Das sind eher keine Sorten oder Regionalsorten für unsere Gegend.
Die Sorte
Zabergäu reift nur in einer ganz bestimmten, klimabegünstigten Region Südwestdeutschlands aus, aber nicht in Berlin-Brandenburg. Sie ist eine Variante der Grauen Kanadarenette oder des Küchen- und Eßapfels
Canada Gris, der in Frankreich an die Stelle des Boskoop getreten und dort demnächst an jeder Straßenecke als
Apfel der Saison zu haben ist. Der Klimawandel müsste nicht nur die Vegetationsperiode erheblich verlängern, sondern auch eine Menge Niederschläge in unsere Region bringen, damit die Zabergäu Renette hier gedeiht. Damit ist nicht rechenen. Ich möchte wissen, wer Dir diese Sorte verkauft hat.
Die
Naumburger Tiefblüte ist eine alte Sorte.
Schon der Pomologe Oberdieck hat ihr die weitere Verbreitung gewünscht, aber seit 150 Jahren wurde sie nicht weiterverbreitet, obwohl es seitdem sicherlich an Versuchen nicht gefehlt hat. Nun wirst auch Du wieder einen solchen Versuch unternehmen?! Die Bedingungen
dieses Experiments sind aber günstiger, denn in Naumburg (zwischen Leipzig und Erfurt gelegen) ist es etwas wärmer und noch um einiges trockener als in Berlin-Brandenburg; geografisch gehört es zu den Mitteldeutschen Trockengebieten und zur kleinen Weinbauregion Unstrut-Saale.
Die Lokalsorte
Naumburger Tiefblüte galt Oberdieck als ein gut lagerfähiger Tafelapfel, hinreichend saftig, eher süß und etwas quittenartig gewürzt, muss bis Januar nachreifen, erst dann ist er genussreif.
(Es gibt 3 Tiefblüten-Apfelsorten, die alle 3 nichts miteinander zu tun haben, außer dass sie zwischen dem Nordrand der Mittelgebirge und ihrem Übergang in die Norddeutsche Tiefebene zuhause sind. Der Name Tiefblüte kommt aus der Botanik: der Blütenkelch liegt tiefer [bei der Naumburger] oder ist tiefer eingeschnitten [bei der
Westfälischen Tiefblüte]. Von den 3 Tiefenblüten ist die Naumburger Tiefblüte am längsten bekannt - seit der Erstbeschreibung durch Oberdieck 1875 -, aber wurde dann leider nicht mehr gewürdigt. Die
Lippoldsberger Tiefenblüte an der Weser [im Dreiländereck zwischen Hessen, NRW und Niedersachsen] ist erst kürzer bekannt, doch die hessischen Pomologen machten sie zur ihrer
Streuobstsorte 2020.)
Bei den Baumschulen fehlt eine Bezugsquelle für die Naumburger Tiefblüte (schreibt z. B. der
Fachdienst Umwelt- und Naturschutz des Landratsamts Saalfeld-Rudolstadt/Thüringen bereits 2011). Ich kann auch keine Bezugsquelle im Internet finden. Bist Du sicher, dass Du tatsächlich diese Sorte erhalten hast?