Hallo, Punga,
Wenn die ganze Stecklingsgeschichte so lukrativ wäre würden die großen Rosenschulen nur noch Stecklinge machen - machen sie aber nicht !!
Dass die Rosenschulen das nicht machen, sondern lieber okulieren, hat zwei "pflanzenphysiologische" und zwei wirtschaftliche Gründe:
1. Manche Rosensorten wachsen auf eigenen Wurzeln nur zögerlich (hatte Sonnenschein schon geschrieben). Insbesondere Teehybriden, die nach wie vor einen großen Marktanteil haben.
2. Manche Rosensorten haben größte Schwierigkeiten mit der Wurzelbildung, sie wurzeln entweder extrem unzuverlässig und langsam oder überhaupt nicht. Da sind ebenfalls die Teehybriden zu nennen, aber auch manche "alten" Rosen, z. B. Albas und Gallicas (die aber oft "zum Ausgleich" Ausläufer schieben oder via Absenken vermehrt werden können).
3. Zeit ist Geld: Okulierte Pflanzen erreichen schnell verkaufsfähige Größe - bei stecklingsvermehrten Rosen braucht's zwei bis drei Mal so lange (hatte Nova Liz schon angesprochen). Und dabei reden wir nicht etwa von Wochen, sondern von Jahren. Außerdem müssen zum Stecki-Start Gewächshäuser mit Befeuchtungsanlage etc.pp. her; veredelte Pflanzen bleiben nach der Okulation einfach draußen auf dem Feld, der Pflege- und Technik-Aufwand ist ungleich geringer.
4. Platz ist Geld: Veredeln spart im Vergleich zum Stecken Reisermaterial. Aus jedem Reis gewinnt man beim Okulieren vier bis fünf Mal so viele neue Pflanzen wie beim Stecken; man kommt also via Okulieren zu hohen Produktionszahlen und kann trotzdem die Mutterpflanzenquartiere recht klein halten.
Wo Stecken ausnahmsweise wirtschaftlich ist, wird's übrigens auf Deubel komm raus gemacht. Zum Beispiel in dänischen Topfrosenfabriken, die so ziemlich jedes Schnitt-Stängelchen per Steck- und Befeuchtungsmaschinen "recyceln".
Natürlich ist jeder Steckling oder Ausläufer ein "Klon", sprich:
genetisch völlig identisch mit der Mama - Veredeln kann logischerweise an der DNA nix rütteln und schütteln. Auch wenn identische DNA durch verschiedene Unterlagen evtl. unterschiedlich in Erscheinung tritt, bleibt sie immer noch identisch; darauf und nur darauf kommt's beim Begriff "Klon" an.
Aber nehmen wir mal einen Extremfall an. Nehmen wir an, eine frostharte Rosensorte würde auf eine frostempfindliche Unterlage veredelt: Dann wäre bei Eistemperaturen alles ratzfatz weg, Unterlage unten wie auch "Edel"reis oben - in diesem Fall hättest mit deiner sonst waghalsigen Theorie über den Einfluss der Unterlage Recht, denn hier wären tatsächlich die Eigenschaften der Unterlage entscheidend für die Gesamtpflanze
... Was nu' allerdings nix mit den Genen der "Edel"-Sorte oder mit dem Begriff "Klon" zu tun hat. (Und den Rosenschuler möcht' ich sehen, der aus freien Stücken solchen Kokolores macht
).
Schöne Grüße
Querkopf