Nachdenkliche Worte folgen gen Jahresende.
Wir hatten uns auf 3 ha beworben, die ein großer "öffentlicher" Flächeninhaber zu vergeben hatte. Diesen Zuschlag haben wir nicht bekommen, u.a. mit dem Hinweis auf die Vollerwerbstätigkeit des Mitbewerbers.
Es ist in sofern alles gut, als dass wir diesem Betrieb freundschaftlich verbunden sind, die Fläche jetzt endlich wieder in Nutzung kommt und man sich scheinbar Gedanken um Zugwege gemacht hat. Die letzte Formulierung etwas wage, denn der Weg erschließt sich mir noch nicht ganz. Aber das kann mangelnde Phantasie meinerseits sein.
Die nachdenklichen Worte meinerseits betreffen die Argumentationsschiene "Vollerwerb". Dieses hörte ich auch schon woanders bei einem Treffen eines anderen großen Flächeninhabers in Niedersachsen. Die Flächen wären eben besser drainiert ect. wenn sich Vollerwerbslandwirte darum kümmern. Bei
dem Eigentümer werden auch gnadenlos alle Nebenerwerbslandwirte rausgedrängt.
Wir waren jetzt gerade froh als Nebenerwerbslandwirte auch bei der Steuer Gnade zu finden. Was natürlich heißt, dass die Farbe rot in schwarz wechseln muss. Das wird sie aber natürlich nicht, wenn
nur kleine und schwierige Flächen bei uns bleiben, die nicht entsprechend vergütet werden. Das sind aber eben nicht die Flächen, die jene Vollerwerbsbetriebe bewirtschaften. Und schon gar nicht mit entsprechendem Weidedruck.
Die Begründung hat zumindest eines zur Folge... dass wir wieder mal nach anderen Flächen schielen. Es hat sich in der Vergangenheit bewährt sich möglichst breit aufzustellen. Dann ist man vergleichsweise wenig erpressbar. Dieses Ziel wird also nicht nur weiter verfolgt, sondern nunmehr energischer voran getrieben. Denn ohne Biotopschäferei in der Region... fallen hier schwierige Standorte sonst eben brach. Es hat hier viele schwierige Standorte
Preistechnisch schrauben wir uns somit alle gegenseitig in die Höhe. Meines Erachtens ist das kein positiver Beitrag Richtung Biotopschutz, aber von uns aus eben nicht änderbar, da uns diese Rahmenbedingungen gesetzt werden ohne dass wir darauf Einfluss haben.
Besonders bizarr ist es aber, wenn eine große Organisation das Flächenmanagement der Wiesentäler hier übernehmen soll. Da bin ich privat auch Eigentümerin von 1,7 ha. Mal ganz deutlich formuliert... wenn da rauskommt Bewirtschaftung von Mai bis September - sind wir raus aus den Tälern und geben den Betrieb auf. Ich predige nun schon seit Jahr und Tag, dass wir nicht im Juni ankommen, die Koffer öffnen, die Schafe ausladen und im Oktober wieder einpacken. Sinn der Eigentumsflächen ist die Bewirtschaftung außerhalb dieser Zeit. Wir "jagen" förmlich im Sauseschritt über die Flächen. Winterweiden mit beschädigten Grasnarben... kennen wir bislang nicht. Wenn wir uns auf die wenigen Flächen im guten Ackerlandbereich zurück ziehen müssten, stünden die Tiere knöcheltief im Matsch. Das... ist keine Tierhaltung wie wir sie betreiben wollen. Und wir können dank der neuen Düngeverordnung nicht aufstallen. Der Gesetzgeber liebt spaltenscheissende Mastschweine und Masthähnchen. Das auf Stroh aufgestallte Schaf... ist ganz ganz böse! Während es draußen grasend 1:1 rausgeht. Logisch. Vorne rein, hinten raus.
Wie bei allen biotoppflegenden Schafbetrieben erlebt man jedes Jahr ein Wechselbad der Gefühle. Gern gesehen, händeringend gesucht, gleichzeitig beschnitten und von Auflagen aus allen Richtungen gewürgt. Völlig unverständlich warum so viele Betriebe aufhören. Ich kann es mir gar nicht erklären
Anekdote am Rande: Zur Vorfinanzierung meines Leaderprojektes müssen gerade Geldmittel reingeholt werden. Hier hilft nur (wehe dem Vollerwerbsbetrieb, der das nicht kann. Der müsste sich für Leaderprojekte verschulden - was oft genug passiert) back to the roots, sprich meine hauptberufliche Arbeit. Eigentlich wegen der Schäferei runter auf 15 Stunden gefahren, kam zuletzt ein Probearbeiten etwas weiter weg dazu (um Konkurrenz zu meinem Hauptarbeitgeber zu vermeiden ist die Distanz absichtlich gewählt). Scherzhaft meinten die Kollegen auf mein schelmisches Verweisen auf die bremsende Schafhaltung: Kein Problem, gegenüber war früher das Riesengehöfft ein Schafstall und Flächen am Fluss.... wären wahrlich reichlichst vorhanden.
Irgendwie wird es wohl immer weiter gehen. Indes sind es die Biotope, die man seit einigen Jahren verbissen unter Einsatz persönlicher finanzieller Mittel und ohne Rücksicht auf körperliche Beschwerden mit wahrlich empfundener Liebe und Verbundenheit pflegt, die man erhalten sehen will und deren Erhalt man mit Sorge betrachtet.
Aber wer sind wir schon
Und wer erkennt diese Arbeit an