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Deutsche Ordnung, Gründlichkeit, dann lieber Französisch, Laisser-faire.
Eben.
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Mag ja ein hübsches (Nationalitäten-)Bild sein. Ist aber völlig falsch, wie ich bei jeder Fahrt, jedem Gang über die Grenze sehe (ich wohne quasi direkt dran, keinen Kilometer Luftlinie entfernt): In Frankreich hat die Mode der steinigen Vorgärten mindestens so heftig Fuß gefasst wie hierzulande. Oft radikal, mit Schotter pur - hell rechts und links, dunkel in der Mitte oder sowas, jedenfalls streng geometrisch -, ohne Formschnitt-Koniferen oder sonstiges Alibigrün drin.
Ich denke einfach, viele Neu-Gartenbesitzer haben einfach keinen Bezug zu Natur/Garten und kennen sich mit Gartengestaltung nicht im Geringsten aus. Dann stehen sie vor einem Stück Land und wissen nichts damit anzufangen. ...
Das ist der Punkt. Und das ist kein neues Phänomen. Vor ein paar Jahrzehnten bekamen solche "Ich-habe keine-Zeit-für-Grün-und-auch-keine Ahnung"-Häuslebauer oft den Rat, Fichten zu pflanzen
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Haben ziemlich viele gemacht, nach dem Motto: Irgendwie grün, wächst von selber, braucht mich nicht. Später - manchmal viel später - verursachen solche "Gärten" logischerweise Stress.
Zum Beispiel direkt hier in der Nachbarschaft: 15-20 Omorikafichten plus zwei, drei Kiefern plus zwei, drei Hemlocktannen plus zwei, drei Lärchen. Auf nicht mal 700 Quadratmetern, gepflanzt in den 1970er Jahren. Anfang der 2000er Jahre war's eine finstere 20-Meter-"Mauer". Die hatte nach dem Orkan "Xynthia" (Februar 2010) freilich eine ordentliche Lücke: 6 hohe Omorikas fielen (zum Glück kam niemand zu Schaden, nur ein Komposter im Nachbargarten war demoliert). Um den restlichen Nadelbaum"wald" haben sich die Nachbesitzer gekümmert (sehr mühsam, sehr zeitraubend); heute ist da Wiese mit Obstbäumen
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Kein Einzelfall. Bekannte, eine junge Familie, haben just ein Haus gekauft, neben dem sie im Herbst 23 (!) Koniferen fällen müssen/ werden, auf ca. 300 Quadratmetern. Und in vielen Winz-Vorgärten stehen 40-50 Jahre alte Riesen-Fichten oder -Atlaszedern oder dergleichen. Wenn jemand da bei der Korrektur übers Ziel rausschießt und einfach schottert, kann ich's echt nicht verdammen...
Für mich sind die gruseligen Schottergärten ein Politikum. Solch eine Mode kann ja nur entstehen, weil zu viele Ahnungslose zu wenig wirklich guten Rat bekommen. Es müsste in den Kommunen eine qualifizierte Grün-Beratung geben, analog zu Bauamt und Bauberatung. Leute, die sich - umsonst oder für kleines Geld - einen halben Tag oder auch mal einen ganzen mit Häuslebauern zusammensetzen und fragen: Wofür wollt ihr den unbebauten Teil eures Grundstücks nutzen, wie viel Zeit könnt/ wollt ihr dafür aufwenden? Leute, die - unabhängig von kommerziellem Interesse - drüber aufklären, wie pflegeleicht oder eben nicht welche Form der Gestaltung ist. Und die kundig, freundlich und ohne Öko-Fundamentalismus (also ohne "Es-
müssen-heimische-Gewächse-sein"-Druck) beraten, welche Pflanzen sich wo wie eignen.
Ob das Ergebnis dann "wild" wäre oder "ordentlich", heimisch oder exotisch, geschmackvoll oder spießig, wäre letztlich wurscht; Hauptsache, es wäre grün, dem Stadtklima zuliebe...
Beratung dieser Art ist leider Utopie, solange Grünraumgestaltung (kommunal)politisch bloß als "nice to have" und Nebenher-Ding angesehen wird, für das Kommunen ihr knappes Geld möglichst nicht ausgeben sollen/ wollen.