@ringelnatz:
Mit Pfirsich habe ich keine Erfahrungen, von da her weiß ich auch nicht, ob austrocknende Knospen da häufiger vorkommen, oder nicht.
Wenn die kopulierten Seitentriebe bisher auch nicht treiben, liegt es evtl. an der Unterlage, dass die Okulation fehlgeschlagen ist.
@Talkrabb:
Verwendet habe ich das Ausblenden bisher hauptsächlich bei Kirschen (vornehmlich Sauerkirsche wg. des z.T extrem frühen Austriebs) und es hat bisher mit 100% Erfolgsquote funktioniert (evtl. mache ich ja etwas falsch, aber bei Kirsche habe ich mittlerweile 100% Erfolgsquote; keine Ahnung, warum Baumschulen auf niedrigere Werte kommen ;-)).
Zuerst testweise mit Morina ausprobiert (einfach nur um zu schauen, ob das überhaupt funktioniert), dann mehrfach bei Achat angewendet und dieses Jahr bei einer Testveredlung, bei der ich wissen wollte, was so alles funktionieren könnte:
Ungarische Traubige auf einen GiSelA 5-Zwischenstamm kopuliert und das dann per Spaltpropfen schräg in die Unterlage eingeschoben (also nicht an einer Seite am Kambium ausrichten, wie die Literatur immer behauptet (und oftmals leichter gesagt ist als getan), sondern so, dass das Kambium von Edelreis und Unterlage auf beiden Seiten des Spaltes jeweils 2 gesicherte Kreuzungspunkte hat. Die Methode habe ich von Ken Coates in seinen Veredelungsvideos gelernt und der verdient seit Jahrzehnten sein Geld mit der Umveredelung von Großplantagen. Der weiß was er tut, und wenn er sagt: Kambium match ist zu fehleranfällig, Kambium cross funktioniert zuverlässig, dann ist da was dran.)
Und was soll ich sagen: Unter dem Verband an der Unterlage sind auf beiden Seiten des Spaltes die charakteristischen Schwellungen einer erfolgreichen Veredelung zu sehen und erfühlen, bei der Kopulation ebenso und sowohl UT-Edelreis als auch GiSelA-5 Zwischenstamm treiben momentan nahezu zeitgleich aus den schlafenden Augen aus. Dass Zwischenstammveredlungen in einem Rutsch bei Apfel zuverlässig funktioniert, weiß ich von Steven Edholm, aber dass das auch bei Kirsche funktioniert, hätte ich jetzt nicht unbedingt erwartet.
Das Problem bei zu stark geschwollenen Knospen ist m.E., dass die bei zu guter Schnittführung bei Kopulation alleine durch die gute Feuchtigkeitsversorgung durch die Unterlage das Reis schneller austreiben kann, als ausreichende Verbindung zur Unterlage hergestellt ist. Ich hatte mal Apfelreiser von einer Baumschule bestellt (O-Ton: "Ja, wir können noch schneiden") und was dann kam, war teilweise schon so angetrieben, dass ein paar Sorten trotz Verdunstungsschutz nicht mehr angewachsen sind. Ich meine, ich hätte damals bei einem Apfelreis auch alle stark geschwollenen Knospen entfernt und das ist dann nicht mehr ausgetrieben, was aber auch andere Gründe gehabt haben kann.
Zu den mehrjährigen Reisern: Klar, dass die Vegetationspunkte haben müssen, auf deren Austrieb man sich verlassen kann. Dann lässt man so ein Edelreis im Zweifelsfalle halt deutlich länger als üblich.
@ Wild Obst:
Ja, im Regelfalle sind mehrjährige Reiser unnötig, aber wenn bei einem sehr vielversprechenden Zufallssämling die Krone so hoch ist, dass man erst mit einer 6m langen Teleskopstange einzelne Zweige erreicht, dann muss man nehmen, was man bekommt. :-)
Beste Grüße...