Also ich möchte aus meiner Kindheit rekapitulieren:
1945 flohen etliche Volksdeutsche nach Österreich und bauten Einfamilienhäuser im Osten und Norden unserer Stadt. 1956 flohen etliche Ungarn und bauten die Einfamilienhäuser im Westen der Stadt.
Diesen Zuwanderern sind die meisten Häuser mit Einzelgärten zu verdanken und ihr Vorbild machte das "Haus im Grünen" modern.
Einige Sudetendeutschen ("Batschka") waren tüchtige Gärtner und hatten Mustergemüsegärten und sie verkauften Jungpflanzen und Erdbeerableger am Markt.
Damals gab es auch eine einzige Samenhandlung im Ort, den "Auinger"
(jetzt in Pension und zum Dahlien-Papst mutiert), wo es immer streng nach Paramak (Zimmerpflanzenspritzmittel) und Kaiserkronenzwiebeln roch und wo auch Dahlienknollen bverkauft wurden.
Die 60er waren noch stark geprägt von Gemüsegärten, Erdbeerbeeten, Himbeerflächen und stacheligen Brombeeren. Dahlien durften nicht fehlen und Sonnenblumen.
In den Pflanzenkatalogen prangten die Teehybriden-Rosen, weil die ersten Baumschulen sich Rosenschulen nannten. Es gab Kordon-Apfelbäume aber noch keine Viertelstämme. Man setzte Halbstämme oder Hochstämme.
Koniferen kamen erst Mitte der 60er Jahre auf. Sie waren "pflegeleicht" und "immergrün", so auch Cotoneaster.
Die wichtigsten Vertreter waren Blaufichten und Blaufichten, dann kam lange nichts, vielleicht ein Blauer Wacholder oder eine Österreichische Schwarzkiefer. Das andersfarbige war modern. Auch die rotlaubigen Berberitzen.
An Stauden gab es keine große Auswahl: Tulpen, Rittersporn, Nelken, Bauernpfingstrosen, Astern, Phlox, lila Iris, Sonnenauge und Dahlien.
Bei Sträuchern/Kletterern/Bäumen war es die große Zeit des Kletterknöterichs (Polygonum aubertii) und der violetten Clematis, von Forsythie, rosa Weigelie, Pfeifenstrauch, Ligusterhecken und Flieder in rosa, weiß und blau, rote Zierquitten, rosa Mandelbäumchen, Schneebeeren.
Garten Accessoires waren Sessel mit "Plastik"-Schnüren, die Hollywood-Schaukel, Wasch-Schaffel als Badewannenersatz und last but not least ein aus Birkenstämmen geschnittener Brunnen im Alpen-Stil.
Die Waschbetonplatten kamen erst in den Siebziger Jahren auf.
Vielleicht finde ich noch einen alten Baumschulkatalog. Manche wurden noch bis in die 90er Jahre benutzt...