Ich habe nun seit gestern Abend überlegt, wie ich passend ausdrücken und hier schreiben kann, was mir am Ton der letzten Nachrichten - konkret, seit diese Bienenhölzer von Roeschen1 gezeigt wurden - aufgestoßen ist. Eine ganze Nachricht habe ich gestern dann vor dem Abschicken wieder gelöscht, nun also ein neuer Versuch.
Die Problematik der Einwürfe hier ist mir - so wie es verstehe - bekannt und ich stimme auch zu. Aber ich finde es befremdlich, dass sich die unterschwellige Kritik an jemandem entlädt, der offensichtlich ja doch schon einiges tut. Warum gerade Menschen, die zu konkreten Themen ohnehin aktiver sind als der große Rest der anderen, in einigen Fällen verstärkter Kritik ausgesetzt sind, ist ein vor allem im Internet mittlerweile recht verbreitetes Phänomen. Dass eine Person schärfer verurteilt als jemand, der gleich gar nichts tut, erschließt sich mir nicht - und nicht nur das, es macht mich unbehalten und gleichzeitig hilflos, weil ich nicht verstehe, woher dieses Mit-der-Nase-auf-Fehler-Stupsen herkommt und was es beabsichtigen soll (außer natürlich berechtigte Info, ich schreibe ständig Mails an Leute mit suboptimalen Nisthilfen).
Konkreter meine ich: Da gibts einen Typen, der recht gute Insektennisthölzer anbietet, die so fantasievoll gemacht sind, dass sie wohl auch Leute ansprechen, denen sowas sonst nicht in den Garten käme. Statt das zu honorieren, immerhin sind die Dinger besser als 98% des sonst käuflichen Mists, wird entgegnet, man würde angesichts dessen doch lieber "gestorbene Bäume" oder "Holzstämme herumliegen" lassen. Ok - ist Geschmackssache, ich würd die Blöcke auch nicht kaufen. Aber sie bieten doch eine deutliche Erweiterung zum natürlich vorkommenden Material? Der Einwurf mit der mangelnden Tiefe ist natürlich richtig - aber ist es nicht doch besser, überhaupt etwas anzubieten als nichts? Also besser ein Weibchen als gar keins? Und dann die Sache mit dem Naturschutzgebiet. Da tue ich mir besonders schwer, weil der Vorwurf natürlich völlig berechtigt ist. Aber tut der Mann, der über Wildbienen aufklärt, Bienenwiesen anlegt, Leuten Nisthilfen für Wildbienen verkauft, mit einem Obstbaubetrieb koopiert, der weitere regionale Produkte verkauft... nicht doch genug für die Natur Sinnvolles, das insgesamt den Einfluss seiner Bienen auf das Schutzgebiet in gewisser Weise aufwiegt?
Ich halte selber auch Honigbienen. Mit meinen Vorträgen bei Imkervereinen, im Gespräch mit Imkerinnen und Imkern und im Austausch mit Leuten, die Honig kaufen, habe ich so viele Anknüpfungsmomente, dass ich viel mehr über Wildbienen erzählen kann, als wenn ich keine Honigbienen und keinen Honig hätte. Mich macht daher der Gedanke beklommen, es wär besser, ich würd die Honigbienen verhungern und auslaufen zu lassen und erst dann wäre mein Engagement für Wildbienen wirklich etwas wert. Und auch erst dann, wenn meine Nistklötze 20cm tief sind.