Was ich ganz spannend finde, ist, daß sich manche Pflanzen offensichtlich ziemlich leicht manipulieren lassen und andere aber, zumindest für mich als Laie, überhaupt nicht. Diese Zweitgenannten haben anscheinend Sommer, wenn Sommer ist, nämlich wenn Sommer in ihrer ursprünglichen Heimat woanders und hier, wo sie eigentlich stehen, zu dieser Zeit Winter ist.
Beispiel Hippeastrum und Zantedescia aethiopica.
Hippeastrum beeinflussen geht leicht. Die Zwiebel zieht während einer mehrmonatigen trockenen Ruhephase ein und treibt und blüht erneut, sobald Wärme, Wasser und Licht entsprechend des Bedarfes vorhanden sind. Der ist die Tageslänge aber relativ schnuppe. Hippeastrum blüht genauso willig bei mir im Winter am Fenster (nur werden die Blütenstängel etwas länger), wie, was mir lieber ist, im Sommer draußen, da ich im Winter in der Wohnung den Platz für andere Pflanzen brauche. Die Ruhephase wird einfach verschoben und sie blüht sommers als auch winters.
Anders Zantedescia. Während die beiden Sorten, die ich habe, sich dem hiesigen Sommer anpassten, draußen stehend blühten, im Herbst einzogen, trocken im Dunklen im Keller ihre Ruhephase nach wie vor einhalten und bei Licht, Wärme und angießen im Frühjahr wieder austreiben, machte die Art Zantedescia aethiopica bei mir das Spiel überhaupt nicht mit.
Sie wußte, wann auf der Südhalbkugel Afrikas Sommerzeit war. Sie wußte es sogar im dunklen Keller bei 10 °C und absolut trocken stehend. Während sie hier im Sommer draußen stehend bei genug Licht und Wasser Sumpfzeit hatte, schob sie nur Blätter aber keinerlei Blüten. Desweiteren hatte sie überhaupt keinen Bock im Herbst trocken stehend, ihr Laub auch nur ansatzweise einzuziehen. Nö. Schließlich war woanders grad Frühling. Trotzdem wanderte sie trocken in den dunklen Keller, wo sie dann aufgrund Lichtmangels so langsam nachgab.
Aber dann. Im Dezember befand sie bei 10° C und starkem Lichtmangel im recht dunklen Keller und ohne Wasser, daß sie gefälligst dem afrikanischen Sommer zu folgen hätte. Sie schob aus ihren Reserven, ohne genug Photosynthesemöglichkeit neues äußerst farbloses Laub, und fing jedes Jahr im Dunklen stehend, sogar an, Blüten zu schieben.
Immer erschienen die Hochblätter im hiesigen Winter, aber sie wußte anscheinend, da wo sie herkam, wurde jetzt geblüht. Also setzte sie alle ihre Kraft da rein, entgegen aller Widrigkeiten in ihrem dunklen Verlies zu blühen.
Das war dann vermutlich ihre afrikanische "innere Uhr"!
Jedenfalls habe ich dann nach 5 Jahren aufgegeben und sie verschenkt an jemanden, der sie winters im Zimmer würdigen konnte. In der Wohnung hatte ich für sie keinen Platz und draußen in unserem Sommer wollte sie ja nicht, obwohl ich ihr vergeblich versucht habe, alle Bedingungen zu verschaffen, die sie zum Blühen in unserem Sommer brauchte.