@günther
Dir fehlt der rechte Wunderglaube!

Ich hatte schon einmal irgendwo geschrieben, dass ich mal einen Schrebergarten hatte, der in der Zwanziger oder Dreißiger Jahren mit black carbon angereichert wurde. Der ursprünglich eher sandige Boden sollte dadurch zur fruchtbaren Schwarzerde werden. Der Boden wurde wirklich tiefschwarz, allerdings ist schwarzer Sand genauso unfruchtbar wie normaler. Der Effekt war im Prinzip nahe Null. Im Frühjahr wurde der Boden etwas schneller warm, aber im Hochsommer dafür so heiß, dass er sehr schnell austrocknete. Der einzige wirkliche Effekt des black carbon war, dass sich dieser in jeder Hautpore festsetzte. Selbst durch intensives Waschen wurde man nicht sauber. Es war eine immense Schweinerei. Letztlich musste der gesamte Gartenboden als Sondermüll entsorgt werden. Nachdem viele Jahrzehnte vergangen sind, wird der alte Unsinn mit black carbon wieder aufgewärmt, da die damaligen Zeugen ausgestorben sind. Außerdem verwendet man nicht mehr die deutsche Bezeichnung, sondern im Sinne des Zeitgeistes die englische. Nach meinen eigenen Erfahrungen wäre es blöde, black carbon absichtlich unterzumischen. Ich denke, black carbon ist ein unbeabsichtigtes Nebenprodukt der schwelenden, unvollständigen Verbrennung.
Ich habe mal die vorherigen Links gelesen. Ich kann mir nicht so richtig vorstellen, wie man Kohlenstoff so oxydieren kann, dass eine feste Kohlenstoffverbindung entsteht. Nach meinem Wissen sind alle Oxide des Kohlenstoffs gasförmig. Eine Oxydation im weiteren Sinn wäre eine Art Vergärung.
Wie Günther schon feststellte, ist es nicht plausibel, dass große Schwarzerde- und Terra-Preta-Gebiete durch menschliche/technologische Herstellung von Holzkohle und deren Vergraben entstanden sind. Dazu sind die erforderlichen Mengen um einige Zehnerpotenzen zu hoch. Nur durch jährliche Brandrodungen über längere Zeit, natürliche Wald- und Steppenbrände von feuchtem Holz bzw. Gras können solche Tonnagen hergestellt werden.
M.E. kann außer durch solcherart entstandene Holzkohle der stabile "Humusgehalt" und die Bodenfruchtbarkeit auch durch Vertorfung und Vergärung entstanden sein, vielleicht auch durch Kombination von Beidem, also der Bildung einer dicken Torfschicht und ihrer teilweisen Verbrennung in einer Trockenzeit (Entstehung der feinen Holzkohle). Dafür sprechen die geringe Partikelgröße der Holzkohle (bei Entstehung aus massiven Holz entstehen gröbere Partikel) und die nur verschwelende Verbrennung, da Torf viel Wasser aufsaugt.
Das Finden von ein paar Keramikscherben beweist überhaupt nicht, dass diese Böden menschlichen Ursprung sind. Das ist purer Wunderglaube und Romantik. Vielmehr haben sich die Menschen da angesiedelt, weil dort fruchtbarer Boden ist.
Um solche Böden in ihrer gigantischen Menge menschlich herzustellen, ist eine Jahrhunderte währende Hochkultur erforderlich, die die Menschen in ihrer Gesamtheit durch religiös verbrämte Regeln dazu verleitet, über viele Generationen hinweg eine gigantische Arbeitsleistung ohne unmittelbaren Nutzen zu erbringen, denn der Nutzen stellt sich erst stark zeitversetzt ein. Der Pyramidenbau ist dagegen vom Aufwand her gar nichts dagegen. Ich hatte aber in einem vorherigen Beitrag schon darauf hingewiesen, dass es noch nie in der Menschheitsgeschichte eine Hochkultur in einem Regenwaldgebiet gegeben hat. Nur starke jahreszeitliche Wechsel erfordern eine vorausschauende Organisation der Gesellschaft und damit eine Hochkultur inklusive einer stabilen Religion, die für die gesamtgesellschaftliche Motivation für eine derartige menschliche Leistung damals erforderlich war. Deshalb entstanden alle historischen Hochkulturen in "Mangelgebieten". In manchen Fällen gab es später eine Ausbreitung in feuchtere Gebiete, z.B. Reich der Khmer.
Man sollte auch beachten, dass damals die menschliche Produktivität sehr niedrig war, insbesonderer in einer urgesellschaftsnahen Zivilisation wie im Amazonasgebiet, d.h. die Menschen lebten von der Hand in den Mund und konnten unmöglich so nebenbei eine solche gigantische Arbeitsleistung erbringen.
Selbst mit der heutigen Produktivität und Technologie ist es nicht vorstellbar, dass man in Deutschland großflächig solche Böden in solche Dicke künstlich herstellt. Pro Hektar würde das sicherlich Kosten in Millionenhöhe erfordern. Es ist deshalb purer Wunderglaube, wenn man auf diese Weise künftig die Ernährung der Menschheit sicherstellen will, wie das manche dieser Terra-Preta-Aktivisten in ihren Artikeln behaupten.