Heute habe ich die letzte Ernte eingefahren: Je ein Hochstamm Boskoop und roter Eiserapfel, die der Besitzer mir überlassen hatte, weil es sich für ihn nicht lohnte. Pro Sorte gab es einen Korb voll Früchte und nach Abzug der wurmigen Äpfel bleiben jeweils ca. 2 Kilo zum Lagern. Generell war es aber ein gutes Apfeljahr bei mir. Durch die längere Kälte im Frühjahr blieb ich von Spätfrösten verschont und konnte endlich mal einigermaßen was ernten. Die Re- und Pi-Sorten, die ich vor ca. zehn Jahren auf Empfehlung des Baumschulers gepflanzt hatte (ich wollte Sorten, die auch ohne Pflanzenschutz klarkommen) haben gut getragen. Diverse Buschbäume mit alten Sorten, die ich in den Jahren danach veredelt habe, kommen jetzt auch langsam in den Ertrag. Daher ziehe ich mal ein kurzes Resumee.
Neue Apfelsorten
Rewena und Remo taugen m.E. nur für die Verarbeitung. Wenn es nichts anderes gäbe, würde ich sie wohl auch essen, aber perspektivisch wird es genug andere Sorten geben, die mir besser schmecken.
Etwas besser schmeckt mir Rebella. Die Äpfel lassen sich aber nicht lange lagern. Daher ist es momentan eine der Sorten, die wir hauptsächlich essen. Der Buschbaum genügt mir aber. Sobald es mehr andere Herbstäpfel gibt, wird sie eventuell auch verzichtbar oder kommt in Saft.
Reanda schmeckt mir ganz gut (Typ moderner Apfel), soll etwas länger halten als Rebella und wird daher momentan noch aufgespart.
Positiv überrascht bin ich von Gerlinde (sofern die Sorte stimmt). Die Äpfel sind sehr knackig und gehen in der Konsistenz fast Richtung Nashi.
Pilot scheint mehr als die anderen beim Apfelwickler beliebt zu sein. Außerdem haben die Äpfel oft Jonathan-Spots, daher wird die lange Lagerdauer wohl nicht hinhauen. Momentan sortiere ich regelmäßig faule Äpfel aus.
Pinova und Topaz tragen wie in den Jahren zuvor zuverlässig. Dieses Jahr sind die Früchte nicht so schön ausgefärbt wie sonst und haben zudem ziemlich viele Regenflecken.
Florina ist etwas vitaler als die vorherigen Sorten. Die wenigen Früchte der letzten Jahre sind mir nicht im Gedächtnis geblieben, aber sie sollen sich einigermaßen halten auf dem Lager. Da sind sie jetzt auch.
Mit dem heutigen Wissen würde ich die meisten dieser Sorten wohl nicht mehr pflanzen. Momentan werden die Bäume nach und nach umveredelt, die meisten haben schon drei oder mehr andere Sorten drauf.
Alte Apfelsorten:
Adams Parmäne: Hatte das erste Mal einige Früchte, so dass ich die Sorte verifizieren kann. Sie sehen schön aus und schmecken mir gut, ein wenig geht es in Richtung Goldparmäne, aber ohne das Herbe.
Den Bäumen der Goldparmäne hat das Jahr mit mehr Regen ganz gutgetan. Die Äpfel schmecken wieder wie gewohnt, nachdem das Aroma m.E. die letzten Jahre gelitten hatte.
Parkers Pepping: Momentan noch sehr säurebetont, aber das kräftige Aroma kommt schon durch. Die liegen noch eine Weile auf dem Lager.
Prinz Albrecht von Preußen hat wunderschöne, dunkelrote Äpfel. Direkt vom Baum sind sie etwas nichtssagend, aber nach einer Woche auf dem Lager haben sie ein feines, beeriges Aroma (und rotgeädertes Fruchtfleisch).
Ribston Pepping: Hier sieht man direkt, warum die Sorte früher zu den Goldrenetten gehörte. Geschmacklich auch sehr fein, ähnlich Cox Orange, aber viel intensiver als die Äpfel aus dem Supermarkt. Wird allerdings jetzt schon mürbe, so dass ich die Lagerdauer aus der Literatur (teilweise bis Februar) bezweifle. Im Zweifelsfall eben ein feiner Herbstapfel.
Zabergäu-Renette: Ebenfalls sehr würzig! Auch hier werden die Äpfel schon mürbe. Könnte aber auch am Erstertrag auf M9 liegen. Es gab nicht so viele, aber dafür sehr große Äpfel.
Bei den Birnen war es dagegen kein gutes Jahr. Die getopften Veredelungen auf Quitte hat wohl der Frost gekillt. Den Äpfeln und Pflaumen nebendran hat er aber nichts ausgemacht.
Die frisch ausgepflanzten Bäumchen auf der Wiesen haben entweder die Rehe gekappt oder Wildschweine (?) wieder ausgebuddelt.
Bei den etablierten Buschbäumen bei meinen Eltern gab es wieder einmal nur Probierfrüchte. Lediglich die Nashi hat den zweiten guten Ertrag abgeliefert (kein Spätfrost). Wenn die dann alle 2-3 Jahre mal trägt, dann direkt richtig. Da macht es auch nix, wenn die Wespen und Vögel ein paar Früchte vorab anfressen. Die Früchte sind zwar sehr süß, aber leider fehlt ihnen das Aroma der europäischen Birne.
Die Zwetschgen waren wieder mal voller Würmer und/oder kämpfen mit Monilia. Dafür hatte der alte Mirabellenbaum nebenan einen guten Ertrag und 99% wurmfreie Früchte. Eigentlich weiß ich gar nicht mehr, warum ich die Zwetschgenbäume hab. Mirabellen reichen vollkommen. Davon pflanze ich diesen Winter auch nochmal ein paar Bäume.