500kg Vorfruchtfall für die Saftpresse eingesammelt, ein paar Fotos von heute (ausnahmsweise mal feucht). Keine besonderen Sorten, einfach mal alte Standard-Obstwiesensachen. Reifezustand etwa ein bis zwei Wochen später wie Durchschnitt der letzten Jahre.
Die gute alte Zabergäu Renette. Keine Obstwiese ohne. Gesunder Baum, gesunde Äpfel, immer was drauf, immer lecker mit sorteneigenem Aroma, schmeckt schon ganz gut. Kommt bald runter und wird dann unter Folie bis März haltbar sein.
Ebenso gewöhnlich, der Brettacher, Hauptsorte in den 1950er Jahren, häufigster Apfel der Region, absoluter Universalapfel. Dieses Jahr zeigt sich ein gravierender Nachteil, kaum ein Baum ohne abgebrochene Äste, ein Baum ist regelrecht auseinandergebrochen. Überbehang. Und die Nächte sind zu warm, deshalb noch wenig ausgefärbt. Russtau haben sie auch wie fast alle Sorten. Dafür, dass es bis Ende Juli ständig regnete ist es noch wenig.
Goldparmäne, einer der Klimawandelverlierer. Nach dem Regen gab es seit Anfang August gerade mal 22mm Niederschlag. Das und die Hitze verträgt sie schlecht. Kommt nicht mit Wetteranomalien klar. Blattverlust, Triebe verdorrt, Abwurf des Behangs, was hängt ist schrumpelig oder völlig unreif. Ein Baum ist schon draussen, zwei weitere werden folgen.
Und das ist ein Gewinner. Jonagold auf Obstwiese ohne Pflanzenschutz. Alter Klon, wenig Schalenfarbe. Jedes Jahr trotz schlechtem Boden schöne Ernte, fast kein Schorf (!), schmeckt ausgereift gut, erstaunlich lange haltbar. Von den vielen Golden - Abkömmlingen ist mir der noch am liebsten. Kommt klar mit Hitze und Trockenheit. hab ich sogar schon als Hochstamm am Strassenrand gesehen - gelingt.
Noch eine alte neue Sorte. Gloster. Wollte ich raussägen, hab ihn aber schätzen gelernt. Etwas mehr Schorf. Geht aber. Wird sogar von einem Betrieb hier weiter kommerziell angebaut, weil es Kundengruppen gibt, die sehr auf ihn stehen, z.B. russische Einwanderer. Gross muss er sein und glasig darf er sein, das verstärkt das erwünschte Fruchtbonbonaroma.
Sein Daddy, Glockenapfel. Massenträger, früher sehr beliebt. Schwieriger Baumwuchs. Dem ists eigentlich auch zu warm, viel kürzer haltbar wie in der Literatur, schrumpft und fault ab Dezember. In gekochten Desserts okay, da glänzt seine zitronige Säure. Könnte drauf verzichten.
Und wieder ne alte neue Sorte, Idared, der Schneewittchenapfel. Wegen seiner Haltbarkeit bis in die 1980er Jahre das letzte Marktobst vor der neuen Ernte. Auch der ist nicht verschwunden, sondern hat eine beständige Fangemeinde, ein Bioanbauer hier pflanzte sogar Extrareihen damit, er mag ihn selbst und die Kundschaft wohl auch. Super haltbar, gesunder Baum, Schorf auch hier seltsamerweise kein Problem. Alterniert wenig. Innere Werte aber nur mässig, Zucker- und Säuregehalte untere Mitte.
Geheimrat Dr. Oldenburg, Massenträger, schlechte Blattgesundheit, eher was für Leute die früh Saftobst haben wollen.
Gewürzluiken, fehlen auch auf keiner Obstwiese. Färben noch stärker, besonnte Früchte werden schön violett. Sehr guter Saftapfel und für reinsortige Brände. Kenn da jemand, der mühevoll die Kernhäuser mit Stiel aussticht, bevor er sie fürs brennen einmaischt. Wie Brettacher ein Apfel nur fürs warme Klima, sonst bleibt er grasig und im Aroma leer.
Eine von meinen eigenen Nachpflanzungen, der Rote von Simonffi. Ist reif. Äpfel höchstens mittelgross, flächig rot, beduftet, poliert sehen sie aus wie lackbeschichtet. Herrlicher Apfel, hat rosenartiges Aroma, feinzellig, weinige Säure. Erinnert in der Aromatik auch etwas an Gravensteiner, hat dieses "apflige". Überaus gesunder Baum und Früchte. Leider nur ein Weihnachtsapfel, lange haltbar ist er nicht. Wird mir zu schnell mürbe.
Die Siebenschläfer sind bei diesem warmen Wetter noch wach, aber schön fett. Man schnarcht tagsüber in der Baumhöhle und summt erbost herum, wenn man reinguckt.