Natürlich wissen wir noch nicht die komplette Entstehung der Terra Preta. Ich halte es auch für unsinnig die exakten Komponenten übernehmen zu wollen. Das hat noch nie funktioniert.
Genau! Und wir könnten es ja unter anderen klimatischen Bedingungen auch garnicht 100% nachbilden, da ja einiges bei uns nicht sooo gut wachsen würde, oder?
Ich habe im letzten 3/4 Jahr diesen Terra Preta-Hype immer so ein bisschen mitverfolgt, mir den BBC und den Arte-Movie mehrmals angeschaut, ´nen Haufen Zeugs gelesen etc., und denke mir mittlerweile, dass die Terra Preta des Amazonasgebietes eine Kombination aus Kompostwirtschaft, Mulch oder Flächenkompostierung und Recycling unter dortigen Bedingungen war. Regionale Kompostwirtschaft. Das ist ja auch nicht über Nacht passiert. Was haben denn die Leute früher mit ihren (damals noch rein organischen) "Abfällen" gemacht? Zum Kochen: Holzfeuer. Da fällt Asche und sicherlich auch eine Portion verkohlter Holzrückstände an. Essenreste, Pflanzenreste, Kleidungsreste, Knochen und Gräten, Tierkadaver, tierische und menschliche Exkremente.... Was haben die wohl damit gemacht? Vielleicht irgendwo auf einen Haufen geschmissen, und dann hat der Erste mal festgestellt, dass sich das "verwandelt" hat, hat es dann auf seinen Acker gebracht und verteilt. Was den Holzkohle-Anteil betrifft, wird auch von dem einen oder anderen Forscher davon ausgegangen, dass die Leute damals ihre Felder nach der Ernte abkokelten, allerdings mehr in Form von Schwelbränden. Denen wird auch mal ein Tontopf runtergefallen sein, was z.B. Scherben erklären könnte. Und wenn das alles über Jahrhunderte so macht, dann wird sich der Boden verändern, denke ich. Versuchen wir mit Kompost, Mulch, Gründüngung, Zugabe von Ton- und Gersteinsmehlen doch auch nicht anders. Die Mikroorganismen kommen eh von alleine dazu, ebenso die Pilzsporen.
Doch einzelne Elemente, wie z.B. die Holzkohle, die ja nun eindeutig zur Nährstoffhaltigkeit beiträgt, könnte man auch bei uns einsetzen.
Und genau das, wird an seriösen Instituten auch mit Erfolg erprobt. Schau mal unter Biochar-international.org
Klar! Ist auch nix neues, siehe die sogenannte "Graberde", die so schön schwarz ist. Das mit der Biochar, hmh, da gibt es recht konträre Ansichten. Zum Einen ist Biochar (oder einfache Holzkohle) nicht gleich Terra Preta, wird aber oft in einen Topf geschmissen. Das Interesse an Biochar hat auch einen ganz einfachen monitären Hintergrund: CO2-Zertigfikate. Kann man Geld mit machen, da kann man auch Forschungsgelder lockermachen. Für mich haben die Verfahren zur Gewinnung von Biochar, ob nun durch Pyrolyse oder HTC (Hydrothermale Carboniserung), einen "kleinen" Schönheitsfehler: Zum Einen muss Energie eingesetzt werden, die irgendwo herkommen muss, zum Anderen (besonders wenn ich die Utopien einiger Unternehmen betrachte) würde durch immer stärkere Umwandlung der Biomasse, die wir normalerweise zur Kompostierung und zum Mulchen verwenden, genau diese Biomasse quasi aus dem Umlauf gezogen. Doch wäre einiges dabei, was unsere Böden in "Rohform" benötigen, damit entsprechende Umwandlungsprozesse, die letztlich zur Humusbildung führen sollen, überhaupt stattfinden können. Woraus sollen den Bodelebewesen die Materialien bekommen, die sie in pflanzenverträgliche Nährstoffe umwandeln? Ob unsere geliebten Gartenhelfer, die Würmer so einen Appetit nur auf Charcoal oder Biochar haben?
Den einzelnen 'Trittbrettfahrer' der meint damit sich eine goldene Nase zu verdienen, den sollten wir hier doch mal außer acht lassen.
Vorsichtshalber sollten wir sie nicht ganz aus dem Blick lassen. Man weiß ja nie, was die noch anrichten könnten.
Gruß, Kyosan