Eine Voraussetzung zum Keimen muss in jedem Fall gewährleistet sein, das ist das Quellen des Samens. Sobald ein Same quillt (aus der Umgebung Wasser aufnimmt), wird er "aktiv", einige Stoffwechselvorgänge laufen wieder an. Das Quellen zeigt dem Samen also schonmal, dass Wasser in flüssiger Form vorhanden ist.
Im gequollenen Zustand kann der Embryo im Inneren, zumindest bei Lichtkeimern, und bei nicht zu tiefer Lage im Erdboden, anhand der Photoperiode (also der Länge von Tag und Nacht) ungefähr die Jahreszeit "erkennen", also zumindest Winter und Sommer unterscheiden. Die Unterscheidung von Herbst und Frühling klappt aufgrund der Tageslängen natürlich nicht so einfach.
Weitere Faktoren sind zum Beispiel, dass bei vielen Pflanzen der Embryo bei der Samenreife noch nicht voll ausgewachsen ist, und erst nachreifen muss, bevor er keimen kann. Das bewirkt dann eine zeitlich mehr oder weniger fixe "Ruhephase" (die in Wirklichkeit eine Wachstums- und Differenzierungsphase ist), die zwischen der Samenreife und der Keimung liegt und auch mehrere Jahre dauern kann.
Auch Keimungshemmstoffe wie Abscisinsäure, die mit der Zeit ausgewaschen werden müssen (was ja ebenfalls verfügbares flüssiges Wasser bedeutet), spielen häufig eine Rolle.
Alle diese (und andere) Mechanismen bewirken eine Verzögerung beim Auskeimen, und dienen unter anderem auch dazu, in der "richtigen Jahreszeit" zu keimen. So was geht natürlich auch mal schief, und einige Nachzügler keimen im Herbst, einige gar nicht...