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|24|6|Reden ist das eine, manchmal ist auch zuhören angebracht. Und Reden wie auch Zuhören nutzt sowieso nichts, wenn man nicht imstande ist zu verstehen. (celli)

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Autor Thema: Was vom Pferd  (Gelesen 55613 mal)

Christina

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Re:Was vom Pferd
« Antwort #30 am: 07. April 2013, 19:50:33 »

Tara, einfach wunderbar, deine Erinnerungen!

hula hoop konnte ich auch als Kind nicht, genausowenig wie Gummitwist.

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Viele kleine Leute, an vielen kleinen Orten, die viele kleine Dinge tun, werden das Antlitz dieser Welt verändern.  (Sprichwort der Xhosa)

Tara

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Re:Was vom Pferd
« Antwort #31 am: 07. April 2013, 19:59:52 »

Bei Gummitwist war ich auch arg schlecht! Aber Hula konnte ich tatsächlich mal gut in grauer Vorzeit. 8)
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Feder

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Re:Was vom Pferd
« Antwort #32 am: 07. April 2013, 20:26:29 »

Zitat
Ich war zu Hause. „Ich muß verrückt gewesen sein. Ich hab’ zwanzig Jahre meines Lebens verschenkt!“
Eine Erfahrung, die ich auch gemacht habe.
Jaja, das Glück der Erde liegt auf dem Rücken der Pferde....
und das Glück der Pferde auf der Erde. ;)
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Das Natürliche bleibt immer gleich. Das Normale ändert sich alle 100 km oder alle paar Jahre.
  Pat Parelli

Tara

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Re:Was vom Pferd
« Antwort #33 am: 07. April 2013, 20:32:59 »

Das Glück der Pferde ist der Reiter auf der Erde. ;D Reitest Du noch, Feder?
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Tara

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Re:Was vom Pferd
« Antwort #34 am: 07. April 2013, 20:33:17 »

Cavaletti zum dritten:

Heike schlug vor, mich mit der Video-Kamera zu filmen, damit ich endlich selbst sehen konnte, was ich falsch machte. Eine Filmaufnahme! Das war mir zwar ein bißchen peinlich, aber ich nahm das Angebot trotzdem dankbar an.

Birte würde mir ausnahmsweise Waldfee geben, unser Halt-dich-fest-ich-mach-das-schon-Pferd. Heike, die sie sonst immer hatte, würde ja diesmal nicht mitreiten. Mit Waldi konnte ich mich ganz auf meinen Fehler konzentrieren. Ich konnte es kaum abwarten.

Eine Stunde vorher bereitete Birte mich schonend darauf vor, daß ich das Waldviech nicht kriegen würde. „Wirklich, ich kann nicht anders. Die Marie Kunert hat sich angemeldet.“
„Und? Soll die doch den Duplo nehmen oder irgendwen!“
„Tara, mach keinen Ärger. Die Kunert reitet nur die Waldi. Die reitet sonst nicht mit.“
„Dann soll sie es halt lassen! Ich nehme auch alle Pferde! Birte, ich reite jede Woche vier oder fünf Stunden!“
Birte war verlegen, aber unerbittlich: „Und die Kunerts reiten jede Woche zusammen sechs oder acht Stunden. Und die machen uns dann Ärger. Ich geb’ dir die Waldi ein anderes Mal.“
Keine Waldfee! Das war ein Tiefschlag. Aber es kam noch schlimmer: Alle Pferde waren schon zugeteilt gewesen, und damit nicht alles wieder umgeworfen werden mußte, sollte ich Zeppelin bekommen.

Zeppelin! Der braune Holländer war erst seit drei Wochen im Schulstall, und nur die wenigsten kamen mit ihm klar, nach allem, was ich so hörte. Nur Gernot Kunert und vier, fünf andere hatten keine Probleme mit ihm.
Birte versuchte mich zu beruhigen: „Der Zeppelin ist früher M-Springen gegangen. Der macht die Cavaletti mit links!“

Der Zeppelin vielleicht. Aber ich? Na ja. Ich biß die Zähne zusammen. Aber die blöde Kunert mit ihren Haarspängchen, die immer so freundlich lächelte, die könnte ich in den Hintern treten von hier bis Bagdad. Immer nett eisern seinen Willen durchsetzen, das hab’ ich gern!

Zeppelin. Oh mein Gott. Zeppelin. Ich stand neben dem gesattelten Pferd. Zeppelin war einfach riesig. Ich kam mit der Hand kaum bis zur Sattelkammer. Na ja, scheint ja aber doch ein Lieber zu sein.
Na los, Zeppi, auf geht’s. Du mußt mit mir springen. Geb’ dir Mühe, wir werden gefilmt!

Die Zuschauertribüne war voll besetzt. Ausgerechnet heute. Heike und ihre Videokamera standen im Mittelpunkt des allgemeinen Interesses. Daß sie ausgerechnet mich filmen wollte, löste den ersten Heiterkeitsausbruch aus.

Ich saß auf. Das heißt, ich versuchte es. Von diesem Zeitpunkt an versagte mein Erinnerungsvermögen. Gänzlich. Heike hatte mich hinterher, nachdem ich im Reiterstübchen meine Runde bezahlt hatte – es war eine arg große Runde! -, für den nächsten Tag zu Kaffee und Film eingeladen. Dabei kicherte sie wie blöd.

Heike hatte einen geradezu professionellen Film gedreht. Mit Ton. Die Kaffeetasse in meiner Hand zitterte leicht.
Undeutliches Flirren. Tuscheln von der Tribüne. Das Bild wird klar. Ein Schwenk über grinsende Gesichter.
Die Kamera schwenkt weiter zur Bandentür. Ein heiseres Krächzen von mir: „Bahn frei!“ Birte fröhlich: „Bahn ist frei!“

Und hier kommt – Tara Chaplin!

Ich stehe mit dem elefantengroßen Zeppelin mitten in der Halle. Ich angle nach dem Bügel. Ich angle und angle. Ich habe ihn! Zeppelin macht einige Schritte zur Seite, ich hüpfe auf einem Fuß hinterher, graziös wie eine trächtige Kuh. Ich rutsche wieder aus dem Bügel.

Neuer Schwenk zu den Zuschauern. Großaufnahme: das Gesicht von Gernot Kunert. Gernot, der geschickte Zeppelin-Reiter. Kunert lacht sich halbtot. Blick zurück zur Bahnmitte: Tara Chaplin hat den Bügel wieder. Tara Chaplin krallt sich in die Mähne. Stößt sich ab mit gewaltigem Schwung. Zappelt hilflos an Zeppis Seite, kriegt das Bein nicht über den Elefantenrücken, zappelt und zappelt. Sepp eilt herbei. Packt Tara am Hintern, schiebt mit Macht. Mein Blutdruck stieg: Marie Kunert latscht durchs Bild. Sieht nett aus mit der Waldi, die blöde Kuh. Tara Chaplin sitzt! Kreischen von den Rängen, „Köstlich“-Rufe, „Absitzen! Noch mal machen!“

Großaufnahme Tara Chaplin: Tara ist sehr rot im Gesicht, Schweiß perlt auf ihrer Stirn. Tara Chaplin sortiert sich, sortiert die Zügel, reitet an. Ganz gut das Anreiten. Im Bild die Mitreiter: alle okay, nur Hans klopft wieder zuviel mit dem Schenkel. Und der Lülf rutscht immer von einer Pobacke auf die andere.

In Großaufnahme: Tara Chaplin von hinten. Mir schwappte der Kaffee über. Das verzeihe ich Heike nie! Großaufnahme von Taras Po. Der schien mir fast so groß wie Zeppelins.

Birte in der Bahnmitte: „Abteilung: Arbeitstrab! Leichttraben!“ Tara Chaplin läßt sich werfen. Zeppi wirft, was das Zeug hält. Tara hat Mühe, wieder mit dem Hintern in den Sattel zu kommen; Zeppelin geht mit mächtigem Schwung. Oh weh: Tara Chaplin verliert einen Bügel, stochert mit der Fußspitze blind und hastig in der Gegend rum, kriegt ihn wieder. Oh weh.
„Abteilung – an---galoppieren!“ Die Abteilung galoppiert an, Tara Chaplin macht es ganz gut. Gar nicht schlecht sah das aus. Ich trank einen Schluck Kaffee.

Birte baut drei Cavalettis auf. Die Abteilung hält an der langen Seite an. „Duplo – antraben! Auf den Zirkel geritten! Angaloppieren!“ Zeppi will auch angaloppieren. Eine Volte, Zeppi steht wieder. Kreischen von den Zuschauern.
„Gut, Hans! Zeppelin!“
Tara Chaplin trabt an. Geht aber NICHT auf den Zirkel, sondern bleibt ganze Bahn, schneidet die Ecken und schlingert an den Cavalettis vorbei. „Was soll das denn!“ schreit Tara Chaplin frustriert. Ihr Gesicht ist jetzt sehr rot, Schweiß rinnt ihr unterm Helm hervor. „Was soll das denn!“ johlen die Zuschauer begeistert.

Tara Chaplin schafft es auf den Zirkel. „Auf, Zeppi!“ Das kommt von Kunert, dem großen Zeppi-Reiter. Dieser Armleuchter. Der Elefant galoppiert an. Meine Hand umklammerte die Kaffeetasse. Heike kicherte und gickelte. Jetzt – jetzt kommt...

Zeppi nimmt den ersten Sprung mit Riesensatz, Tara Chaplin sieht sehr ängstlich aus; Zeppi braucht nur zwei statt drei Galoppsprünge zum nächsten Cavaletti, Tara Chaplin sieht verzweifelt aus; Zeppi erhebt sich in die Lüfte, Tara auch, Zeppi nimmt Cavaletti drei, Tara Chaplin macht den Hubschrauber und kommt vor den Sattel zu sitzen. Sie hat die Füße noch im Bügel und kann weder auf den Boden rutschen noch zurück in den Sattel.
Zeppi galoppiert brav weiter. Birte versucht ihn aufzuhalten. Zeppelin rauscht durch die Halle wie die Gorch Fock unter vollen Segeln. Tara Chaplin sitzt auf seinem Hals wie eine Galionsfigur; Großaufnahme von Tara Chaplins Gesicht: Tara Chaplin wimmert leise. Der Halswickel scheint Zeppi nicht weiter zu stören.

Die Halle kreischt, die Halle tobt, die Halle trampelt mit den Füßen, Zeppi galoppiert brav weiter mit Tara Chaplin, entwischt Birte, an den Cavalettis vorbei noch eine Runde, die Halle ist ein schäumender, lachender Aufruhr, noch eine Runde – oh Gott oh Gott, das bin ich, kein Wunder, daß die kreischen! Oh nein!!! Zeppelin hat das erste Cavaletti wieder im Blick, Zeppi zieht an - meine Füße zeigen plötzlich zur Hallendecke... endlich hat ihn Birte. Birte schüttet sich fast aus vor Lachen. Zeppelin schüttelt sich auch. Dann schüttet er mich Birte zu Füßen. Schnitt.

Ich hatte den ganzen Kaffee verschüttet. Ich versuchte ein Grinsen; mir war zum Heulen. Aber es hatte sich gelohnt: Jetzt wußte ich endlich, was ich über dem Sprung falsch machte: Ich ging ganz einfach nicht genug in der Hüfte mit! ;D ;D 8) 8)
« Letzte Änderung: 07. April 2013, 20:40:27 von Tara »
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Re:Was vom Pferd
« Antwort #35 am: 07. April 2013, 21:00:17 »

Herrlich! Bitte nicht aufhören!! *lachtränen wegwisch*

Ernsthaft, der Vorschlag mit dem Buch ist SUPER!!!!
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Feder

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Re:Was vom Pferd
« Antwort #36 am: 07. April 2013, 21:05:18 »

Das Glück der Pferde ist der Reiter auf der Erde. ;D Reitest Du noch, Feder?
Hm, ich bin mir nicht so sicher, ob das stimmt. Die Pferde gucken oft so komisch, wo denn der Reiter bleibt nach einem übereilten Abstieg. ;)
Ja, ich reite noch, gemütlich durch den Wald. :D
Ich trinke viel Schwedenbitter und nehme mir ein Besipiel an Dr. Samst, dem "Erfinder" des Schwedenbitter. Er ist mit 104 bei einem Reitunfall gestorben
« Letzte Änderung: 07. April 2013, 21:05:40 von Feder »
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Re:Was vom Pferd
« Antwort #37 am: 07. April 2013, 21:22:35 »

Tara, einfach köstlich. Und so lehrreich. Ich wusste bis jetzt nicht, was ein Cavaletti ist. Ich will mehr lesen :) .

Gruß, Susanne
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Viele Grüße, Susanne

Rosenfee

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Re:Was vom Pferd
« Antwort #38 am: 07. April 2013, 22:09:19 »

Hut ab, Tara, vor Deinem Einsatz für das Reiten!!!! Ich hätte an Deiner Stelle längst das Handtuch geworfen.
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LG Rosenfee

Tara

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Re:Was vom Pferd
« Antwort #39 am: 07. April 2013, 22:38:50 »

Bitte nicht aufhören!!

Ich will mehr lesen :) .

Wenn Ihr das nicht noch bedauert! Ich ritt immerhin noch zehn Jahre ein eigenes Pferd – da kam schon was zusammen. ;)

Ja, ich reite noch, gemütlich durch den Wald. :D

Ich beneide Dich!

Zitat
…mit 104 bei einem Reitunfall gestorben

Und das ist auch beneidenswert! Aber hallo!

Hut ab, Tara, vor Deinem Einsatz für das Reiten!!!!

Naja, Rosenfee, da ist nix mit „Hut ab“. Ich war eigentlich zu tölpelhaft fürs Reiten. Aber ich wollte in meinem ganzen Leben wirklich nichts so sehr, wie halbwegs anständig zu reiten – weil es so gut tut. :)
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Re:Was vom Pferd
« Antwort #40 am: 09. April 2013, 00:01:35 »

Ich habe leider einige meiner Geschichten verloren. Und bei einigen der Notizen weiß ich gar nicht mehr, worauf sie sich beziehen... :-[ ::)

Ich hatte gehofft, jemand schreibt was von seinen Geschichten derweil. Naja, ich hatte ja angekündigt, daß es nicht chronologisch wird. Hier also erst mal ein paar der Hauptdarsteller... Das ist ein paar Jahre später, da sind Kunert und ich zu den Höhen der Pferdebesitzer aufgestiegen, wenngleich auf sehr verschiedenem Niveau, wie Herr Kunert meint. ;D

« Letzte Änderung: 09. April 2013, 01:13:10 von Tara »
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Re:Was vom Pferd
« Antwort #41 am: 09. April 2013, 01:15:59 »

Das ganze Rhein-Main-Gebiet ist zugebaut. Aber mittendrin, eingeschmiegt in eine Mainschleife, gibt es ein kleines Dorf… In einer guten Dreiviertelstunde ist man einmal flott herumgeritten um die Gemarkung.

Hier gibt es noch Graureiher und Fasane, Rebhühner, Kaninchen und mindestens eine Fuchsfamilie. Außerdem Fachwerkhäuser und sogar noch vier Bauern, die aus praktischen Gründen alle zu Ehrenmitgliedern im Reit- und Fahrverein ernannt worden sind.

Es gibt weiter ein Schild, das ausdrücklich das Betreten des Friedhofes mit Pferden untersagt. Früher durften, wie überall, nur die Hunde da nicht rein; das waren die guten alten Zeiten! So nahm Lämmchen, der beste Pferdepfleger aller Zeiten, gern die Abkürzung, wenn er ein Pferd von der Koppel holen mußte. Und er holte viele Pferde von der Koppel, denn das Dorf ist „die Reiterhochburg“, sagt die Tageszeitung.
« Letzte Änderung: 13. April 2013, 22:25:09 von Tara »
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Re:Was vom Pferd
« Antwort #42 am: 09. April 2013, 01:16:45 »

Da sind zum Beispiel Abendfeuer und Abendglanz: Trakehner alten Schlages. Die beiden Füchse, die sich gleichen wie ein Ei dem andern (sind ja auch Halbbrüder), sind nicht mehr die Jüngsten, wie ihre Leute, die Schumanns, Träger der Echt Goldenen Vereins-Ehrennadel. Die vier erschrecken vor nichts. Ohne Gustav und Erika würden hier vermutlich alle immer nur Dressur reiten. Wenn die beiden ein Problem sehen, packen sie an. Notfalls auch eine Axt... Die großen Verdienste beider Schumis um die Reitwege und die Buschreiterei können nicht genug gewürdigt werden.

Garfield: „Mit dem schaffste es nicht mal bis zur Schwarzen Wirtin“, war das vernichtende Urteil des Reitlehrers über den feurigen jungen Braunen. Aber doch, der Bastl hat es geschafft. Und Garfield hat den Bastl in seinem jetzt 26jährigen Leben nicht nur zu allen Beiseln der Umgebung getragen – deswegen werden Bastl und die anderen Vereinsgründer die „Schoppereiter“ genannt -, sondern auch in der Dressur und beim Springen. Und bei Jagden. Und bei Faschingsumzügen. Und einmal – darüber spricht der Bastl aber nicht so gern – auch in die „Rose“, weil es den Bastl auf dem Heimweg in seine Bäckerei nach Whisky gelüstete. Die Bedienung zeigt die Stelle heute noch gern: „Do is er gestanne, der Gaul. Mit beide Vorderfüß’ uff de Theke!“...

Zeppelin: „Kopf wie ein Wasserbüffel“, hat der Reitlehrer einmal gesagt. Das meinte er aber in übertragenem Sinne, denn Zeppi ist eigentlich ein Hübscher, auf eine ländliche Art. Braun mit einer auffallenden Blesse. Eine Nummer zu groß geraten vielleicht.

 Was den Kopf betrifft, so unterscheidet sich dieser Holländer nicht sehr von seinem Menschen: Gernot Kunert. Zeppis Kumpel ist das Super-Quarter Horse Mister. Mister hat eine illustre Ahnenreihe. Ihm gehört Marie. Kunerts Herz schlägt fürs Westernreiten. Alles andere haben sie schon probiert. Sie tun viel mehr für den Reitverein, als manche meinen.

Odin: Das Dressurtalent. Dem edlen Trakehner tun manchmal schon die Füße etwas weh, worüber Gertrud sehr weint, denn auch Odins Vorgängerin, die Schwimmkartoffel, hatte es schon an den Haxen. Und wenn Odin in Rente muss, wen reitet Trudi dann? Ihr gehört das Heustadel, Reitladen und wichtiges Kommunikationszentrum. Zur Familie zählen noch Kater, Zwerg und Hund Pümmi. Und Das Kind. Niemand sieht so richtig, wie viel Arbeit Gertrud hat.

Kaschka und Kaline und Kaleya und Frosch: Trakehner Mama mit Nachwuchs. Sie teilen sich in Birte aus Hamburg und leben froh und unbekümmert um Birtes Wunsch, endlich mal ein Tier für eine der großen Auktionen zu züchten. Seitdem Birte hier als Bereiterin arbeitet, ist „An der Nordseeküste“ ein beliebtes Lied geworden. Sie ertrinkt in Arbeit, und keiner merkt’s.

Max und Moritz: Die hübschesten Haflinger, die man sich überhaupt nur vorstellen kann. Sie schlagen so manches Großpferd, wenn’s ans Arbeiten geht! Ihren Hafer verdient Egon Speichenrieder. Der hat’s geschafft, die Fahrer an einen Tisch zu bringen. Speichenrieder liebt die Rolle der „grauen Eminenz“, und daher sieht niemand so richtig, was er alles tut für den Verein.

Sarah: Der runde Dunkelfuchs lebt ein bißchen außerhalb unter einer riesigen Bilderbuch-Weide, zusammen mit Wildschweinen, Enten, Hühnern, Gänsen, Ziegen, Hunden und Kater Munkes. Alle werden gefüttert von Herrn Lehr. Der ist sehr nett, wenn er jemanden mag. Aber er kann auch anders! Und er liefert die Möhren für alle Pferde im Ort.

Tignous des Balmes: die Hauptperson. Fälschlich Tinjus genannt; hört auch auf Fettes Pony, Kommbub, Hedusausack, Ala, Ti! oder schlicht Ti. Araber-Berber und damit nicht ganz ernstzunehmen und im Dorf eher unter „Zirkus“ abgeheftet. Fühlt sich chronisch unterernährt. Ist nach anfänglichem Naserümpfen aber überall beliebt, im Gegensatz zu seiner Sklavin Tara. Deren Haare sind im Millimeter-Bereich. Manche mögen sie natürlich trotzdem, aber niemand schätzt so richtig, was sie alles für den Verein tut.

Arturo: Tignous’ Chef. Den mag auch jeder. Der schwarze Honecker mit Trakehner-Ahnen war schon mal Vierter in der Military-Hessenmeisterschaft. Er hat den besten Schritt weit und breit. Ganz früher hat er einem der Vereinsgründer gehört. Er ist nicht mehr ganz jung, aber wenn er ein Jagdhorn hört und Geläut, wird er sehr eindrucksvoll. Jetzt bringt er Frank das Reiten bei. Der ärgert Tara manchmal, weil er nichts von Vereinsmeierei hält. Träumt aber schon manchmal vom Dorf.

Dana: Sie ist im Gelände unschlagbar, sagt Herr Raab, der einzige, der Tignous nicht mag, weil die deutsche Kavallerie sich über so ein Pferd halbtot gelacht hätte. Herr Raab ist passionierter Amateur-Historiker. Seit Jahren versucht er vergeblich, eine schlagkräftige Kostümreiter-Truppe auszuheben. Einen Hauptmann hat diese Abteilung aber schon: Herrn Raab. Herr Raab sagt auch viel, damit im Verein alles klappt.

Arsenik:
Hübsch, talentiert und lackschwarz. Ihm gehört Sina, die alle mögen. Die ist verheiratet mit Hermann Ay, den auch alle mögen. Der sorgt meistens dafür, daß der Troß funktioniert. Ohne Manni läuft im Verein gar nichts. Das sagt wirklich jeder!

Natürlich gibt es noch viel mehr, zum Beispiel die Schulpferde vom Reitinstitut C. van Krachten. Das zehrt noch heute von seinem einstmals großen Ruf – immerhin wurden hier tatsächlich mal Neckermann und Linsenhoff ausgebildet - und wird von den Kunden geliebt.

Und die Pferde vom Stall Schmitt nebenan! Der Herr Schmitt ist Ortslandwirt und will ein modernes Pferdeleistungszentrum bauen, was manche sehr erschreckt. Untereinander mag man sich nicht so sehr.

Bei der Aufzählung der Gäulsleut’ darf man eine wichtige Person nicht vergessen: Anne. Ihre lustigen, oft bissigen Kommentare über die Theke ihres Reiterstübchens hinweg treffen meist ins Schwarze (aber nicht immer). Sie schuftet ohne Unterlaß, damit der Verein und das Institut und das Dorf bleiben, wie sie sind. Ein Dankeschön hört sie nur selten.
« Letzte Änderung: 13. April 2013, 22:38:46 von Tara »
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Re:Was vom Pferd
« Antwort #43 am: 09. April 2013, 12:18:15 »

Ich hatte gehofft, jemand schreibt was von seinen Geschichten derweil.
Leider kann ich wenig beisteuern, da ich nie richtig Reiten lernen durfte. Der Stall war ja sooo weit weg (einmal über den Berg, in der gleichen Stadt..) und ich war ja sooo allergisch! ::)

Komischerweise wurde die Allergie im Sommer immer besser - da durfte ich nämlich im Urlaub bei meiner Großmama in Südfrankreich immer reiten. Vom selbst-ersparten, daher immer nur einmal in der Woche.. aber immer lang ersehnt! Das waren "Ställe" mit Pferden, die an die Touristen vermietet wurden. Nuja.. :-\ immerhin konnte man "reiten".. oder besser draufsitzen. Viele Camargue Pferde waren darunter, aber auch andere Rassen. Genügsam waren sie, dass mussten sie auch sein bei den Touristen. Und der Hitze im Sommer.. puh! Immerhin wurden Mittags keine Touren gemacht. Da wären nämlich die Touristen vom Pferd gekippt.. und es wäre schlecht für die Pferde, es war einfach zu heiß.

Je nachdem, wann man da war - ob also schon viele Touristen im Ort waren oder noch nicht - wurde ins Hinterland geritten und dann durch die Dünen oder aber sogar ans Meer! Das war ein Traum.. diejenigen, die sich trauten, im Galopp am Strand entlang! :D Himmlisch. Mit meine schönsten Erinnerungen an die Sommer dort. Aber leider nur selten erlebt, da die deutschen Sommerferien selten so früh waren, dass kaum andere Touristen da waren. Dann wurde nämlich der Strand für Tiere gesperrt - Hunde und natürlich auch Pferde.

Strandreiten:
Morgens, in der recht lauen Luft, am Meer entlang, die Wellen rauschen, die Luft riecht so gut - zuerst im Schritt alle zusammen. Dann wird eine Pause gemacht, die nicht-so-mutigen Steigen ab, lassen die Pferde in den Dünen grasen. Die anderen - zu denen ich natürlich immer zählte!! ;D - im Galopp weiter.. an der Wasserlinie entlang! Gischt spritzt auf, Sand fliegt (bah schmeckt nicht), die Pferde schnaufen.. dann Halt, umkehren und zurück.

Runtergefallen bin ich nur einmal - als ein anderes Pferd im vollem Galopp meinte, seinem "Reiter" mal zu zeigen, was ein Harke ist und schwups eine Kehrtwendung Richtung Heimat und Richtung Fohlen zu machen. Leider genau in unsere Bahn.. blöd. Immerhin rutschte ich mehr oder weniger elegant aus dem Sattel, klammerte mich krampfhaft am Hals fest und schaffte es, mich von den neben mir stampfenden Beinen nicht treten zu lassen. Wann genau ich losließ, weiß ich nicht mehr - stand mein Pferd schon oder galoppierte es noch? Keine Ahnung! Passiert ist jedenfalls nichts, zum Glück. Sand ist doch recht weich.. und findet sich nachher überall. Überall!!!! ;D

Danach ging es sofort an den Strand, zu meiner Großmama, die dort schon wartete. Und ab ins Meer, alles abspülen an Stroh und Heu, was mich zum Niesen und Schniefen brachte. Keine zehn Minuten später war alles gut - alles abgespült und keine Nieserei und Juckerei mehr. Meerwasser ist toll! :D
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Tara

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Re:Was vom Pferd
« Antwort #44 am: 09. April 2013, 16:25:24 »

Und ein Galopp am Strand ist das allertollste! :D Weil der Sand schwingt und das sowieso schon tolle Galoppgefühl noch verstärkt. :)

Um das zu erleben, fuhren wir als blutige Reitanfänger übrigens mal eines Samstags von Frankfurt nach St. Peter Ording, um am Sonntagmorgen eine Stunde am Strand entlangzureiten und wieder zurückzufahren. Wo immer wir anhielten, sangen wir aus Leibeskräften "Was kommt denn da für 'n wüster Krach aus Frankfurt Darmstadt Offebach... Erbarme! Zu spät! Die Hesse komme!" von den Rodgau Monotones... ;D

Daß es sich da um einen schlimmen Stall handelte, der Schlachtpferde dopte und noch eine Saison mit Touristen laufen ließ vor dem endgültigen Ende, erfuhren wir erst hinterher (der Inhaber erzählte es freimütig selbst), sonst hätten wir alle drei verzichtet.

In der Camargue bin ich viel später dann mal mit dem Liebsten geritten... Es war wunderschön. :) Da beneide ich Dich um Deine Kindheitsferien, DragonC!
« Letzte Änderung: 09. April 2013, 16:26:38 von Tara »
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