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[Faulpelz]

Liebe Fotografen,
ich möchte wieder mal ein neues Thema beginnen. Ich musste vor wenigen Tagen die neuen Räumlichkeiten unserer Buchhandlung fotografieren. Da ich mit der Indoorfotografie nicht sonderlich viel Erfahrung habe, würden mich eure Tipps und Ratschläge interessieren. Auf folgendem Foto hatte mit unterschiedlichen Lichtquellen zu kämpfen. Ich habe mit Stativ und dem externen Blitz fotografiert, teils auch ohne Blitz. Allerdings habe ich vergessen, den Weißabgleich auf manuell zu stellen. Mit einer automatischen Weißabgleichkorrektur per Photoshop lässt sich hier auch nicht mehr viel retten. Das Bild hat einen warmen Rotstich. Bei der Gelegenheit könnt ihr auch gleich mal einen Blick in meinen neuen beruflichen Arbeitsbereich werfen
Was ist bereits bei der Aufnahme alles zu beachten? Was hätte man besser machen können?

Danke

LG Evi



Buchhandlung-Pustet.jpg

[Gartenlady]

Es macht ja Spaß, zu schauen, was Photoshop&Co aus einem .jpg noch rausholen können.

Hier sind 2 Versionen, jeweils mit dem Raw-Converter von Capture NX2 und Photoshop bearbeitet. Bei NX2 habe ich zunächst die Farbtemperatur "abgekühlt", dann einen Neutralpunkt auf die Wand ganz rechts (oder ist es ein Schrank?) gesetzt.

Es wirkt sehr kühl so, das könnte aber gemildert werden.

[Gartenlady]

Bei Photoshop habe ich nach Gefühl an den Farbtemperaturreglern des Raw-Converters gedreht und dann die Sättigung für Rot etwas reduziert.

Es ist auf jeden Fall eine sehr freundliche Atmosphäre dort.

[Thomas]

Das ist ja ein wunderbares Thema, weil sehr anspruchsvoll! Danke, Evi!

Und du hast gleich ein gutes Beispiel vorgelegt.

Ich rede jetzt mal von Innenräumen, die man kennt - oder zumindest ausreichend lange studieren kann, um sie in etwa zu kennen. - Denn unbekannte Innenräume, wo man wenig Zeit hat, sind ganz was anderes.

Dann kommt als nächstes die Frage der Bildidee. Bezogen auf dein Foto, ist sie nicht ganz klar. Perspektive in die Räume der Buchhandlung (die ich nicht kenne)? Oder soll gezeigt werden, dass es ein großes Angebot gibt? Da wäre schon wichtig zu wissen, worum es dir ging. - Technisch ist das Foto sauber, und es gibt sicher auch den Eindruck wieder, den die Buchhandlung vermittelt. Aber es ist, verzeih' die klaren Worte, nicht spannend.

Natürlich sind Fragen nach dem (Misch-)Licht wichtig, aber für mich der Bildidee und Komposition nachgeordnet.


Ich nehme mal ein aktuelles Beispiel von mir - Auftrag, den Innenraum einer Kölner Kirche zu fotografieren.

Schauen, wie ist die beleuchtet, wann fällt Sonne rein und gliedert wie den Raum. Was trägt die vorhandene künstliche Beleuchtung bei, oder stört sie?

Jedenfalls musste (u.a.) ein streng achsiges Foto gemacht werden. Die Aufstellung war bald klar: Am besten von der Orgel aus, um Kirchenschiff und Decke gleichgewichtig und perspektivisch akzeptabel abzubilden - obwohl außer dem Organisten kaum jemand die Kirche so sieht. Trotzdem ist sie wiedererkennbar.

Dann: Wie belichte ich das? Schafft die Kamera den Kontrastumfang? Etc. pp.

Hier mal ein ganz gelungenes Foto, wie ich finde:

Ich hätte gerne noch diese Sonnenflecken im Gang mit im Bild gehabt, aber die waren nach ein paar Minuten weiter gewandert:

Warum ich so lange gebraucht habe, fragt ihr vielleicht? Nun, rauf auf die Orgel war mit Pater Franziskus kein Problem. Aber dort, wo ich das Stativ aufbauen wollte, war die Orgel. Also drauf geklettert, mit Notenbüchern eine halbwegs stabile Unterlage gebaut, und mit Fernauslöser fotografiert. 1/2 Stunde später ...

Optik: Nikkor 24-70 mm an D700.

Mich reizen solche Fotos!

Dateiinformationen 1
Datei:   N076188.JPG
Erstelldatum:   18.07.2011 19:23:05
Geändert am:   30.05.2011 15:25:08
Dateigröße:   3,35 MB
Bildgröße:   L (4256 x 2832), FX
Dateiinformationen 2
Aufnahmedatum:   30.05.2011 15:25:08.00
Zeitzone/Datum:   UTC+1, Sommerzeit:Aus
Bildqualität:   JPEG Fine
Fotograf:   
Inhaber des Urheberrechts:   
Bildkommentar:   
Kamerainformationen
Gerät:   Nikon D700
Objektiv:   24-70mm 1:2,8G
Brennweite:   29mm
Fokussteuerung:   AF-C
AF-Messfeldsteuerung:   Dynamisch, 9 Messfelder
VR:
AF-Feinabst.:   Aus
Belichtung
Blende:   1:8
Belichtungszeit:   1/13s
Belichtungssteuer.:   Zeitautomatik
Belichtungskorr.:   +0,3LW
Feinabst. der Bel.-Messung:
Bel.-messung:   Matrixmessung
ISO-Empfindlichkeit:   ISO 200
Blitzlicht
Gerät:
Bildeinstellungen
Weißabgleich:   Automatisch, 0, 0
Farbraum:   sRGB


Liebe Grüße
Thomas


Edit: Ich habe davon auch ein NEF - dieselben Daten - das lag der Bearbeitung zugrunde. Sorry!

[birgit.s]

Blitzen bei vorhandener Beleuchtung ist immer mit den Farbverschiebungen durch das Mischlicht verbunden. Die beste Lösung ist das Angleichen der Lichtfarbe des Blitzes. Es gibt entsprechende Folien von verschiedenen Herstellern.
Wir haben am letzten Wochenende die Hochzeit meines Bruders fotografiert. Im Saal war Mischlicht aus Glühlampenlicht und Halogenlicht, deshalb haben wir vor den Blitz eine CTO-Folie gemacht und den Weissabgleich entsprechend eingestellt. Das Ergebnis war eine sehr natürliche Farbgebung der Bilder. Entsprechende Folien liegen in unserem Koffer für die Blitzauststattung. Sinnvoll sind verschiedene "Convert to Orang" und "Convert to Green" Folien. Erstere für Halogen und Glühlampe, letztere für Leuchtstofflampe. Fertige Bilder aus Mischlichtsituationen zu bearbeiten ist meistens ziemlich aufwendig und selten zur Zufriedenheit zu lösen.

Gruß Birgit

[frida]

Evi, birgit.s hat recht. Solche Folien gibt es im Fächer ganz günstig von der Fa. Lee.

Thomas, ich finde die Aufnahmen brilliant. Beim Hochkantbild bist Du nicht ganz mittig - dafür gibt es bestimmt einen Grund?
Was mich erstaunt, ist die Lichtfarbe der Wandleuchten, die wie Tageslicht aussieht - war das so oder hast Du irgendeinen Trick angewandt? Und ich staune auch, dass die Wand auf der Sonnenseite (rechtr) ebenso hell ist wie die Wand, auf die das Licht trifft (links). HDR?

[Thomas]

frida, danke für das Lob. - Das Hochkantbild ist nicht ganz mittig, weil ich eigentlich auf dem Weg zu einem anderen Ort der Kirche war, als ich die Lichtflecken sah und schnell ein Foto gemacht habe. Zu schnell geschossen! Blöd von mir!

Zur Lichtsituation: Die Wandleuchten sind wohl Halogenstrahler, deren Farbtemperatur jedenfalls dem Nachmittags-Tageslicht ähnelt. Ich hatte die Lichtsituation vorher studiert und herausgefunden, dass diese Zeit recht optimal war.

Kein HDR, aber Nachbearbeitung über die Gradationskurven. Damit habe ich das Licht auf den beiden Wänden ein wenig aneinander angepasst. Ich finde, es ist noch glaubwürdig, oder?


Zu Evis Bild: Ich versuche möglichst, solche Mischlichtsituationen zu vermeiden, weil ich sie fast nicht kontrollieren kann. Zunächst mal versuche ich es so weit möglich mit dem vorhandenen Licht. Wenn Tageslicht alleine nicht reicht, nehme ich gerne einen oder mehrere Blitze hinzu. - Dabei belichte ich in dunklen Räumen gerne so lange, dass das Tageslicht Bildwichtiges ausleuchtet. Im Fall der Buchhandlung weiß ich nicht, wo Fenster sind und Tageslicht hineinfällt, insofern kann ich nicht entscheiden, was Bildwichtiges im Tageslicht sein könnte. Zusätzlich würde ich dann einen oder zwei Blitze einsetzen, um Dunkleres aufzuhellen und / oder Akzente zu setzen.

Deshalb schrieb ich oben von der Bildidee, denn von der hängt ab, wie ich versuchen würde das Licht zu führen.

Aber was Birgit über Mischlichtfotografie schreibt, ist sicher richtig und sehr interessant - nur fehlt mir da noch die Erfahrung.


Liebe Grüße
Thomas

[Faulpelz]

Birgit, vielen Dank für deine Nachbearbeitung. Die Farben kommen der Realität wesentlich näher.
Birgit.s, danke für deinen Folientipp. Du bist halt diesbezüglich der Profi, ich nur ein Laie.
Thomas, super dein 1. Foto. Hier stimmt alles. Die Stimmung und das Licht, sowie auch die Komposition. Du hast dieses Foto also gänzlich ohne Blitzeinsatz fotografiert, wenn ich alles richtig gelesen habe? Jedenfalls gefällt mir das Querformat hier viel besser als das Hochformat.
Was mein Foto anbelangt: Ich hatte keine Zeit für eine ausgewogene Komposition. Ich war um 8.30 Uhr in der Buchhandlung und musste binnen 15 Minuten den ganzen Laden inklusive Außenfassade fotografieren. Wir öffnen ja schon um 9.oo Uhr, bis dahin mußten alle PC´s hochgefahren sein usw. Somit blieb mir absolut keine Zeit, mich mit einer ausgewogenen Bildgestaltung zu befassen. Dies ist auch in einer Buchhandlung kaum möglich, weil unheimlich viel Zeugs rumsteht, das man erst beseitigen müsste. Es interessiert mich hier primär die richtige Ausleuchtung des Raumes. Hier vermengte sich Tageslicht mit verschienenen Kunstlichtarten, der rote Teppich tat noch sein übriges dazu. Da ich schon ewig keine Innenaufnahmen gemacht habe, habe ich Trottel auch noch vergessen, an die Decke anstatt nach vorne zu blitzen . Da die Decke weiß ist, hätte das sicher besseres und weicheres Licht gegeben. Tja, ich glaube, ich muss nochmals ran. Die Architekturfotografie ist wohl ein wesentlich schwierigeres Kapitel als die Blümchenfotografie. Mit stürzenden Linien hat man auch noch zu kämpfen..uff. Eigentlich hätte ich in den beengten Räumen das Weitwinkelobjektiv aufschrauben müssen. Die Brennweite langte oft hinten und vorne nicht aus.

LG Evi

[Thomas]

Evi,

so einen Raum wie die Buchhandlung gut zu fotografieren ist nicht einfach, und da braucht man Zeit. Selbst wenn man den Raum schon kennt, muss man ihn im Hinblick auf ein gutes Foto ganz bewusst auf Perspektiven und Licht hin ansehen und das Foto planen.

Zur Bildidee noch ein Satz: Manche Perspektiven bieten sich an, wie die meines Fotos des Kirchenschiffs; andere Perspektiven muss man suchen bzw. finden, wie z.B. so eine:

Liebe Grüße
Thomas

[frida]

Die finde ich allerdings ehrlich gesagt irritierend, mag etwas anderes sein, wenn man die Ort kennt.