Meine Großelter hatten früher Schafe, die manchmal auch mit Pflockhaltung gemeindeeigene Wiesenwege abgrasen durften, ist aber schon lange her.
Mein Onkel hatte zusammen mit einem Damwildrudel auch eine Gang mit Kamerunschafen auf der Weide. Die Tiere waren sehr zutraulich,verfressen und frech, sie kletterten in die Futtertröge und vertrieben die Hirsche, wenn sie satt waren, kackten sie ins Futter. Da die Weide in Sichtweite war, fingen sie, sobald man sich draussen aufhielt, an bettelnd zu blöken, das hat auf Dauer so genervt, dass mein Onkel die Tiere dann an einen anderen Hobbyhalter verkauft hat. Ein Bock ist dort dann irgendwann mal ausgebrochen und ließ sich nicht mehr einfangen. Weil er den Verkehr gefährdete, hat ein Polizist ihn abgeschossen.
GG´s ehemaliger Nachbar (Biologe) kam vor einigen Jahren mal auf die Idee, in seinem wirklich großen Garten Schafe zu halten. Er mietete (ja, sowas gibt es) ein Mutterschaf mit zwei Lämmern, am Ende der Saison kann man dann die Lämmer ins private Sibirien im Keller verfrachten und das Mutterschaf wird vom Schäfer wieder eingestallt. Die Schafe haben innerhalb kürzester Zeit den ganzen Garten verwüstet, GG´s Vermieter mussten einen Schilfmattenzaun vor ihren Zaun spannen, weil sie durch die Maschen alles erreichbare abgerissen haben. Der gesamte Hauseingang samt Vorderfront der weißen Villa waren braun (prima rauher Schubberputz, wenn es mal juckt) und der Eingang zugek...t. Im nächsten Jahr waren keine Schafe mehr im Garten, nur manchmal Pferde von Besuchern.
Heute wohnen wir direkt an einer großen Schafswiese. Es sind immer so etwa ein Dutzend Mutterschafe (die meisten Rhönschafe, ein paar Mixe, auch mal ein Scottish Blackface), mal mehr, mal weniger, ein Bock (Coburger Fuchsschaf) und dann im Frühjahr noch so um die 20 Lämmer dazu (meist Zwillinge), die dann meist im Herbst mit dem Auto zum Schlachter gefahren werden. Das Fleisch nehmen hier auch die Nachbarn gerne, hätte ich mehr Platz im Gefrierschrank, würde ich gerne eines nehmen, vielleicht im Herbst.
Der Besitzer wohnt im Dorf, ein netter älterer Herr, mindestens zweimal täglich schaut er nach den Tieren, Futter, Wasser, Kontrolle, umpferchen auf neu abgesteckte Weideteile, immer hat er einen seiner zwei Bordercollies dabei, früher hatte er deutsche Schäferhunde, die will er aber nicht mehr. Ist aber auch nötig, sie rennen oft genug die Schafsdrahtzäune um (nur direkt neben dem Schwimmbad und dort, wo die Straße in der Nähe ist, ist Strom drauf) und rennen dann dorthin, wo ihnen das Futter besser schmeckt. Gerne verfangen sie sich dabei in den Zäunen, frag mich nicht, wie oft ich schon über den Zaun geklettert bin, um wieder so ein panisches Blödschaf zu entwirren, die Beine oder den Kopf, manchmal stündlich das gleiche Tier, und frag auch nicht, wieviele Nächte wir wachgelegen haben, weil die Schafe mal wieder wegen so einer Hedderei, oder weil eines sich sonstwohin verstiegen hatte, gebleddert haben, das ist wirklich furchtbar laut und kann erbärmlich klingen, da bin ich auch schon mit Taschenlampe losgestiefelt, wie oft ich angerufen habe, um den Besitzer zu informieren, weiß ich nicht. Wenn der Besitzer kommt, rennen sie ihm erwartungsvoll entgegen, vor Fremden schrecken sie aber zurück.
Die Schafe haben, wohl, weil die Wiese hier sehr feucht ist, oft Probleme mit den Hufen, evtl. Moderhinke. So weit ich weiß, müssen Schafe auch umgesetzt werden, einerseits, weil Kranheitserreger auf der Weide eine Zeit brauchen, um abzusterben, andererseits muss ja auch das Gras nachwachsen und hier wird die Weide auch geheut, für das Winterfutter. Im Sommer stehen die Tiere auch schon mal auf einer mageren Weide oberhalb, trotz des Weidewechsels treten diese Hufprobleme immer wieder auf, die Tiere kriechen dann beim Laufen und Weiden nur noch auf den Knien. Letztes Jahr hab ich auch gesehen, dass einige Tiere Milbenbefall hatten, man muss wohl sehr sorgfältig auf Parasiten achten, meine Schwägerin in Irland hat sogar auf Schafe verzichtet, da man sie dort "dippen" muss, das ist ein Ganzkörperbad in irgendwelchen Chemiebädern.
Der Wanderschäfer, der häufiger auf der Weide oberhalb vorbeizieht, macht auch immer Fußbäder (wohl auch vor allem gegen die Moderhinke), dabei wird auch reichlich Chemie verwendet.
Die Schafe hier haben keinen Unterstand, sie halten sich immer gerne unter unseren und den großen Fichten der Nachbarn auf, die bieten wie ein Dach schutz vor allem vor der Sonne. Im Frühjahr holt der Besitzer meist die Mutterschafe mit den meist früh am Morgen geborenen Lämmern in einen Stall, wir haben hier einen Fuchs, der gerne die neugeborenen Lämmer holt. Manchmal gibt es auch Totgeburten, aber eher selten. Nach etwa zwei, drei Wochen darf dann der ganze Kindergarten raus, eine wahre Freude, das anzuschauen.
Ich möchte die Schafe hier nicht missen, zumal, wenn sie nicht mehr wären, unser Tal total verkrauten würde.
Pro Schaf rechnet man, glaube ich, so mit etwa 1000 qm, aber das wissen andere hier bestimmt besser.
Ich hab mal über Ouessant-Schafe als Rasenmäherersatz nachgedacht, aber ich glaub, das ist eher Spinnerei, aber wer weiß?
edit: Wenn du Nachbarn hast, sollten sie nicht empfindlich sein, Schafe können, gerade, wenn sie besonders zahm sind, elend viel betteln blöken und auch eine gute Duftmarke verbreiten.