Das ist eine schöne Frage. Ich werde mal etwas dazu sagen, ohne groß chemisch oder botanisch zu werden (könne ma dann ja immer noch ma).
Die Pflanzen, die bei uns eine schöne Herbstfärbung machen, machen das nicht in jedem Klima und nicht an jedem Standort. Voraussetzung für eine Herbstfärbung ist, dass die Pflanzen "merken", dass es Winter wird. Da spielt eine vorausgehende Trockenheit im Sommer ebenso eine Rolle, wie die kühler werdenden Nächte und Tage.
Wenn die Pflanze merkt, dass es Winter wird, dann sieht sie auch zu, dass sie ihre wichtigen Reserven wieder zu sich nimmt. Sie "weiss", dass sie ihr Laub im Winter besser abwirft, weil sonst ohnehin die Vakuolen platzen würden (Frost) und weil ihr Laub eventuell ungünstig Wasser verdunsten läßt. So ist z.B. besonders bei winterlichen Minusgraden die Luftfeuchtigkeit häufig sehr gering, das heißt, dass die Luft beim Wärmerwerden (Tag, Wintersonne) sehr viel Wasser aufnehmen kann und will obwohl der Boden oft noch gefroren ist. Zudem kommen im Winter häufig (aus-)trockende Winde dazu. Immergrüne haben daher in der Regel recht dickes, festes Laub mit einer glänzenden Wachsschicht zum Schutz vor Verdunstung etc.
Aber zurück zu den Herbstfärbern, die sich ja auf ihren Laubabwurf vorbereiten wollen!
Sie sehen jetzt tatsächlich zu, dass sie ihre wichtigen Ressourcen abbauen. Das Chlorophyll ist als komplexer chemischer Stoff so ein wichtiges, teures Gut. Die Pflanze baut es selber ab und zerlegt es in Stoffe, die es sinnvoll speichern kann (in der Regel in der Wurzel oder extra dafür gemachten Speicherorganen, wie z.B. Knollen, Zwiebeln etc.).
Wenn grünes Chlorophyll als Hauptpigment der Blätter abgebaut wird, so werden darunterliegende Carotinoide sichtbar. Diese hatten ursprünglich die Funktion, Licht zu Sammeln und energetisch sinnvolles Licht in die Chloroplasten mit Chlorophyll zu lenken und/oder Chlorophyll vor einem Schaden von zu intensivem Licht zu schützen (ist in dieser Funktion also quasi ein etwas sonderbarer Ersatz für meine Sommersprossen
). Daher sind in der Regel auch besonders junge, empfindliche Triebe eher rötlich gefärbt und bei vielen rotlaubigen Pflanzen vergeht das Rot, wenn sie zu schattig stehen (weil die Pflanze es sich im Schatten nicht leisten kann, noch mehr Licht "wegzusammeln" und - sparsam wie sie nu mal ist - auch nicht unnötig mit Carotinoiden um sich schmeissen möchte).
Wenn die Pflanze das Wichtigste, das Chlorophyll, "gesichert" hat, dann baut sie auch noch die Carotinoide ab. So kommt es bisweilen vor, dass die Herbstfärbung sich verändert, von z.B. rot über gelb zu bräunlich-trocken. Oder aber die Pflanze baut alles gleichzeitig ab. Ich glaube, in dem Punkt ist die Natur etwas variabel.
Aber "sparsam" ist sie, was ihre Ressourcen anbelangt. Das ist weise.
Grüße
Iris