Ich bin seit ca. 50 Jahren ein passionierter Pilzsucher und habe meine Kenntnisse nicht nur aus Büchern, sondern auch aus umfangreicher Praxis inklusive Pilzpirsch mit ausgewiesenen Kennern.
Es ist natürlich unmöglich, in einem Beitrag das ganze Pilz-Einmaleins zu bringen. Man muss sich zweifellos auf das Wesentliche beschränken. Und dann findet natürlich zwangsläufig jemand, der Lücken findet. Sollte ich etwa ein Pilzbuch abschreiben?
Beispiel Schwefelköpfe: Je nach Autor gibt es ca. 16 Arten und Unterarten, aber nur 2 Hauptvertreter - und die habe ich genannt. Der einzig relevante giftige ist der grünblättrige Schwefelkopf. Der einzige gute Speisepilz ist der rauch- bzw. graublättrige Schwefelkopf. Beide sind gegenüber den anderen Schwefelkopfarten deutlich unterscheidbar. Die anderen Schwefelkopfarten sind zudem nicht giftig, höchstens bitter und haben andere Lamellenfarben.
Nicht umsonst habe ich bei Schwefelköpfen den Geschmackstest empfohlen, der dann mit praktisch letzter Sicherheit den rauchblättrigen Schwefelkopf vom grünblättrigen und auch von den anderen Arten unterscheidet, denn auch diese sind bitter.
Allgemein kann ich nur die Beiträge bekräftigen, die darauf hinweisen, dass man Pilze auf keinen Fall mit Halbwissen und Sorglosigkeit suchen soll. Obwohl ich sehr viele Sorten mehr oder weniger gut aus persönlichem Erleben kenne, sammle ich nur ca. 30 ... 40 Hauptsorten (ohne Unterarten) und da auch nur die, wo das Verwechselungsrisiko gering ist bzw. wo ich die meist weniger giftigen Doppelgänger genau kenne. Ich habe schon oft erlebt, dass das Buchwissen sehr wichtig ist, dass aber in der Natur viele verschiedene Ausprägungen einer Art vorkommen, die man nur anhand der Bilder und Kurzbeschreibungen der Pilzbücher nicht richtig bzw. nicht mit letzter Sicherheit richtig bestimmen würde. Solche Pilze lasse ich lieber stehen.
Übrigens warne ich vor dem Geschmackstest im allgemeinen. Es gibt tödlich giftige Pilze, die sehr gut schmecken, allerdings nur einmal. Aber bei Schwefelköpfen, Täublingen und dem Gallenröhrling (Bitterpilz) ist der Geschmackstest sinnvoll, weil giftige bzw. ungenießbare Sorten dieser Gattungen bzw. Arten deutlich bitter oder auch pfeffrig schmecken.
Bei Täublingen gibt es fast bei allen Farben gute und ungenießbare bis giftige Doppelgänger, außer bei den grünvioletten. Im Wald kann man ohne Mikroskop (Sporen) die Doppelgänger kaum unterscheiden. Deshalb ist hier der Geschmackstest sinnvoll.
Ich nehme aber Täublinge selten, da diese sehr drecken, da die Lamellen sehr spröde sind. Zudem sind die Täublinge fast immer madig und schmecken tun sie auch nicht besonders gut - sind mir zu scharf bzw. pfeffrig, auch die milden "guten" Sorten. Nach dem Krieg hat man manche eigentlich schlecht schmeckenden Pilze oder ungenießbaren Pilze als Gewürzersatz genommen, darunter auch den Täubling (Pfefferersatz). Andere Sorten schmecken nach Maggi (nicht ganz ungiftig) oder Knoblauch. Und mancher hat immer einen kleinen Fliegenpilz mitgebraten, weil der so schön psychodelisch wirkt. Allerdings ist das nicht ganz ungefährlich, weil der (Rausch-) Giftgehalt je nach Exemplar sehr unterschiedlich sein kann. Und zusammen mit Alkohol und /oder Medikamenten können viele harmlose oder schwach giftige Arten plötzlich gefährlich werden.
Ich nehme auch selten den Steinpilz, da auch dieser fast immer madig. Im Gegensatz zu anderen Sorten sind aber die Maden und Madengänge im steinpilz bei schwächer madigen Exemplaren fast nur mit Lupe zu erkennen. Ich gehöre nicht zu den Sammlern, die Pilze essen, wenn die Maden auf den ersten Blick nicht zu sehen sind, obwohl ich weiß, dass Steinpilze sehr häufig madig sind. Außerdem schmecken steinpilze nicht wirklich und ich kann nicht die Sammler verstehen, die stolz sind, wenn sie mal einen finden.