Hallo liebe Gartenfreunde,
ich möchte mich hier auch einmal vorstellen. Meine Frau und ich haben vor etwas über zehn Jahren ein Grundstück von ca. 880 m² mit einer Nachkriegs-Doppelhaushälfte gekauft, und seitdem verbringen wir fast sämtliche freie Zeit in unserem Garten. Unser Vorgehen war anfangs geprägt von interessiert-ahnungslosem Enthusiasmus meinerseits und der Erfahrung meiner Frau aus Kindheitstagen andererseits. Inzwischen haben sich nach viel "Trial-and-Error" gesunder Menschenverstand und naturwissenschaftliches Interesse durchgesetzt - bzw. die Erfahrung meiner Frau!
Anfangs war es schon sehr mühselig. Nördliche Region Hannover, eigentlich gibt es ganz passablen, schwarzen Mutterboden, tendentiell eher säuerlich, manchmal etwas sandig....aber: Die Vorbesitzer haben sich regelrecht eingemauert mit Koniferen, Eiben und Ähnlichem, bei uns in der Folge nur noch "Friedhofsgewächse" genannt. (Nichts für ungut, Geschmäcker sind verschieden.) Was aber gar nicht ging, der Boden darunter war (gefühlt) regelrecht tot. Sandig bis staubig, kaum ein Regenwurm in der Nähe. Ich muss es wissen, ich habe massenhaft (aber nicht alle) dieser Flachwurzler (nicht nur die, auch die Eiben) ausgegraben. Magerer Boden war das Thema im ganzen Garten, nicht die besten Voraussetzungen für ertragreiche Nutzbeete, auch um die Artenvielfalt war es nicht toll bestellt. Wir haben zu Anfang nur abgeholzt, ausgegraben und umgesetzt. Eine richtige Sensation war es, als der neue Nachbar alle Fichten aus den 80er Jahren an unserer Südseite gefällt hat. Endlich keine Nadeln, Zapfen und Schatten mehr. Sämtliche Vegetation - ob "Spontan" oder "etabliert" ist im nächsten Jahr förmlich explodiert. Das brachte dann ganz neue Herausforderungen.
Mittlerweile hat der Garten unseren "Stempel", im Großen und Ganzen weiter eher unkonventionell. Chemie, Gift und Kunstdünger will ich nicht benutzen. Meine Leidenschaft ist unser Kompost und das Mulchen - Rasenschnitt auf die Nutzbeete, Häckselgut auf die, ähm anderen. Glücklicherweise haben wir Nachbarn, die gerne die "Grüngutannamestelle" nutzen. Unser Häcksler hat schon ganze Wälder geschreddert. Rasen an sich hat bei uns keine Lobby, ist eher Platzhalter und Mulchlieferant.
Dem Giersch habe ich bis auf einen halben Meter Tiefe durch diverse Beete hintergegraben - ich hatte ja eh gerade die Stümpfe von drei größeren Koniferen ausgegraben. Der Giersch ist natürlich noch immer irgendwie da, aber beherrschbar. Grundsätzlich halten wir uns beim Jäten aber zurück, zunächst wird mal begutachtet, was da wächst. Übliche Konversation: "Ist das Unkraut oder darf das bleiben?"..."Keine Ahnung, wir werden es sehen." "Ordentlich" wird und soll unser Garten nie werden. Ich habe zwar keinen Asthaufen, aber einen Laubhaufen, und unter den Büschen liegt allerlei Zeug, die größeren ausgegrabenen Stümpfe liegen auch noch in den Beeten herum. Es ist wohl kein "Naturgarten" aber nah an der Natur. Ich kann es nicht definieren.
Ganz zentral haben wir ein Wildblumenbeet, auf dem (bis auf einige Unerwünschte) alles wachsen darf, was kann und will. Ein paar Samenmischungen haben wir zum Start draufgeworfen. Das ist wirklich toll zu beobachten, was da Jahr für Jahr rauskommt. Ich liebe es! Hinten im Nutzgarten sind die Erträge inzwischen ganz ordentlich, der Boden ist bei weitem aber nicht überdüngt. Mit Kompost, Mulch, ab und zu etwas Pferdemist, Brennesseljauche und Fruchtfolge haben wir den Boden aber doch schon sehr aufgewertet. Die Brennesseljauche ist ein Problem, da bei uns halt keine Brennesseln wachsen. Die ernten wir bei Nachbarn. Letztes Jahr habe ich zum allerersten mal eine kleines Brennesselpflänzchen entdeckt - im Nutzbeet. Juhuu, wir haben Stickstoff im Boden. Gejätet habe ich sie dann aber doch. ;-)
Wenn ich in diesen Beeten grabe kann ich kaum an mich halten, was da jetzt an Leben unterwegs ist: Regenwürmer in Massen, Engerlinge, jede Menge (Kleinst-)Lebewesen, von, denen ich keine Ahnung habe, wie sie heißen. Oberirdisch läuft es auch. Unsere Bienenhotels müssen auf bee-yelp ziemlich gute Bewertungen haben, das wuselt es von Wildbienen verschiedenster Arten und Größen. Futter gibt es natürlich auch: Von Christrosen, Winterlingen im Januar/Februar dann Schneeglöckchen bis die Fuchsien im ersten harten Frost aufgeben (manchmal erst im Dezember) blüht immer irgendwo irgendetwas, das wenigste davon unter unserer aktiven Kontrolle. Pflanzen, die keinen Nektar liefern, werden "reduziert". Aber ja, wir haben noch immer eine letzte Forsythie und ein paar Hortensien (noch).
Nur "Rausschmeißen" ist aber auch nicht alles, eine schöne alte Sorte Süßkirsche habe ich vor Jahren gepflanzt, der darf richtig groß werden. In das erweiterte Wildblumenbeet ist im letzten November ein Apfelbaum Martini Hochstamm eingezogen. Martini haben wir uns als alte Sorte ausgesucht, die den Berichten nach nicht nur lagerfähig sondern auch für Allergiker geeignet sein soll. Hochstamm ist sicher unpraktisch, soll an der zentralen Stelle aber im Garten aber dominant gestalten.
Etwas mehr verfügbare Zeit als erforderlich brachte die Pandemie und folglich ein (kaltes) Gewächshaus für Gurken, Paprika, Melonen u.a. (Die Tomaten haben natürlich schon länger ihre Dächer.)
Das letzte größere Projekt war die Entfernung sämtlichen (!) Waschbetons. Davon gab es Massen, und wir hassen Waschbeton. (Wiederum: Geschmäcker sind verschieden.) Jetzt haben wir Massen von Sandstein in Form von Platten, Trockenmauern und zwei gemörtelten Mauern.
Es gibt natürlich immer noch sehr viel zu tun. Damit ist nicht die "normale" Gartenarbeit gemeint, sondern die "grundlegenden", umgestaltenden Arbeiten, wie die letzten Stromkabel und Wasserrohre anzuschließen, Verputzen und Malern, noch ein paar Platten verlegen etc. Aber seit einiger Zeit können wir uns an verschiedenen Lieblingsplätzen allein oder mit unseren Nachbarn hinsetzen, und wir sehen nicht nur die Arbeit, die wir noch vor uns haben. Die konnten wir allerdings auch bisher schon ignorieren. Jetzt ist es aber schöner, und man findet tatsächlich Zeit, sich in einem Forum anzumelden.
Ich weiß nicht, ob ich hier viel wirklich Hilfreiches beitragen kann. Ich habe ja schon länger hier mitgelesen, da gibt es massenhaftes Fachwissen jenseits meines / unseres Vermögens. Aber zumindest ab und an mal mitreden können, ist ja schon etwas.
Hui, das war viel Text!. Ich hoffe, das war jetzt nicht zuviel Selbstbeweihräucherung, es wollte halt alles raus. Da ist noch viel mehr. Natürlich ist auch viel Mist passiert, aber das erzählt sich nicht so schön zur Vorstellung.
Viele liebe Grüße
Rantanplan