Max, vllt. klingt für dich der "Küchengarten" städtisch verklärt.
ich kenne Leute, für die ist "nett" inhaltlich so belegt, dass sie es fast als Beleidigung empfinden....
Für mich hat die "Selbstversorgung" diesen Klang nach illusorischem Landlebenidyll.
Der "Küchengarten" ist für mein Sprachempfinden die Abgrenzung zum
"Erholungs-"(ich muss schooon wieder Rasenmähen und die Bäume kommen auch noch weg, all das viele Laub, detr Ahorn macht jedes Jahr so eine Sauerei und die roten Zierpflaumen auf der hellen Terrasse...) ,
Spiel-(die Kinder sollen doch draußen spielen können,
Zier-(mein Schöner - Wohnen- Katalog in 3 D),
Repräsentations- (wer hat die tollste grellste Katalogneuheit, die hergeholteste Rarität)garten.
Und im Gegensatz zum "Nutz-"garten hat der Küchengarten meines Begriffsverständnisses - und daher mag die Assoziation des Verklärten rühren- nicht den Haut Gout von Pflicht, Effizienz und Wirtschaftlichkeit.
Der Küchengarten darf auch Freude machen, nicht nur beim Gärtnern, auch beim Kochen, auch beim Essen.
Er ist ein klein wenig mehr als nur nützlich.
Und, das nur am Rande, ist das "Selbstversorgerlandleben" alles andere als idyllisch, Die Resthofbewirtschafter, Hobbybauern, Möchtegernselbstversorger, von denen ich inzwischen etliche kenne, rennen sich bis zum Umfallen die Hacken ab....und brauchen ein solides Einkommen, um ihr Vergnügen zu finanzieren.
Sicherlich - die eine oder andere übriggebliebene Kifferkommune in einer ländlichen Bruchbude kommt ohne viel Arbeiten aus - aber das ist noch eine andere Spezies Mensch. Die faseln vllt. von Seymour. Die anderen versuchen, seine Anleitungen auszuprobieren und kommen früher oder später zu der schmerzhaften Einsicht, dass der alte John ihnen einen Bären aufgebunden hat.
Lisa15s Großeltern hatten vermutlich keine Alternative zum Selbstversorgerleben - wie schwer sie arbeiteten, hat Lisa beschrieben.
Die heutigen Möchtegernselbstversorger haben meist sehr wohl eine Perspektive, oft überdurchschnittlich gebildet, kritisch denkend, selbständig. Diese Perspektive fallenzulassen oder nicht wahrzunehmen, gibt es die unterschiedlichsten Gründe.
Es gibt dann noch die anderen, die es nie bis zum "eigenen Resthof" schaffen, die sich nur mit Träumen und faseln beschäftigen, die ganz unrealistischen "du, ich hab erst 'ne kaufmännische Lehre angefangen, aber das war echt nichts für mich, weißte, hab dann Sozialwesen studiert und so verschiedenes gemacht seither und ich wäre ja gerne unabhängig von dieser Geselsschaft, die geht mit sowieso aufn Pzuffer mit ihrem Konsum- und Leistungszwang, also mit dem Peter, der ist ja Gärtner, ne, mit dem könnte man aufm Land was machen und die Andrea, die macht ja Tiertelepathie und die interessiert sich ja für Heilkräuter, da wär doch bestimmt ne Chance, was aufzubauen....also ich bin ja handwerklich nicht so geschickt, aber ich war neulich aufm Filzworkshop....."
Schluss mit Lästern.
Landfrau