Hallo,
ich glaube es ist langsam an der Zeit, einen eigenen Strang für Cima di rapa zu eröffnen.
Die ein oder anderen Liebhaber von diesem herzhaftem Gemüse gibt es mittlerweile auch hier weit weg von Sizilien.
Da man ihn eher selten zu kaufen bekommt, am ehesten noch bei türkischen gemüsehändlern in den Städten, rückt der Anbau in den Vordergrund.
Häufige Probleme sind frühes schossen oder allgemein recht klein bleibende Pflanzen.
Das Schossen ist kein großes Problem bei Dichtsaat, wenn man die jungen Blätter nach 3 Wochen als Spinatersatz, ähnlich Stielmus, erntet.
Will man aber die klassischen Gerichte kochen und auf die Röschen nicht verzichten, kommt man um einen erfolgreichen Anbau oft nicht drum rum.
Kohl machts einem selten einfach im Garten, Cima di rapa hat diesbezüglich aber eine Sonderrolle finde ich.
Von den klasssichen Schädlingen wird er weit weniger geärgert, keine Weisse Fliege während nebenan der Wirsing schon fast dran eingeht, keine Kohlweislingsraupen, so gut wie keine Bakteriosen mit der stinkenden Fäulnis, eigentlich habe ich in den paar Jahren, in denen ich schon mit dem Anbau rumprobiere, außer Kohlerdfloh und der Kohldrehherzmücke und einer handvoll verirrter Blattläuse noch keine Schädlinge an Cima di rapa beobachtet.
Für mich ist er somit der einzigste Kohl, der ohne Gemüseschutznetz anbaufähig ist.
Zitat aus einem anderen Strang hier im Forum:
Die Pflanzen waren nicht bessonders groß und fingen schon an zu blühen (die schießen wirklich sehr schnell). Der erste
Anbauversuch mit Aussaat irgendwann im Juli war ein Fehlschlag, der 2. Versuch im August hat besser geklappt. Der recht scharfe Senfgeschmack hat uns gefallen, ich versuche in den nächsten Tagen mal, ob eine Aussaat jetzt noch was bringt.
Diese Probleme sind die anderen Herausforderungen. Die Kulturführung verlangt einem also was ab.
Ich versuche mal meine Erfahrungen aus dem Weinbauklima (Gemüseanbaugegend im Oberrheingraben) kurz zu schildern. Probiert habe ich viel, vieles ging auch nach hinten los.
Jetzt bin ich ungefähr an dem Punkt, an dem ich sage, ok, wenn ich was sähe, gibts auch meist eine Ernte die es würdig ist, in der Küche verarbeitet zu werden.
Samen ernte ich von meinen Pflanzen seit etwa 6-8 Jahren. Überwintern kann Cima di rapa hier nur mit viel Glück, der Samenanbau unterscheidet sich also vom Anbau für die Küche.
Die Erfahrungen beruhen also lediglich auf einer einzige `Sorte´, ich glaube auf der Packung damals vom Gartennachbarn stand Aprilidin, zumondest habe ich das noch auf einem alten Samendosenbeipackzettel notiert. Ob das der Sortenname ist? Gängige Suchmaschinen scheinen das Wort nicht zu kennen.
Hier ein zugegeben leidliches Bild vom Samenanbau, links am Bildrand das gelb blühende. Unten sind noch kompakte, geschlossene Knospen zu erkennen, von diesen Pflanzen mache ich in der Regel die Saat, die Schosser werden aufgegessen oder entsorgt.
Ich habe Cima di rapa dieses Jahr etwa Mitte August vorgezogen, wegen der Kohlerdflöhe. 4cm Multitopfplatte. Aussaatnest unter Vogelkäfiggitter im Gemüsebeet und später wurzelnackt verpflanzen geht nicht mehr, weils nix mehr gegen Kohlerdflöhe zu spritzen gibt.
Also 3 Samen in ein Töpfchen mit normal aufgedüngter (Qualitäts)Blumenerde, mit Sand abgedeckt, Keimung in rund einer Woche. Die schwächsten 2 Keimlinge wurden im Stadium `erstes Blatt entfaltet sich´ entfernt bzw nur der kräftigste belassen.
Vorteilhafterweise für kräftig, gedrungene Keimlinge gabs dieses Jahr einen Kälteeinbruch Mitte August, bei rund 18-22°C werden die Sämlinge deutlich kompakter und kräftiger als bei 27°C.
13.8.17
nach dem auspflanzen und angiessen mit Düngerlösung am 21.8.17
einige Pflanzen wurden in der ersten Woche wegen Vogelfrass oder Hitzeschaden ersetzt, Foto vom 26.8.17
Links im Bild je eine Reihe Wirsing Sonnenblume Wirsing
Nach dieser Zeit wurde einmal Unkraut gehackt und zu der Starter-Angiessdüngung gabs einen viertel Grasfangkorb Rasenschnitt mit Laub als Düngemulch.
Gut 3 Wochen später hat der Cima di rapa einen ordentlichen Satz gemacht, der parallel angezogene Wirsing (Butterkohl) links oben im Bild kommt mit so kräftigem Wachstum nicht mit.
17.9.17
Blütenknospen sind noch keine zu sehen, ich habe aber nach dem Urlaub auch nur kurz nachgesehen, was sie machen, noch nicht allen tief ins Herz geschaut.
Ich bin jedenfalls der Meinung, Cima di rapa möchte keine Wachstumsstockungen und ist dankbar dafür, wenn er Anfangs ausreichend Nährstoffe hat, während er zur Blüte hin so gut wie keine mehr braucht.
Schneckenanfällig ist er in der Regel nicht besonders, also anfällig ja, ein Schneckenmagnet eher nein.
Hier 3 Ausfälle vom 28.8.17
links Schneckenfrass, bei den beiden rechts ist der Stiel eingeschnürt durch Hitze plus Sonne. Solche Pflanzen überleben meist noch einige Tage bevor sie welken, hinken aber vom Wuchs hinterher, bleiben gedrungener mit dunklerem Laub und sobald man das bemerkt, sollte man sie auch ersetzen.
Wenn sich die ersten Knospen im Cima di rapa Beet zeigen, werde ich wieder Bilder einstellen.