Ich raste die Treppe hinunter und klingelte Sturm. Die nette Frau Eckart öffnete. Sie lächelte gar nicht, wie sonst immer. Egal!
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Ich schoß zur Tür hinein wie ein Kastenteufel und schob die arme Frau mit der Schulter halb zur Seite, schon auf dem Weg zur Küche: „Frau Eckart, ich hab’ ’nen Unfall gehabt. Ich brauch’ ’nen Viertelliter Sahne. Dringend! Bitte!“ Ich hatte mittelschwere Hysterie in der Stimme und bekam kaum Luft vor Streß.
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Frau Eckart öffnete ihren selbstverständlich blitzsauberen Kühlschrank und überreichte mir, starr auf mein Hütchen blickend, wortlos einen Becher Sahne. „Danke!“
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Schon war ich wieder in meiner Küche, warf das Messer auf den Tisch, schnappte mir die Rührschüssel... Oh nein. Das Messer! Ich hatte das Messer noch in der Hand gehabt! Es war mein größtes Fleischmesser…
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„Löffelbiskuit“, sagte Anne mit Kennerblick, als ich eine Stunde später die Torte überreichte. Sie stellte sie auf den Tisch. „Na also, geht doch. Sag’ ich dir doch, fix und easy! Du hast Sahne auf der Fliege.“
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„Ich hab’ Sahne in der ganzen Wohnung! Easy-Fix! Am Arsch die Räuber! Dafür komm’ ich in den Knast!“ Ich schilderte meinen Überfall, mit Mühe ein Schluchzen unterdrückend.
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Anne rückte etwas von mir ab. „Du meinst, du hast bei der Frau geklingelt...“
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„Wie eine Irre hab’ ich geschellt, ja.“
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„In dem Kostüm – mit Pappnase und allem? Und in der Hand das Fleischmesser? Du siehst eh wie ’ne Irre aus, auch ohne Messer.“
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Mir war ganz schlecht. Ich sah mich deutlich mit Frau Eckarts Augen, ein weiblicher Jack Nicholson. Morgen würde ich mich gewaltig entschuldigen müssen.
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„Ich kann die Polizeimeldung schon lesen“, schnarrte Anne, „Durchgeknallte Redakteurin, als Clown getarnt, bedroht Hauswirtin mit Schlachtermesser und raubt Vorräte.“
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„Wenn du nicht die Idee mit dem Büffet…“ versuchte ich einen zarten Hinweis auf die wirklich schuldige zu geben, doch Anne unterbrach mich: „Also, wenn ich die Frau Eckart wär’, ich würd’ dich vielleicht nicht in den Knast bringen“, beruhigte sie mich großmütig. „Aber in die Klappse ganz bestimmt. Hermann!“
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Hermann inspizierte gerade das Büffet.
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„Hermann! Wenn’s heut’ Nacht an der Hintertür klopft, sind das nur die Typen von der Nervenheilanstalt! Laß’ sie ruhig rein, die kommen nur für Tara.“
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Es ist mir nicht bestimmt, Kuchen zu backen. Ich soll einfach nicht. Auch für diesen sah das Schicksal den Mülleimer vor.
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„Ist gut“, sagte gleichmütig Hermann und drehte sich um, „Irrenwärter für Tara.“
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Mit dem Hintern erwischte er beim Umdrehen die Tortenplatte. Ich schloß die Augen. Sahne spritzte mir ans Kinn. Der einzige Laut war ein rülpsendes „Klatsch“.
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Aber mein Kartoffelsalat ist wirklich gut.