Selbstfruchtbar heist doch, das sie nicht befruchtet wurden, weil es hier keine Feigenwespe gibt. Die Samen der Früchte sind steril. Das Saatgut meiner Feigen stammt aus Afghanistan, wo die Elternfeigen befruchtet wurden. Ich reagiere darauf, das Herr Seiler schreiben soll, das afghanische Feigen hier nicht fruchten sollen. Das stimmt so nicht. Mein Saatgut stammt von Kulturfeigen, die in Afghanistan von wilden Feigen befruchtet wurden. Kunduz bekam eine sehr große Frucht, Roxana eine mittelgroße Frucht. Viele Sämlinge werden Zwitter, doch auch die bekommen zum Teil selbstfruchtbar weibliche ausreifende Früchte.
Selbstfruchtbar heisst, dass eine Befruchtung ohne Kaorifikation stattfindet. Bei uns wichtig, weil das Tier bzw. auch die für die Pollen zuständige männliche Feige, die Bocksfeige, normalerweise nicht vorkommen. Ist aber durchaus möglich, dass in warmen Sommern bei Südwind einige dieser Tierchen es bis nördlich der Alpen schaffen.
Im Süden ist es sehr wohl der Fall, dass auch die uns bekannten parthenokarpen Sorten von dem Insekt bestäubt werden. Aber auch dort werden nicht alle Feigen von dem Insekt bestäubt, denn dazu ist es Voraussetzung dass Bocksfeigen in der Nähe sind. Es macht also auch im Süden Sinn, etwa im Stadtgebiet, autofertile Sorten zu pflanzen.
Bei mir bilden deutsche Sorten mit afghanischen Eltern selbstfruchtbar reife Früchte.
Was sind deutsche Sorten mit afghanischen Eltern?
Das sagt alles wenig aus. Erstens braucht es dafür Langzeitbeobachtungen und nicht ein oder zwei Jahre in denen es mal einzelne reife Früchte gibt. Die neue Sorte muss zeigen, dass Jahr für Jahr ein Großteil oder besser alle Feigen reif werden. Zweitens entstehen auch immer wieder Feigenbäume, die gleichzeitig (auch spontan) parthenkarp und nicht parthenokarp sind. Die voll parthenokarpen Feigen sind Mutationen, die im Laufe der Geschichte vom Menschen ausgelesen wurden. Das hat sicher sehr lange gedauert.
Gibt es belastbare Angaben darüber, dass Feigen in WH-Zone 5 oder 6 kommerziell angebaut werden? Ich fürchte nein. In Xinjang oder in den höheren Lagen Afghanistans gibt es bestimmt Gebiete mit begünstigtem Mikroklima. Dass hochalpine Gebiete in naher Zukunft mit Feigenplantagen übersäht sein könnten, halte ich aus diversen Gründen für unwahrscheinlich.