Heute konnte ich endlich einen Weißen Winterkalvill verkosten, da der Baum meines Bekannten tatsächlich einmal fast ein Dutzend Äpfel an Ertrag abgeliefert hat (das ist absoluter Rekord!).
Ich pack' also einen frisch gepflückten Adersleber Kalvill von mir ein (Erstertrag des auf Signe Tillisch/M7 als obere Etage gepfropften Adersleber) und auf geht's zum großen Kalvill-Verkosten.
Mein Bekannter hat seinen Winterkalvill vor ein paar Tagen vom Baum geholt und meint, der müsse noch lagern, um seine maximale Genussreife zu gewinnen. Dann wird das Messer gezückt und Schnitze zum Verkosten gemacht:
Erster Eindruck: Der WWK ist ein eher kleiner Apfel, der Adersleber ein großes Kaliber. Beides sind edel-aromatische Äpfel, die Verwandschaft ist deutlich herauszuschmecken (angeblich ist WWK die Muttersorte des Aderslebers). Der WWK (vermutlich von Sämlingsunterlage) ist etwas saftiger, säuerlicher, akzentuierter im Geschmack als der Adersleber. Letzterer ist vielleicht ein bisschen süßer, milder (braucht vielleicht auch weniger Nachreife?). Beide sind im derzeitigen Zustand knackig, der Adersleber vielleicht einen Tick mürber als der WWK. Beide sind sehr lecker und eine willkommene Abwechslung vom Cox-Aromen-Einerlei vieler moderner Sorten.
Meinem Bekannten hat der ihm bis dato unbekannte Adersleber genauso gut geschmeckt wie sein WWK.
Die wichtigsten Unterschiede sind vielleicht Wuchs, Gesundheit und Ertrag: Der WWK meines Bekannten ist ein schwachwüchsiger Kränkling, der im Oktober bereits alle seine Blätter bis auf die Spitzen des Neutriebs verloren hat; der Adersleber ein vitaler, wüchsiger Baum der - ohne jede chemische Behandlung - erst im Oktober vermehrt Anzeichen von Marssonina erkennen lässt, aber immer noch die meisten Blätter hat; sonst keine erkennbaren Krankheiten.
Der Adersleber macht mir - soweit ich das in dieser kurzen Zeit beurteilen kann, einen ertragswilligen Eindruck. Ein Halbstamm auf Sämlingsunterlage kam im Frühjahr 2015 in den Garten, hat letztes Jahr das erste Mal gefruchtet und bringt dieses Jahr, nachdem ich den Baum etwa um die Hälfte zurückgeschnitten habe, 5 Äpfel zur Reife.
Die Veredelung auf Signe Tillisch/M7 aus dem Jahr 2016 hat dieses Jahr das erste Mal ebenfalls 5 Früchte zur Reife gebracht.