Ist wirklich so, die meisten Menschen denken Hüter müssen ganz viel Aktivität haben und körperlich ausgelastet werden. Beim hüten sind aber die Phasen in denen sie nichts tun viel länger, als die Treibephasen. Und dann müssen sie natürlich ruhig sein können und sich langweilen. Dieses von jetzt auf gleich auf 100% zu laufen ist extrem wichtig, deshalb kommen Hütehunde wenn man zu viel mit ihnen macht so schnell über ihre Reizschwelle. Aufspringen und peng da sein und richtig funktionieren, dass ist wichtig beim hüten. Aber eben auch genauso schnell wieder runter fahren und herumliegen. Und dass ist Übungssache.
Aussis sind Hüter von Rindern und Pferden. Sie pitzen in die Füße (etwas das man den Lütten schnell abgewöhnen sollte). Border Collies sind die Schafhüter. Das Hüteverhalten von beiden ist etwas unterschiedlich. Border nehmen den Kopf runter und machen den Körper flacher, treiben über die Körpersprache. Bei sturen Rindern und Pferden muss der Hund schon mal tacheles reden. Bei den Arbeitslinien sieht man auch genauer den körperlichen Unterschied. Border sind vom Körper her länger und zierlicher, Aussis ein bissel gedrungener, stabiler. Eigentlich. Ist im Laufe der Showlinienzucht teilweise verloren gegangen. Die Arbeitslinien haben in der Regel auch weniger Fell, sind nicht so extrem aufgeplüscht. Enja stammt aus Arbeitslinien und hat eine Border Oma, von der sie die Körperlänge geerbt hat. Die Züchterin hat Border hinein genommen, weil die mehr "Will to please" haben, Aussis sind eher eigenständige Denker und treffen Entscheidungen. Bei der Motte kommt letzteres meistens zum tragen. Ich muss sie Dinge durchdenken lassen, damit sie sitzen. Das war sehr deutlich beim Anti-Giftköder-Training zu merken. Wenn sie es gut gemacht hat um mir einen Gefallen zu tun, saß es nicht. Wenn sie da stand und überlegt hat was jetzt wohl die richtige Reaktion wäre, dann saß eine Übung beim ersten Mal.
Die Sache der körperlichen Auslastung - man kann seinen Hund entweder körperlich oder vom Kopf her auslasten. Das ist dann eher Typabhängig bei Mensch und Hund. Ich hatte so meine Ideen im Vorfeld, mir war aber klar, dass ich schauen muss was ihr später dann Spaß macht. Mantrail ist total ihr Ding, da müssen wir aber langsam unterwegs sein. Sie hat einen Herzklappenfehler von Geburt an. Dummysuche kann sie Klasse, geht aber immer nur kurz, dann ist die Nase überreizt. Was ihr so richtig Spaß macht ist Longieren, würde ich sehr gern vertiefen, finde aber zur Zeit keine Hundeschule die es anbietet. Sie reagiert super auf Körpersprache und liebt es auch so mit mir zu kommunizieren. Ist aber auch nicht immer einfach. Ich muss im Grunde immer aufpassen, was ich körperlich ausdrücke und ob ich verbal etwas anderes möchte als ich körperlich ausdrücke. Habe aber dadurch auch gelernt, dass die meisten Probleme, welche wir miteinander in der Kommunikation hatten, an meiner gegensätzlichen Sprache lagen. Sie aufzufordern zu mir zu kommen, aber frontal zu ihr zu stehen z. B. hat den Effekt, dass sie stehen bleibt. Stelle ich mich seitlich zu ihr und lade sie mit einer weit ausholenden Armbewegung ein, dann kommt sie angeschossen. Hüter sind eine tolle Herausforderung, wenn man bereit ist sich wirklich damit auseinander zu setzen.