"Ziehharmonikablätter" sind bei dieser Gruppe von Orchideen aus der
Oncidium-
Odontoglossum-Allianz nicht ungewöhnlich und auch nicht immer zu vermeiden, vor allem nicht, wenn man sie im Zimmer hält. Besonders
Miltoniopsis und ihre direkten Abkömmlinge ("Cambria") neigen dazu - letztere sogar noch mehr, weil ihre Wachstumsphasen im Gegensatz zu Miltonien kaum noch an Jahreszeiten gebunden sind. Sie mögen halt eher kühl-temperierte, luftfeuchte Standorte, und in den letzten Wochen waren unsere Wohnzimmer, bedingt durch den langen und kalten Winter, so ziemlich das Gegenteil.
Also, wenn es ab und an mal solche missgebildete Blätter gibt, ist das eigentlich kein Grund zur Sorge.
Anders sieht es aus, wenn das Problem solche Ausmaße annimmt wie bei Euch. Dann gibt es zwei Hauptursachen, nämlich zum einen unregelmäßiges Gießen, oder zum anderen massive Wurzelschäden. Naja, das erste Problem läßt sich einfach mit mehr Aufmerksamkeit für die Pflanze in den Griff bekommen - eine solche Orchidee ist eben kein Kaktus und auch keine
Phalaenopsis.
Massive Wurzelschäden können aus drei völlig unterschiedlichen Ursachen entstehen:
- Der Hauptgrund ist im allgemeinen übermässiges Gießen, besonders in Verbindung mit einem schlecht belüfteten Substrat, das vielleicht sogar jede Menge verrottete Bestandteile (Wurzelreste, zerfallene Rinde) enthält. Im diesem Fall werden die Wurzeln oft braun und verfaulen.
- Häufig kommt es aber auch zu Schäden durch wurzelfressende Tiere, hauptsächlich Schnecken, Asseln und Trauermückenlarven (letztere bei torfhaltigen Substraten), die man sich vielleicht bei einem Freilandaufenthalt der Orchideen "eingefangen" hat. Da kann es passieren, dass ein paar kleine Schnecken oder Asseln unbemerkt fast alle der grünen und frischen Wurzelspitzen abgefressen haben, so dass man bei den Neuwurzeln nur noch Stummel findet, die zum Teil sogar ausgehöhlt sind - die weiße, äußere Velamenschicht aus Korkzellen fressen sie nämlich nicht. Hier hilft etwas Schneckenkorn (gegen Schnecken), eine halbierte Kartoffel (um Asseln zu fangen) oder Gelbtafeln (fangen die schlüpfenden Trauermücken weg).
- Schäden können aber auch entstehen, wenn man zu wenig gießt! In diesem Fall bleiben die Wurzeln weiß, aber schrumpfen etwas und werden nicht mehr grün, wenn man sie befeuchtet: sie bestehen nur noch aus verkorkten und abgestorbenen Zellen - Exitus!
Wenn es soweit gekommen ist, ist die Pflanze aber noch nicht hin - zumindest nicht, solange sie sich noch keine der üblen Pilze eingefangen hat, wie
Phytophthora, erkennbar an von unten her faulenden Pseudobulben und an der violetten Verfärbung des Rhizoms, wenn man dieses anschneidet.
Sind noch genügend gesunde Wurzeln da und die Pflanze frei von Schadpilzen, oder bildet die Pflanze gerade im Austrieb viele neue gesunde Wurzeln, topft man sie einfach in mildfeuchtes, frisches Substrat um und gießt in Zukunft angemessener. Sind nur noch wenige oder keine Wurzeln mehr da, topft man ebenfalls um, stülpt der Orchidee dann aber eine durchsichtige Plastiktüte über, um die Luftfeuchtigkeit dauerhaft hoch zu halten. Ist die Pflanze im Austrieb, stellt man sie gleich warm und hell, ansonsten eher temperiert, um ihr eine Ruhepause bis zum Austrieb zu gönnen.