Bei den Beschreibungen wird zig mal abgeschrieben. Irgendwann wurden die Eigenschaften von Winter- und Herbskalvill verwechselt oder vermischt. Und weil die wenigsten Journalisten die Äpfel selbst gekostet haben (oder kosten können) wird halt weiter abgeschrieben.
Der Apfel war einmal sehr verbreitet, ich glaube nicht dass sich eine Verwechslung auf so breiter Front durch die gesamte Literatur halten kann. Zudem wird er auch in ganz neuen Büchern von Leuten beschrieben, die ihn im Anbau haben und probieren, z.B. im Buch von Eckart Fritz, der alte Sorten unter heutigen Bedingungen prüft. Er schreibt zum Geschmack unter anderem "Fleisch grünlich weiss, locker, mildaromatisch, erdbeerartig gewürzt" und zu den Ansprüchen "Sehr hohe Ansprüche an Pflege und Standort". Im gleichen Buch wird der rote Herbstkalvill mit himbeerartigen Geschmack beschrieben.
Das ist kein Wunderapfel, aber bei guten Bedingungen interessant genug für einen Versuch, jedenfalls interessanter als das Golden-Delicious-Abkömmlingseinerlei, das heute als Maßstab für gute Äpfel gilt.
Kann mir gut vorstellen dass im 16. Jahrhundert nur wenige Apfelsorten so groß und gut schmeckend waren. Deshalb war er angeblich auch nur Königen vorbehalten.
Über Könige weiss ich nichts, aber über alte Sorten täuschst du dich. Es gab und gibt eine ganze Reihe von edelaromatischen Sorten die nachvollziehbar einst als gute Tafeläpfel galten und verbreitet waren, z.B. Goldparmäne, viele Renetten (Muskatrenette, Orleansrenette etc), ab ca. 1800 Sorten wie Golden Grimes, Ribston Pepping...