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Dieses Bild leitet schon etwas über, zur Einstimmung nun erstmal
I'm going deeper undergroundIn meinem Gartenhof gibt es einen alten Schachtbrunnen, der früher Vieh und Haushalt mit Trinkwasser versorgte.
Allerdings war dieser Brunnen "verschollen".
Aus Familienerzählungen war bekannt, dass er im Gartenhof sein sollte, aber keiner wußte mehr, wo genau.
Das ließ mir keine Ruhe und eines Sommernachmittags 1990 fing ich einfach mal an, die Splitt-Erdmischung, aufzugraben.
Nach einigem Herumgraben stieß ich in 30-40cm Tiefe auf einen Steinblock, als ich da drumherum weiter grub, stieß ich nach 15cm auf eine durchgehende "Stein"fläche.
Es stellte sich heraus, dass der Steinblock ein umgedrehter großer Rinnstein wie beim Strassenbau war, für mein jugendliches Alter unglaublich schwer, aber ich schaffte es, ihn zu bewegen - und darunter kam ein Loch zum Vorschein.
Und in der Tiefe des Loches schimmerte - Wasser.
Der Steinblock bedeckte eine rechteckige Öffnung von ungefähr 40x50cm in einer anscheinend vor Ort gegossenen großen Betonplatte mit dicken Eisenträgern drin, die die wesentlich größere Brunnenöffnung von ungefähr 1,2m komplett abdeckte.
Das rechteckige Loch war am hinteren Rand der alten runden Brunnenöffnung.
Aus den Familienerzählungen ging auch hervor, dass der Brunnen wohl in den Vierziger- oder Fünfzigerjahren komplett abgedeckt worden war.
Unter der Betonplatte besteht die Brunnenwand aus Trockenmauersteinen, nur grob behauen, bis in eine Tiefe von ungefähr 2m, dann werden die Wände recht glatt, in Gestein geschlagen.
Insgesamt ist der Brunnen um die 4m tief ab Bodenoberfläche.
Damals nutzte ich den Brunnen zum Gießen mit einer einfachen Gardena-Pumpe, die daneben aufgestellt wurde.
Wenn ich mich recht erinnere, konnte ich damit 2-3 Stunden intensiv giessen.
Bei tiefem Wasserstand konnte man auch schemenhaft erkennen, dass auf dem Grund Zeug lag, etwas stangenartiges - ich mutmaßte damals, es wäre das Gestell, an dem früher der Wassereimer hochgezogen worden ist.
Nach gut 2 Tagen hatte damals das Wasser wieder seinen alten Stand im Brunnen erreicht.
Wir mauerten dann die 30cm bis zur Bodenoberfläche mit Betonziegeln hoch und liessen von einem Steinmetz eine nochmal 50cm hohe Brunnenumrandung aus Sandstein hauen, die auf die Betonziegel zu stehen kam.
Darauf kam ein Holzdeckel.
Hier nun mal die Bilder, als erstes der Sandsteinrand oben auf der rechteckigen Öffnung, inzwischen mit Eisenplatte:
Jetzt der Blick in die Tiefe, rechts kann man die Abfolge erkennen - der Sandsteinrand, die Betonziegel und dann die Betonplatte mit Eisenträger, darunter fangen die Bruchsteine an:
Der orangene Schlauch war von einem früheren Versuch, eine Pumpe fest anzuschließen, das weiße Rohr war ein Platzhalter, dort habe ich unter Bodenniveau ein Loch durch die Betonziegel gebohrt, um einen Pumpenschlauch unterirdisch vom Brunnen in die daneben liegende Garage führen und dort an die Hauptwasserzapfstelle an der Terrasse anschliessen zu können.
Weiter in die Tiefe:
Der Bereich, der in anstehenden Fels getrieben wurde:
Es war damals mühselig, immer die Pumpe rauszuschleppen, aufzubauen, nach dem Gießen wieder abzubauen, so dass schon damals die Idee entstand, irgendetwas Festeres zu installieren.
Aber ich scheute und drückte mich davor, weil ich überhaupt keine Ahnung hatte, was für eine Pumpe die beste für die Situation wäre - das Grundstück ist 90m lang und hat eine Steigung von 7m, ganz oben wollte ich wenn nur irgend möglich auch gießen können.
Schlußendlich habe ich letztes Jahr in einer Hauruck-Aktion die Gardena Comfort 4000/5E geholt, weil sie einen eingebauten Druckschalter hat, weil sie eine eingebaute Sicherung gegen Trockenlaufen hat.
Das funktioniert bisher auch alles soweit gut.
Aufgrund der aktuellen Trockenzeit, ihrer Dauer, überlegte ich, das Volumen an Wassereserve, welches der Brunnen jetzt bietet, dadurch zu vergrößern, dass ich den Kram und über die Jahrzehnte abgelagerten Schlamm von der Brunnensohle hochhole.
Was den Schlamm angeht, da könnte es mit einem Pump-Spülwagen einer Firma gut klappen, die darauf spezialisiert ist, Kanalrohre freizupusten, Zisternen zu leeren usw.
Letzte Woche hatte ich den Brunnen ziemlich leergepumpt, gleich auch mal die Trockenlaufsicherung der Pumpe getestet
Da konnte man dann mal besser erkennen, was und wieviel sich im Laufe der Zeit da unten angesammelt hat:
Ich gehe davon aus, dass all dieser Kram erstmal raus muss, bevor an ein Abpumpen von Schlamm zu denken ist.
Mit der Schwarmintelligenz der Foren habe ich überlegt, wie man das bewerkstelligen kann, ohne hinabsteigen zu müssen.
Das ist bei Schachtbrunnen nicht ohne Gefahr, können sich doch CO² und Faulgase am Grunde sammeln, die teilweise schwerer als Luft sind und atembare Luft da unten verdrängen.
Zuerst ging es in die Richtung, mit Haken, harpunenartigen Spitzen an die Sache heranzugehen, um zumindest die Bretter aufzuspießen.
Aber auch die Idee eines Teichgreifers von Gardena wurde hier im Forum in den Ring geworfen.
Inzwischen habe ich mir den Teichgreifer zugelegt, ein Auslaufmodell, was man nicht mehr überall zu kaufen bekommt.
Gefunden habe ich ihn dank tatkräftiger Unterstützung aus dem Forum, danke nochmal dafür!
Ich habe dann aber zuerst mal eine alte Gardena-Combisystemhacke mit 3 Spitzen, die ich eh nie brauche, umgemodelt, eine Spitze gerade gebogen, zum Aufspießen, und 2 so gelassen, wie sie waren, um an denen das Brett festklemmen zu können beim Hochziehen.
Den tiefen Wasserstand nutze ich dann auch gleich, um die Frage zu klären, ob meine "Harpune" am Teleskopstiel zu gebrauchen ist.
Die Antwort lautet eher nein, es ist alles zu glitschig einerseits, das Holz an sich im Kern aber noch sehr hart, also kaum durchbohrbar.
Trotzdem endete der erste "Harpuneneinsatz" mit einem "erlegten" Brett, welches ich auch ganz vorsichtig hochgehievt bekam - und einer für mich riesengroßen (winzigen) Überraschung:
Dieser kleine Geselle krebste im Wasserfilm auf dem Brett herum, ich spülte ihn dann mal in ein Glas.
Eine Internetrecherche ergab, dass es sich um einen
Höhlenflohkrebs, Niphargus handelt.
Zudem habe ich dabei gelernt, dass das Grundwasser mitsamt dem Boden da unten ein eigenständiges Biotop ist, das
Stygal mit seinen Bewohnern, den
Stygobionte.
Daß in ausgedehnten, tiefen Höhlen merkwürdige Kreaturen leben wußte ich, ebenso dass es Bakterien im Boden und sogar Fels bis in große Tiefen gibt - aber dass es im doch oftmals recht dichten Gefüge des Bodens noch so "große" Lebewesen gibt, war mir neu.
Man lernt nie aus, sogar oder vielleicht grad im eigenen Garten
Nun bin ich etwas unsicher, wie ich weiter vorgehen soll - will nicht unbedingt den Lebensraum der kleinen Kerlchen mit einem brachialen Pumpwageneinsatz völlig umkrempeln.....
Ich werde wahrscheinlich wohl erstmal versuchen, weiteren "Sperrmüll" nach und nach hochzuholen, ich hoffe, mit dem Teichgreifer klappt das.
Wo wir schonmal bei Brunnen sind, will ich euch den Brunnen auf dem Nachbargrundstück nicht vorenthalten, sowas bekommt man ja nicht unbedingt häufig zu sehen:
Der ist von geringerem Durchmesser, so um 1m, und auch nicht so tief, 3,3m hab ich mit Seil und Gewicht grob gemessen.
So, das solls erstmal gewesen sein vom Ausflug in die Unterwelt