na, von Spezialitäten kann kein Mensch leben. Meist leben Gärtnereien von größeren Bestellmengen und die Spezialitäten laufen nebenher, sozusagen als privates Vergnügen des Chefs oder seines Sohnes. Wobei manche Söhne die Spezialitäten dann auch mal vernachlässigen.
Stimmt vollkommen! Ich muss auch Staudo und Mediterraneo mit ihren obigen Statements Recht geben.
Aber: gerade Raritäten werden fast ausschließlich übers Internet verscherbelt. Da laufen dann die 0815-Plänzgens neben her gleich mit. Sie sind die Würze des Betriebes, dass er sich in einer Sache von anderen abhebt. Die anderen sind stimmungsvolles Ambiente, Freundlichkeit des Personals, Outfit, Hilfsbereitschaft, Übersichtlichkeit, etc. Und dies gilt im Übrigen für Webshop wie Gärtnerei gleichermaßen!!!
Ich stelle aber auch fest, dass über 50 % meiner Kunden auf ein ausgefeiltes Sortiment gar keinen Wert legen und Astrantia, Heuchera und Hostien bestellen, weil sie gerade modern sind oder weil ihnen das Bild im Shop so gut gefällt. Im Übrigen kann man mit guten Bildern enorm viel steuern, das hätte ich niemals gedacht, dass dies so viel ausmacht!
Meist ist es bei Raritäten so, dass sie in der Gärtnerei entweder gekauft werden, weil sie gerade schön blühen oder vom Kenner, der Etikettenbotanik betreibt, dann durchaus besser als im Shop. Aber die meisten anderen Zeitgenossen trauen sich nicht drüber und handeln immer noch nach "Wat de Büer nit kennt, dat fret die nit"!
Ich hatte als Jungspund übrigens immer große Hemmungen, bei "Gärtnerkäuzen" vorzusprechen und mich dann herabkanzeln oder als Vortragsopfer behandeln zu lassen, ob der nun Schleipfer sen., Carl, Eschmann oder sonstwie hieß. Auch einen Pagels hatte ich eher mürrisch in Erinnerung, obgleich sich dann später eine ganz nette Korrespondenz entwickelte und wir irgendwie doch seelenverwandt waren.
Heutzutage denke ich ganz anders. Die Kauzigkeit macht bei den Kunden eher Negativ-Schlagzeilen, mit Herzblut und Begeisterungsstürmen kommt man viel weiter, du musst dich und deine Philosophie so gut verkaufen wie deine Pflanzen (bestes Beispiel für mich ist Beth Chatto, oder auch Werner Hoffmann)!
Und das zählt gerade heute viel mehr als trockener, pragmatischer Service. Ja, der ist auch wichtig, aber für mich eher nebensächlich. Weil es immer um Pflanzen und hie und da auch um Menschen geht.