In der Digitalfotografie und der digitalen Bildbearbeitung ist das Schärfen des von der Kamera aufgenommenen Bildes meist sinnvoll bzw. unerlässlich.
Nun kann man das Schärfen natürlich der Kamera überlassen, und die meisten modernen Kompaktkameras verfügen über sehr gute automatische Funktionen hierzu. Aufwändigere Kameras und vor allem dSLR bieten die Möglichkeit, die kameraseitige Schärfung zu regulieren.
Vor allem aber bieten sie die Möglichkeit, Fotos in einem Raw-Format abzuspeichern. Dabei wird in der Kamera keine Bearbeitung der Rohdaten vorgenommen.
Raw-Bilder werden nachträglich geschärft. Der Vorteil ist, dass das Originalfoto durch die Bearbeitungsschritte nicht verändert wird, d.h. es geht keine Bildinformation verloren.
Um diese nachträgliche Schärfung soll es hier gehen.
Eine häufig benutzte Funktion in Photoshop und anderen Bildbearbeitungsprogrammen ist '
unscharf maskieren' (unglücklicher Begriff, stammt aus der alten Analogzeit).
Die meisten Schwierigkeiten dabei machen die drei Parameter, die man da verändern kann:
- Stärke
- Radius
- Schwellenwert
Die grundsätzliche Funktion von unscharf maskieren ist es, Kontraste an Kanten zu verstärken. Mit Kanten sind die mehr oder weniger harten Hell-Dunkel-Übergänge in einem Foto gemeint.
Mit Stärke regelt man, wie der Begriff nahelegt, das Ausmaß der Kontrastverstärkung (in %).
Der Radius bestimmt die Breite der Zone, in der der Kontrast angehoben wird (in Pixeln - hier sind auch Bruchteile von Pixeln möglich).
Der Schwellenwert dient dazu festzulegen, ab welchem Hell-Dunkel-Unterschied die Kontrasterhöhung wirksam werden soll (in Stufen).
Eine gute Erklärung mit Diagrammen und Beispielen findet sich
z.B. hier.
Was stellt man denn am besten ein?
Es kommt - wie so oft - darauf an, was man machen möchte. Am wichtigsten ist dabei die Frage, ob das Foto für den Bildschirm oder für den Druck geschärft werden soll. Die folgenden Werte sollen Anhaltspunkte geben.
Für den Bildschirm:
Radius ca. 0,5 und Stärke ca. 100 % (ggf. mehr)
oder, für mehr räumliche Tiefe
Radius 1 bis 2 und Stärke 50%
Für den Druck:
Radius ca. 1 und Stärke 150-200 %
oder, für mehr räumliche Tiefe
Radius ca. 10 und Stärke 50 %
In allen Fällen:
Schwellenwert 0 oder max. 5 (bei starkem ISO-Rauschen auch höher).
Man sieht, dass bei größeren Radien eine geringere Stärke der Schärfung erforderlich ist.
Man muss probieren. Dabei ist wichtig, die Darstellung des Bildes auf 100% Bildgröße einzustellen, denn sonst kann man den Effekt nicht beurteilen.
Generell sollte man beim Nachschärfen Übertreibungen vermeiden.
Wenn man in Photoshop arbeitet, empfiehlt es sich m.E., die Schärfungsoperationen auf einer separaten Ebene durchzuführen (Modus: Luminanz), denn dann kann man durch Ein-/Ausklicken der Ebene schnell vergleichen und über die Deckkraftregulierung weiteren Einfluss nehmen.
Liebe Grüße
Thomas