Wagt Europa, Glyphosat zu verbieten? titelt heute die ZEIT einen Online-Beitrag und steigt ein mit dem Satz:
"Selbst Wissenschaftler können sich beim Unkrautvernichter nicht einigen, ob es krebserregend ist."
Doch, können sie - und haben sie. Die Frage ist längst entschieden. Wie beim Thema Klimawandel entsteht der falsche Eindruck dadurch, dass in den Medien immer wieder Kritiker in einem Umfang zu Wort kommen, der ihrer tatsächlichen Bedeutung überhaupt nicht entspricht.
Im Beitrag selbst geht es dann ein klein wenig differenzierter zu, immerhin.
Allerdings:
"In dieser Nähe zwischen Kontrolleuren und Kontrollierten liegt der entscheidende Unterschied zwischen der Arbeit des Bundesamts für Risikobewertung (BfR) und jener der Krebsforschungsagentur der Weltgesundheitsorganisation. Die Fachleute der IARC nämlich bewerten ausschließlich Studien, die öffentlich zugänglich sind. Firmeneigene Ergebnisse mit Geheimhaltungsvorschrift sind für sie tabu. Das Gremium gilt auch deshalb als besonders glaubwürdig – entsprechend schwer wiegt sein Krebsverdacht."
Das IARC ist deshalb besonders glaubwürdig, weil es nicht alle Studien berücksichtigt? Eigenartige Sichtweise.
Bezeichnend ist auch einer der ersten Leserkommentare:
"Das Problem ist, dass dieses Gift Insekten killt. 75 Prozent weniger Insekten als vor 27 Jahren. Insekten bilden das Fundament unseres Ökosystems. Aber Hauptsache die Bauern können weiterhin problemlos ihre Monokulturen bewirtschaften. Wo lebe ich hier eigentlich, dass bei so einer Nachricht wie mit dem Insektensterben viele noch immer dieses Gift verteidigen."
Dagegen geradezu bemerkenswert differenzierend dieser Beitrag:
"Machmal frage ich mich, ob diese Debatte nur ein Ablenkungsmanöver ist. Wenn der Nachweis der Gifitgkeit so schwierig ist, dann sollten wir uns vielleicht zuerst um diejenigen Probleme unserer Landwirtschaft kümmern, die solide nachgewiesen sind:
- Gülleausbringung und Überdüngung, die Trinkwasser, Flüsse und Meere zerstören
- Insektenarten verschwinden wegen der übermässigen Zerstörung von Flächen und der Ausbringung von Insektiziden und Pestiziden
- Klimagase entweichen in gigantischen Mengen aus den Viehställen in die Atmosphäre
- Die Tierhaltung verbracht in Unmengen Antibiotika. Diese Medikamente, die bei Menschen inzwischen stark rationiert eingesetzt werden weil sie resistente Bakerien erzeugen können, werden quasi in Kübeln im Stall eingesetzt und erzeugen neue resistene Keime allerorten.
- Nachhaltigkeit der Fleischproduktion: 75% des Fleisches aus Deutschland wird exportiert - die Belastung des Trinkwassers, der Luft und der Gewässer bleibt jedoch in Deutschland. Wollen wir für die Profite Einzelner wirklich eine derart wenig nachhaltige Exportpolitik verfolgen, die unsere lokalen Ressourcen zerstört?"