! Abgesehen davon, dass auch Glyphosat Geld kostet (nicht nur das Mittel, auch Arbeitszeit, Diesel, Maschinenstunden etc. pp) und lange nicht alle Bestände vor der Ernte sikkiert werden.
Du weisst, wie diese Zulassung geht? Ich fasse kurz zusammen, was in einer Reportage zu sehen war. In D wird zugelassen, und zwar aufgrund der Herstellerangaben (zu allen möglichen Punkten). Es wird angenommen, dass das so ist und nicht selbst geprüft. Kaum ist in D die Zulassung durch, kann das Mittel EU-weit vertrieben werden.
kann ich da nur sagen.
Das ist ja nun völliger Unsinn!
Es gibt inzwischen die Zonenzulassung in der EU. Das heisst, dass die EU in Zonen aufgeteilt ist die ähnliche Klimabedingungen etc. hat und innerhalb der Zonen bestehende Zulassungen von PSM gegenseitig anerkannt werden
können!
Das führte z.B. dazu, dass Dazide (ein Stauchmittel) nach einem verkürzten Zulassungsverfahren relativ schnell zur Verfügung stand (etwa 1-2 Jahre statt 10 Jahren).
Ziel war es mal, dass in jedem Land innerhalb einer Zone die selben Mittel zur Verfügung stehen, was bezüglich Wettbewerbsverzerrung sehr wünschenswert wäre, soweit sind wir aber lange noch nicht und es ist fraglich ob wir jemals dahin kommen werden.
Es ist also nach wie vor verboten sich ein PSM aus Holland zu beschaffen und in D anzuwenden denn die Zulassung besteht eben nur in Holland und nicht bei uns.
Etwas anders sieht das in Österreich aus. Hier bestehen Abkommen, dass die Zulassung aus anderen Ländern anerkannt wird und entsprechend dieser Gebrauchsanweisung anzuwenden.
Mal ein Beispiel:
Mittel X ist in Deutschland zugelassen in Wein mit Aufwandmenge Y und Abstandsauflage Z.
Mittel X ist in Österreich zugelassen in Wein mit Aufwandmenge A und Abstandsauflage B. Für den österreicher Winzer gibt es dann 2 Optionen: Mittel X nach österreichischer Zulassung mit entsprechenden Auflagen anzuwenden oder eben nach deutscher Zulassung mit den entsprechenden Auflagen.
Der deutsche Winzer hat diese Option nicht, entweder deutsche Auflagen oder illegale Anwendung.
Meines Wissens gibt es ähnliche Abkommen zwischen Österreich und Holland und Österreich und Frankreich oder Belgien. Ob sich daran jetzt durch die wiederholte Änderung des PflSchG etwas geändert hat weiss ich noch nicht, ich habe auch noch andere Hobbys...
Im Gegensatz dazu gibt es noch die EU-Wirkstoffliste (der sog. Annex I). Die Aufnahme eines Wirkstoffes in diese Liste ist die Grundvoraussetzung damit überhaupt eine Zulassung beantragt werden kann. Die Bewertung der Wirkstoffe erfolgt nach den gleichen Kriterien wie für die Zulassung (Bristlecone hat das ja sehr schön und ausführlich geschrieben) und diese Studien werden von einem Mitgliedsstaat durchgeführt, meist in einem in dem der Wirkstoff eine Zulassung hat.
Kommt ein Wirkstoff in diese Liste heisst das aber nicht, dass dieser Wirkstoff automatisch in der gesamten EU zugelassen ist und angewendet werden darf, sondern lediglich, dass es überhaupt möglich ist eine Zulassung zu beantragen!!!
Gerade bei diesem Gebiet bitte ich darum sich erst zu informieren und dann drauf los zu schreiben. Dabei spielt es keine Geige ob die Reporter den Unsinn verzapft haben oder die Reportage falsch verstanden wurde!
Der erfreuliche Punkt: In Ö soll die Sikkation (auch bei Kartoffeln) künftig nicht mehr erlaubt sein. Allmählich dürften dann die Glyphosat-Rückstände dann auch zurückgehen, wenn man österr. Mehl ab dieser Charge kauft. Alternativ Bio-Mehl, klar.
Man wird sehen was passiert, allerdings werden in Kartoffeln gaanz andere Mittel angewendet und kein Glyphosat. Wer sich die Mühe machen will befrage Tante Googel doch mal zu Deiquat und Carfentrazon-ethyl und evtl. auch zu Glufosinat..... ihr werdet euch wundern.....
Und da wundern wir uns, warum die Leute alle immer verrückter werden ... und mehr Allergien haben ... und die Kinder rumzappeln ... es sind ja überall Gifte und Rückstände zu finden, oder "Verarbeitungsprobleme". Glyphosat ist nun noch zusätzlich neu dabei.
Was ja noch dazu kommt: Da die Gartenbaubetriebe unter Kostendruck stehen, arbeiten sie rationellst. Das geht mit Gift. Und mit Billigarbeitern, die das, was auf den Packungen steht, gar nicht lesen können. Sicher nicht alle so extrem, aber es ist erschütternd.
Zu Absatz 1 sage und schreibe ich besser mal nichts.
Aber Absatz 2 grenzt an Frechheit!
Ja, wie jeder andere Betrieb auch arbeiten Gartenbaubetriebe rationell. Und ja, die meisten Gärtner und Landwirte etc. pp setzen Pflanzenschutzmittel (oder wenns dich glücklich macht: Gift) ein. Und auch Saisonarbeiter (meinetwegen auch Billigarbeiter) sind an der Tagesordnung. Aber glaubst du allen Ernstes, dass diese Billigarbeiter PSM ausbringen oder gar die Brühe ansetzen?!? Abgesehen davon, dass es strafbar ist PSM ohne Sachkundenachweis PSM anzuwenden ist jeder Gärtner schön bescheuert wenn er ausgerechnet damit Saisonarbeiter beauftragt, das Risiko (und nicht nur für den Anwender!!!) ist viel zu groß! Überdosierungen führen (nicht nur bei Herbiziden) zu massiven Kulturschäden bis hin zum Totalausfall!!! Ich schließe ja nicht aus, dass es Idioten gibt, die trotzdem Billiglöhner spritzen lassen aber
die sind die Ausnahme und nicht umgekehrt!!!
Und auch das pflück ich noch auseinander:
Das erzähl mal den Menschen in Südamerika, die genau neben den großen Getreidefeldern wohnen und diese mit Flugzeugen drüber fliegen und die Felder mit Glyphosat besprühen. Die Folgen sind Krebs, Unfruchtbarkeit und Allergien. Und das steht im direkten Zusammenhang mit Glyphosat. Bereits erwiesen.
Nur weil wir hier kleinere Dosen zu uns nehmen, die trotz allem nachweisbar sind in fast jedem von uns, heißt es nicht, das es weniger schädlich ist und was uns in ein paar Jahren erwartet, kann auch keiner sagen.
Stehen die Erkrankungen wirklich in Zusammenhang mit Glyphosat? Vieles was man Glyphosat zuschrieb/zuschreibt kommt eher von den Formulierungshilfsstoffen etc. als vom Wirkstoff selbst. Stichwort: Tallowamine
Und was man nicht vergessen darf: Irgendwo hier im Forum war mal eine neckische Reportage verlinkt (war das sogar in diesem Faden?) die darüber aufklärt wie böse das Glyphosat (und spannenderweise nur dieses!) doch ist und was es alles macht. Wenn man sich diese Reportage zu Ende ansieht wird vieles glasklar wenn man sich ein wenig mit den Wirkstoffen auseinandersetzt.
Was in letzter Zeit vergessen wird: Es werden noch viele andere Pestizide auf die Kulturen gesprüht (Fungizide, Insektizide, Akarizide etc. pp) und wenn man sich mal mit ebendiesem Wirkstoffen auseinandersetzt fällt überdeutlich auf, dass einige dieser Mittel eben zu Unfruchtbarkeit, Krebs, Allergien etc. führen oder zumindest der Verdacht besteht, dass dieses Risiko von ihnen ausgehen kann. Viele dieser Wirkstoffe sind hier übrigens auch zugelassen, man muss also nichtmal Fremdsprachen sprechen oder lesen können.
Und wenn man sich mal die Studien anguckt die die Embryonentoxizität etc. von Glyphosat nachgewiesen haben findet man häufig auch heraus, dass kein Embryo auch nur annähernd mit den geprüften Dosierungen in Kontakt kommen kann.
Der Rest wurde schon häufig genug gesagt und sehr gut erklärt, ich werds nicht wiederholen.
Ganz zum Schluss noch: Wenn bewiesen wird/ist, dass Glyphosat (und jeder andere Wirkstoff auch!) die ihm nachgesagten Wirkungen hat und zwar in realistischen Konzentrationen, dann gehört Glyphosat ebenso verboten wie jeder andere Wirkstoff unter den entsprechenden Voraussetzungen auch, was im Übrigen ja auch passiert (siehe Neonicotinoide und Bienen!).
Liebe Grüße,
Daniel