Vielleicht noch eine Frage in die Runde, ich hab immer noch so knapp 30 Sämlingspflanzen von der "Pfälzer Fruchtfeige", welche ja recht wahrscheinlich eine Brown Turkey ist. Denkt ihr, dass es Sinn macht unter den Sämlingen nach "verbesserten Eigenschaften" zu suchen, oder lohnt sich das bei Brown Turkey nicht?
Sämlinge sind so eine Art Lotto: Wenn man Glück hat, ist unter den Sämlingen einer, der genauso gut oder besser als die bestehende Sorten ist. Richard Cox, der die berühmte Apfelsorte Cox's Orange gezüchtet hat, hatte nur ganz wenige Sämlinge, ich glaube es waren fünf.
Normalerweise werden bei der modernen Sortenzucht tausende Sämlinge geprüft, um dann eine oder einige wenige vielversprechende neue Sorten zu bekommen. Der Aufwand ist immens und bis man eine Sorte soweit getestet hat, dass man sie allgemein empfehlen und verbreiten kann, dauert es beim Apfel etwa 25 bis 40 Jahre.
Erfolgversprechender scheint es mir zu sein systematisch die Feigenbäume in der Umgebung zu beobachten und zu schauen, ob dort reichtragende Bäume mit gutschmeckende Feigen zu finden sind.
Man kann fragen, ob man mal eine Feige versuchen darf, ob viel draufhängt, sieht man ja meistens und man kann auch schauen, ob der Stamm Frostschäden davongetragen hat. Ich habe es noch nicht erlebt, dass ich mir keine Steckhölzer schneiden durfte.
Manchmal findet man sogar in Deutschland Zufallssämlinge. Im etwas verwilderten Hof meiner Nichte wachsen zum Beispiel zwei verschiedene Feigen-Zufallssämlinge, die ich seit einiger Zeit beobachte. Wenn man mit offenen Augen durch die Welt geht, findet man vielleicht selbst auch mal einen Feigen-Zufallssämling.
Viele heutige Apfelsorten stammen von Zufallssämlingen, z.B. Boskoop, Ingrid-Marie, Golden Delicious, Braeburn, Granny Smith, etc.