Das Mondrauten-Wäldchen ist sicher ein Sonderfall. Die Ausgangssituation, für die Umgebung besondere Substrate und der mit etwa 50 Jahren doch immer noch "jugendliche" Standort zeigen hier auch ihre Wirkung. Was ich an der Späten Traubenkirsche in diesem Fall schätze, ist ihr rasant zerfallendes Laub - ein sehr gründlicher Unterschied zum Kirschlorbeer
- und dass sie, im Unterschied zur Robinie, offenbar keine zusätzlichen Nährstoffe in den Standort hinein holt. Damit bleibt über Jahrzehnte ein sehr "frischer" Standort erhalten, der viele Lichtwaldarten ausdauern lässt.
Es ist wie so oft eine Frage des Blickwinkels.
Prunus serotina prägt in der Gegend über weite Strecken das Waldbild, weil sie kaum Licht zum Keimen und Aufwachsen benötigt. Forstliche Verjüngungsmaßnahmen werden damit zum Kraftakt. Die Buche und wenige andere Bäume sind dieser Konkurrenz gewachsen, andere Forstbaumarten haben erhebliche Probleme, darunter hoch zu kommen. Manche Förster möchten kaum zugeben, dass es ihre eigene Zunft war, die den Baum eingeschleppt hat, wohl in der Hoffnung, mit genau diesen günstigen Streueigenschaften die sauren Rohhumuspakete in den Nadelwaldböden in bessere Zustände zu versetzen (und vielleicht noch Furnierholz ernten zu können). Der Frust kam bald, als sich die Hoffnungen nicht wirklich erfüllten und die Konkurrenz zu den anderen Wirtschaftsbaumarten deutlich wurde. Den Fehltritt schieben manche heute gern den Imkern in die Schuhe.
Ich kenne hier in der Gegend kaum eine heimische Pflanze, die explizit durch die Späte Traubenkirsche in einem populationswirksamen Ausmaß verdrängt wird. Die ganze bunt blühende Lichtwald- und Saumvegetation ist schon vor deren Ausbreitung unter den immer dichter schließenden Kronen der Forste und Wälder und in den ständig dicker werdenden Streudecken erstickt. Für die natürlichen Lebensräume und deren Artenzusammensetzung ist die Art also differenzierter zu bewerten und keineswegs nur zu verteufeln.
Was zum Erhalt der landschaftstypischen Artenvielfalt in den Wäldern fehlt, ist die abbauende Dynamik. Es bräuchte Prozesse, die periodisch oder regelmäßig auf begrenzter Fläche (wenige Prozent der Waldlandschaft) den Wald und die Standorte in junge Sukzessionsstadien zurücksetzen.