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[hufeisen]

Hallo,
seit ca. 2 Jahren haben wir (unweit Naturschutzgebiet Ochsenmoor am Dümmer See) einen neuen Nachbarn: Gewerbebetrieb (!!!), der zwar weder stinkt noch lärmt, aber dennoch spürbare Auswirkungen insbesondere auf das "Nachtleben" hat. Und zwar durch Festbeleuchtung (Halogenstrahler an allen vier Seiten, die das knallweiße Gebäude 24 Stunden illuminieren), dazu eine Reihe flatternder Fahnen, und innendrin leuchtet's natürlich auch wie verrückt.
Vielleicht bilde ich mir das nur ein, aber seit der da vor sich hin wirbt, ist der Vogelbestand in unserem Grundstück geringer geworden. Und die Anzahl der Fledermäuse auch. Darüberhinaus beleuchtet der gute Mann auch noch unablässig unsere Ställe - wobei auch deren Bewohner nachts Dunkelheit brauchen! Und die Tiere sind (außer uns) die einzigen, die diese Werbung überhaupt wahrnehmen (sonst gibt's hier ja niemanden!!!)

Frage: Wer hat Tipps, wie man sich gegen derartigen "Beleuchtungs-Horror" wehren kann? Direktes Ansprechen des Firmeninhabers hat mir nur ein arrogantes Lächeln (ja,ja, schwätz Du nur, Du blöde Ökotusse...) eingebracht.

Liebe Grüße,
Corinna

[Hortulanus]

Lärm- und Lichtimmissionen unterliegen in gewissem Rahmen behördlichen Auflagen.

Wenn Nachbarn durch sie gestört werden, können sie auf Beseitigung oder Einschränkung bestehen. Das Problem aber ist die Zumutbarkeit. Derartige Diskussionen ziehen im Extremfall langwirige Prozesse nach sich, mit ungewissem Ausgang.

Ich würde mich mit dem örtlichen Vogelschutz (NABU) zusammentun und mit diesem prüfen, ob die Belästigung für die Fauna tatsächlich so stark ist, wie von dir vermutet. Der NABU kann deutlich mehr "Druck" machen als du als Privatperson.

Es gab da mal die Aufsehen erregende Prozesskette zwischen einem Richter (Geschädigter) und einem Polizisten (Schädiger) wegen einer angeblich blendenden Haustürlampe. Das war Realsatire, die aber einem die Tränen über das deutsche Rechtssystem in die Augen treiben konnte.

[trudi]

Ich würde mich zunächst beim Bauamt und dem Bebauungsplan erkundigen, ob dergleichen überhaupt erlaubt ist. In NRW ist die Anbringung von Leuchtreklamen genehmigungspflichtig, glaube ich. Erkundige dich ob überhaupt eine Genehmigung erteilt wurde.

[Silvia]

Und die Tiere sind (außer uns) die einzigen, die diese Werbung überhaupt wahrnehmen (sonst gibt's hier ja niemanden!!!)

Der Nachbar scheint zu viel Geld zu haben.

Aber die Rechtsprechung geht hier sehr unterschiedlich vor. In Österreich ist sowas per höchstrichterlicher Verfügung mittlerweile verboten ( http://derstandard.at/?url=/?id=1574900 ), aber bei uns kommt es sehr drauf an, wo man wohnt. Wenn das Gebiet als Gewerbegebiet ausgewiesen ist, könnte es schwierig werden, in Wohngebieten hätte man evtl. mehr Glück. Ich würde mich auch beim Gewerbeamt erkundigen, ob es erlaubt ist.

Aber nächtliche Lichtbelästigung ist insgesamt ein Problem bei uns.

LG Silvia

[sabinchen]

Ich Frage mich , warum er so beleuchet. Hat er Wertgegenstände die er zu schützen versucht, oder ist da Nachts Betrieb? Ich weiß nur, bei uns im Dorf hatte eine Familie ihr Balkon mit Strahler die ganze Nacht beleuchtet. Die Nachbarn fühlten sich auch gestört, und sind dagegen vorgegengen. Jetzt dürfen die Strahler nicht mehr die ganze Nacht brennen, und müssen so angeordnet werden, daß es niemand stört.

[hufeisen]

Hallo,

das Stichwort "Geld hat er ja wohl genug" ... bringt einen schon auf eigenartige Gedanken, was die Umweltpolitik in unserer Gemeinde anbetrifft. Besagtes Gewerbegrundstück ist durch eine vier Meter breite Straße von unserem getrennt. Bei uns beginnt das Landschaftsschutzgebiet, so sind. u.B. helle, womöglich noch weiße Zäune um die Koppeln verboten. Unsere sind also braun und aus Holz.

Schon witzig, dass die schmale Straße zum phantastisch illuminierten und mit lautstark im Winde knatternden Flaggen umgebenen Betrieb von den bisher hier lebenden Wesen als Grenze wahrgenomen werden soll...
Vielleicht müßte ich unseren Fledermäusen mal vorlesen, dass der Naturschutz links dieser Straße beginnt und sie sich somit nicht am Halogenstrahlen stören sollen?

Betrübter Gruß,
Corinna

P.S. @hortulanus: Danke für den NABU-Tipp. Ca. 1km Luftlinie ist eine Station - an die werde ich mich unverzüglich wenden.

[domus]

hufeisen,

nie und niemals nicht wirst Du diesen Konflikt über den "Rechtsweg" lösen können. Hortulanus hat ja schon das Beispiel zwischen dem Richter und dem Polizisten gebracht - soweit ich weiß, ging es da um eine 40-Watt-Birne, die dem Richter selbst dann nicht ins verdunkelte Schlafzimmer geleuchtet hätte, wenn sie einsteinisch-lichtgekrümmt um die Ecke hätte biegen können. Trotzdem bekam er "recht".

Zwischen recht haben und Recht bekommen ist ein gewaltiger Unterschied. (In Ordnung; ich zahle pflichtschuldigst 2,- € in die Phrasenkasse).

Dennoch: Solange Du das Gespräch mit dem Betreiber der Lichtbeflutung und Fahnenknatteranlage nicht direkt und überzeugend betreiben kannst, kannst Du es vergessen.

Rede mit ihm. Auch wenn er ein unzugänglicher Stinkstiefel ist. Das bringt allemal mehr als ein Prozess.

Gruß

domus

[Lilia]

Nee nee, so schwarz braucht man da nicht zu malen.
Ich muß das noch mal suchen, da gibt es was mit Bebauungsplan und Landschaftsschutzgebiet und vorher gewußt und Störungen bewußt in Kauf genommen - sorry, bin im Büro und hab' das nicht so ganz im Kopf.
Heute abend mehr.

[hufeisen]

Hallo,

bin ein reichlich konfliktscheuer Mensch, und vom Prozessieren mit Nachbarn halt ich auch nix (unsere armen Schwarzroben haben auch so schon genug Schrott zu verhackstücken...).
Vielleicht lade ich die Herrschaften mal an einem lauen Sommerabend zu einem Glas Wein in unseren Garten ein (und hoffe, ein paar restfledermäuse umflattern uns) - möglich ja, dass man sie bei Ihrer Ehre als "ökoverträgliche" Firmeninhaber packen kann...

Schaun mer mal,
Corinna

P.S: @Lilia: Das täte mich ja doch sehr interessieren!

[Simon]

Hi!

Es geht sogar noch schlimmer...
Im Astronomieforum hat jemand nette Fotos gepostet
Link zum Thread

Das ist echt der Hammer ...
Vielleicht ein kleiner Trost

Bye, Simon

[Equisetum]

Simon, der Link produziert 'ne Fehlermeldung. Schade.

[Eva]

Ich würd versuchen über die Kosten zu argumentieren.
Schätz doch mal ab, was da so an Leuchten angebracht ist, und rechne den Strom aus.

Und dann berechnen, wieviel Geld man sparen könnte, wenn man ab halb zehn am Abend, wenn eh keiner mehr vorbeifährt zurückschaltet auf eine Sicherheitsbeleuchtung.
Normalerweise müssen dem Firmenchef doch eh die Augen tränen , wenn er die Stromrechnung sieht. Ich hab nur mal durchgerechnet, was es ausmacht in der Firma alle Computer ganz aus und nicht auf Standby zu haben. Ist auch schon ein neuer Bürostuhl drin / Jahr. Und wir sind recht klein.

Vielleicht ließen sich evtl nötige Änderungen auch noch als Umweltschutz-Investitionen von der Steuer absetzen...

Kennst Du einen Mitarbeiter dort, der das als Verbesserungsvorschlag einbringen könnte?

[Frieda und Jos]

Hallo,

bin ein reichlich konfliktscheuer Mensch, und vom Prozessieren mit Nachbarn halt ich auch nix (unsere armen Schwarzroben haben auch so schon genug Schrott zu verhackstücken...).
Vielleicht lade ich die Herrschaften mal an einem lauen Sommerabend zu einem Glas Wein in unseren Garten ein (und hoffe, ein paar restfledermäuse umflattern uns) - möglich ja, dass man sie bei Ihrer Ehre als "ökoverträgliche" Firmeninhaber packen kann...

Schaun mer mal,
Corinna

Hallo Corinna,

Dein letzter Bericht zu Deinem Problem ist ja schon ein paar Tage her. Dein Vorschalg mit der Einladung zu einem Glas Wein fand ich sehr gut. Hat sie was genützt? Würde mich echt freuen, etwas von dem Ausgang Deiner Differenzen mit Deinem Nachbarn zu hören. Übrigens - es gibt so etwas wie ein Nachbarschaftsrecht. Das heisst, Dein Nachbar darf Dich bzw. Dein Eigentum nicht unzumutbar durch Lärm, Geruch oder sonst irgendwie beeinträchtigen. Vielleicht hilft Dir das etwas weiter.

Tschüß
 Frieda

[Luna]

Wenn keine gesetzlichen Grundlagen vorhanden sind und er nicht mit sich reden lässt, ist guter Rat mehr als teuer. Hartnäckig nett dran bleiben.

[Frieda und Jos]

Hallo Luna,
es müssen hier keine speziellen Gesetze oder so exisitieren. Es reicht - wie ich schon schrieb - die Berufung auf das allgemeine Nachbarschaftsrecht. Natürlich muss man die Unzumutbarkeit belegen und dann vermutlich - wenn netter Nachbar nicht mit sich reden lässt - auch noch vor Gericht beweisen. Ich plaudere etwas aus mehr oder weniger eigener Erfahrung. Ich war bei der Bewilligung des Baus eines kleinen Tierheimes aktiv dabei. Hier meinte ein Nachbar, der ca. 500 mtr. entfernt wohnt, er würde durch das Tierheim beeinträchtigt. Wir - sprich der Tierschutzverein - mussten erst durch teure Gutachten (Lärmschutz und Geruchsbelästigung sowie Emissionen) beweisen, dass dem nicht so ist. Nun ja, mittlerweile steht das Tierheim und keiner regt sich mehr auf - unsere Katzen machen dann halt doch nicht so viel Krach wie erst befürchtet wurde.

Noch einen schönen Tag
 Frieda