Kann gar nicht aufhören, nachzudenken
Mir gefällt die Theorie absolut nicht, dass so viele Tulpen die Farbe wechseln im Laufe der Zeit.
So viele Rückmutationen sind nach meinem Dafürhalten nicht drin.
Für mich erklärt es sich so:
Man kauft schöne Tulpen, weil die Farbe zusagt, pflanzt diese in irgendeinem Substrat und erfreut sich im
ersten Jahr der Blüte. - Um welche Tulpen es sich handelt oder welche speziellen Ansprüche sie stellt, wird idR nicht beachtet (Unterscheidung Wildtulpe - Zuchttulpe sagt nichts aus)
Im
zweiten Jahr kommt nurmehr ein Teil zur Blüte aus verschiedensten Gründen: fehlende Nährstoffe im Boden, Tulpen im Vorjahr ausgegraben, zu wenig Licht, falsche Pflanztiefe etc pp, die Liste ist lang - kurz: es stehen nicht genügend Nährstoffe für eine erneute Blüte zur Verfügung.
Ab dem dritten Jahr wiederholt sich das Szenario aus dem zweiten Jahr und es kommen immer weniger oder gar keine Tulpen mehr zur Blüte, im besten Fall erscheint noch das Laub, aber selbst das irgendwann nicht mehr - die Tulpe ist verschwunden.
Nun sollte man sich betrachten, was überhaupt gepflanzt wurde.
Genau genommen ist keine Pflanze empfindlich, wenn sie unter optimalen oder superoptimalen Bedingungen (Temperatur, Boden, Nährstoff- und Wasserversorgung, Licht) gehalten wird. - Genau das passiert bei der professionellen Tulpenvermehrung. Die Pflanzen werden (super-)optimal versorgt und gehen an die Kunden.
Hier beginnt der Weg allen Übels
Es trennt sich das Tulpenlager entzwei - aus Sicht des Gärtners (!), die Tulpe kann nur annehmen, was sie vorfindet,
oder sich verabschieden, weil sie nicht länger gewillt ist, die Tragik des Lebens weiter zu tragen. - Wie sagte schon Karl Valentin: Ein Optimist ist jemand, der das Leben nicht so tragisch nimmt, wie es ist.
Tragische Tulpen ("empfindliche"): Diese Tulpen gedeihen nur unter Bedingungen zufriedenstellend oder gut, die denen ihrer alten Heimat (Vermehrungsbeete der Produzenten) entsprechen. Sie haben einen engen Konstellationsbereich in dem sie gedeihen
können. - dieser Tulpengruppe gehört die Masse der verkauften Zwiebeln an.
Aus den tragischen Tulpenvertretern werden dann in kurzer Zeit häufig
pessimistische Tulpen, die mit der Tragik des Lebens nicht länger zurecht kommen und dahin scheiden.
Optimistische Tulpen ("robuste"): Diese Tulpen gedeihen auch unter Bedingungen, die deutlicher abweichen können. Sie
tolerieren und kommen auch nach Jahren noch zur Blüte. - hierzu gehören viele Tulpen der Darwingruppe, auch einige Wildtulpen. - Welche genau, hängt von den Gegebenheiten ab.
Ergo: Im Laufe der Zeit (gegebenheitsabhängig schneller oder langsamer) bleiben in den Gärten die "einfachen, gelben und roten" Tulpen übrig.
LG
Markus
PS: Darwintulpen stehen problemlos in 30-40cm Tiefe und blühene trotzdem! Selbst wenn man bis in eine Tiefe von 20cm Tulpenvorkommen bei der Pflanzung ausschließen kann, sitzen darunter noch die gelben und roten und warten auf ihre Zeit. Durch das Umgraben bringt man Nährstoffe der obersten Bodenschichten näher an die alten Zwiebeln und düngt sie so, was die Blüte fördern kann.
PPS: Ich weiß, lange Beiträge sind nicht so, aber ich war in Fahrt