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Autor Thema: Was vom Pferd  (Gelesen 58162 mal)

Tara

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Re:Was vom Pferd
« Antwort #75 am: 13. April 2013, 16:15:39 »

Ich danke Euch für den Zuspruch! :D

Katrin, das ist ja toll, daß Du nach so langer Zeit eine Reitbeteiligung gefunden hast! :) Was ist das für ein Pony? Und im Sommer dann den Großen - was ist das für einer?

Klar kenne ich Abgänge wegen Bergablaufens und Ausrutschens. ;D 8) Aber plötzlich hinlegen? Gestürzt, oder läßt sich das Kerlchen einfach plumpsen?
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Den Teufel spürt das Völkchen nie / und wenn er sie beim Kragen hätte. - Goethe, Faust

Gartenhexe

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Re:Was vom Pferd
« Antwort #76 am: 13. April 2013, 16:58:39 »

Tara, jeden morgen, wenn ich an den PC gehe, sind erstmal Deine Pferde- und Reitgeschichten dran. Dein Schreibstil ist köstlich! Du solltest es wirklich als Buch herausbringen.

Ich habe lange nicht so gelacht, wenn auch nur innerlich.
« Letzte Änderung: 13. April 2013, 16:58:56 von Henriette »
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Tara

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Re:Was vom Pferd
« Antwort #77 am: 13. April 2013, 21:00:55 »

 :D :D :D
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Tara

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Re:Was vom Pferd
« Antwort #78 am: 13. April 2013, 21:01:47 »

Faschingsreiten! Musikreiten! Birte und ich wollten diesmal als Paar reiten. Viel Zeit für ein aufwendiges Kostüm hatten wir beide nicht.

„Wir schmieren uns einfach Farbe ins Gesicht und sind Schwarze“, schlug Birte vor.
„Au ja, wilde Wilde. Aus dem wilden Afrika. Und Tignous wird ein Gnu.“

In zwei Stunden hatten wir unsere Ausrüstung beisammen. Ich trug meine Zebra-Hosen und schlang mir einfach einen Fetzen um den Oberkörper. Birte, die Frau van Krachtens Wilander reiten würde, kriegte meine Pluderhosen und wickelte sich einen Turban ums Haupt. Bewaffnet war sie mit Pfeil und Bogen, ich mit einem Speer, da ich sowieso gewohnt war, einhändig zu reiten.

Statt des Sattels kriegte Ti nur ein Heidschnuckenfell mit dem Longiergurt (was praktisch war, denn am Longiergurt konnte ich einen Sporenriemen befestigen, falls ich mich doch mal festhalten mußte). Willi blieb ganz nackt, weil wir keine zweite Heidschnucke hatten.

 Zaumzeug bastelten wir aus Strohbändern, Zügel aus einer alten Federboa. Tignous, Schweif eingeflochten, wurde durch zwei große Papphörner zu einem sehr überzeugenden Gnu, Frau van Krachtens Augapfel mutierte mittels Sprühfarbe blitzschnell zum Zebra (gut, daß die Prinzipalsgattin ihren edlen Trakehner so nicht zu Gesicht bekam. Birte schwitzte hinterher zwei Stunden, bis sie die schmierige Farbe endlich aus dem Rappenfell gebürstet hatte). Jagdbeute hatten wir auch, um zu demonstrieren, wie wild wir waren: Ich schleifte ein Plüschäffchen hinter mir her, Birte hatte sich meine Tigerpfoten-Hausschuhe über die Schulter geworfen.
« Letzte Änderung: 14. April 2013, 14:23:34 von Tara »
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Tara

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Re:Was vom Pferd
« Antwort #79 am: 13. April 2013, 21:02:58 »

Im Einser-Stall verpaßten wir den Pferden und uns schnell die Kriegsbemalung, und los ging’s. Sofort rutschte mir aber das Herz in die Hose: Die riesigen Hörner schlugen dem armen Ti bei jedem Schritt gegen die Ohren, und dann die ungewohnte Halle, die Musik und das ganze Tamtam... Wäre Birte nicht gewesen, ich hätte mich heimlich in die Büsche geschlagen.

Ritzambaa, Ritzambaa... der Lärm war ohrenbetäubend. Ti war schrecklich aufgeregt, doch als er die anderen Pferde erblickte, ging es so einigermaßen. Herde war immer toll, doch ich betete, daß nun keiner mit irgendeiner Knallerei anfing.

Wir hatten verabredet, ganz hinten zu reiten. So konnten wir die Pferde mal zurückhalten, um dem ewigen Trab zu entgehen – unbequem für den Hintern ohne Sattel -, und dann im kurzen Galopp aufholen. An Fasching ließ man so was durchgehen.

Pustekuchen! Wir hatten nicht mit Nini Nidergang gerechnet. Birtes Vorgesetzter hatte heute leider Dienst.

Als es nach dem Warmreiten ans Aufstellen ging, schlugen wir Volte um Volte, um nach hinten zu kommen, doch immer wieder schaffte es Nini durch irgendein Kommando, uns nach vorne zu kriegen. Die Zuschauer hatten ihren Spaß daran und feuerten uns kräftig an. Weil wir ihm ein ums andere Mal entwischten - von den vielen Volten war uns schon ganz schwindelig -, dirigierte Nini uns schließlich kurzerhand an die Tete. Er wollte seiner Kollegin ganz offensichtlich eins auswischen.
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Tara

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Re:Was vom Pferd
« Antwort #80 am: 13. April 2013, 21:07:05 »

Ti war völlig verunsichert. Er führte die Herde an? Das konnte nicht sein.

 „Mistkerl“, flüsterte Birte heiter lächelnd. Mir war richtig schlecht. Als Tetenreiter war ich schon in meinen besten Stunden keineswegs geeignet, und eben hatte ich ein kleines dickes Pulverfäßchen unter mir! Und keinen Sattel.
„Drecksack der.“
„Lächeln“, mahnte Birte.
Lächelnd ritten wir an. „Bißchen flotter die Tete“, kam es prompt über die Lautsprecher, „dies ist doch wohl kein Leichenzug!“ Ti ließ sich nicht zweimal bitten!

Der Lautsprecher an der rechten langen Seite war immer besonders laut. Tignous hüpfte zwei Meter weit weg – ich konnte mich gerade so halten. Prompt ordnete Nini an, daß man sich immer an dieser Stelle die Hand zu reichen habe. Die anderen Pferde waren das Ding natürlich gewohnt!

„Reich mir den Speer“, zischte Birte, als sie zum zweitenmal vergeblich nach meiner Hand angelte und selbst fast koppheister ging, so weit mußte sie sich zur Seite neigen. Und immer mußten wir noch einen Zacken zulegen. Nini ließ keine Gemeinheit aus.

Arme Birte! Ich ritt, wie die meisten den Trab ohne Sattel reiten – im perfekten Stuhlsitz. Birte als Bereiterin und noch dazu an der Tete und unter den Augen ihres Vorgesetzten fühlte sich gezwungen, korrekt zu sitzen – es sah perfekt aus, aber leicht hatte sie’s nicht. Reit’ erst mal einer einen anständigen Mitteltrab ohne Sattel! Und aus Freundschaft und um der Ehre der Tete willen tat sie ihr Allerbestes, alle meine Schnitzer auszugleichen.

 „Der will uns vom Pferd holen“, raunte ich Birte zu, als wir im Galopp – im Galopp! Unerhört für ein van Krachtensches Musikreiten! Und was für ein Galopp! – durch-die-ganze-Bahn-wechseln mußten. „Lächeln!“, zischte Birte zurück, als Ti mich eben bei „F“ fast an die Bande klatschte.

Nidergang schien ermutigt durch diesen schönen Erfolg, und nun mußten wir uns trennen und das durch-die-ganze-Bahn-wechseln im Galopp gegeneinander reiten. Birte warf mir bei „X“ ein aufmunterndes Lächeln zu, doch bei „H“ hätte es mich zum Ausgleich fast wieder geschnackelt.
« Letzte Änderung: 14. April 2013, 18:29:22 von Tara »
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Tara

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Re:Was vom Pferd
« Antwort #81 am: 13. April 2013, 21:07:54 »

Ein ums andere Mal hätte Nini sein Ziel fast erreicht – bei mir zumindest. Immer wieder mußte ich verstohlen in den Sporenriemen unter der Federboa greifen. Aber die hinter uns ritten, sahen ob des höllischen Tempos auch nicht allzu glücklich aus.

 Ich schwitzte ohne Ende, und auch Ti war klatschnaß – mein armer Offenstall-Zosse hatte eben zur Faschingszeit immer sein dickstes Winterfell. Birte und Willi waren auch nicht gerade trocken, und die Kriegsbemalung war gewaltig ins Rutschen gekommen. RICHTIG wild sahen die beiden nun aus, Ti und ich wahrscheinlich auch.

„Will der denn, daß wir uns die Gräten brechen?“ fragte ich, mit verkrampftem Kiefer verzweifelt lächelnd, als wir uns zur berüchtigten van Krachtenschen Mühle unordneten (sie klappte nie). „Immer nur lä-cheln“, lächelte Britta mit zusammengebissenen Zähnen.

„Wie lange dauert die Schinderei eigentlich noch?“ Es dauerte eine Stunde wie immer, doch es war das längste Musikreiten meiner Hallen-Karriere.

Aber wir kriegten den Kostümpreis! „Natürlich nur wegen der perfekten Speerhaltung“, kam es über die Lautsprecher. Noch als Britta den traditionellen Preis, Sekt und Wurst, in die Tigerschuhe stopfte, wurde mir schwindelig ob der bevorstehenden Ehrenrunde. Der Rechtsgalopp! Tignous konnte doch immer noch keinen Rechtsgalopp!

„Können wir nicht linksrum reiten? Ist doch Fasching!"
„Und die ganze Gruppe über den Haufen reiten, was?“ lächelte Birte mitleidig.
« Letzte Änderung: 14. April 2013, 18:32:44 von Tara »
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Tara

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Re:Was vom Pferd
« Antwort #82 am: 13. April 2013, 21:08:12 »

Wir ritten an. Die ersten Takte erklangen... und nun griff Nini zur letzten Waffe: Er drehte die Lautsprecher, wohl zum ersten Mal in der Hallengeschichte, volle Pulle auf.

Ti zischte ab wie Northern Dancer im Finish gegen Hill Rise, doch leider befanden wir uns nicht auf den Churchill Dawns in Kentucky, sondern in der sehr viel kleineren van Krachtenschen Halle. Ich ritt die erste Ecke zwar noch voll aus, wenn man das Reiten nennen kann, doch ich verstauchte mir die Zehen im Hallensand, so schräg lag mein Pferd.

Und daß man nie, nie! am Zügel ziehen soll, bewahrheitete sich noch vor der zweiten Ecke: Die Federboa riß. Krampfhaft umklammerte meine Linke Speer und Sporenriemen, die Rechte wedelte sinnlos mit dem übriggebliebenen Stück Federboa. Das Publikum dachte, ich winke ihm zu, und erhob sich zu einem donnernden Applaus. Ti drehte durch.

Ich lächelte immer noch, denn das Grinsen war vor Schreck festgefroren, und wedelte sachte mit der Federboa, und ich hatte keine Chance.

Noch eine Runde in diesem irrwitzigen Tempo. Ich wußte, das Fettepony würde sich in einer der Ecken die Knochen brechen. Und ich mir auch.

Tignous sah die anderen vor sich und ging endlich in die Eisen... doch da überholte uns das Plüschäffchen, das an seiner langen Leine nicht so schnell abbremsen konnte. Natürlich nur darauf aus, das Fette Pony zu verschlingen!

Ti ließ sich nicht fangen! Wie ein Geschoß zog er am Rest der Kostümierten vorbei, den Birte unter Aufbietung alles je Gelernten lässig lächelnd im versammeltsten aller versammelten Galopps hielt, und setzte zur dritten Runde an und dann zu einer vierten – alles im perfekten Links-Renngalopp -, ehe er sich endlich entschloß, Sicherheit bei der Herde zu suchen.

Mir war nicht mal mehr ein Gebet eingefallen. Das einzige, das ich zu meiner Ehrenrettung sagen kann, ist: Nini kriegte mich nicht runter.
« Letzte Änderung: 14. April 2013, 18:37:24 von Tara »
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Tara

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Re:Was vom Pferd
« Antwort #83 am: 13. April 2013, 21:08:37 »

So schnell wie möglich und immer noch zitternd zurück zum Stall!

Zur Abkürzung brachen wir durch ein Gebüsch. Ti prustete. Und die ältlichen Kirchgänger auf der anderen Seite der Hecke standen auf einmal vor einem verschwitzten, grimmig blickenden schwarzen Wilden mit Speer in voller Kriegsbemalung, auf einem schnaubenden, klatschnassen gehörnten Pferd. Sie sahen aus, als hätten sie soeben den Leibhaftigen erblickt.
« Letzte Änderung: 14. April 2013, 18:39:18 von Tara »
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celli

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Re:Was vom Pferd
« Antwort #84 am: 14. April 2013, 13:56:12 »

 ;D ;D
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Irisfool

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Re:Was vom Pferd
« Antwort #85 am: 14. April 2013, 17:30:43 »

Es ist immer noch eine helle Freude hier zu lesen 8) 8) 8) danke Tara :-*
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Tara

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Re:Was vom Pferd
« Antwort #86 am: 14. April 2013, 23:57:52 »

 :D

Auf dem Hof war der alte van Krachten nicht häufig. Die meisten wußten nicht einmal, wie er aussah. van Krachten hatte sein Industrieunternehmen zu leiten; das Reitinstitut war Hobby für ihn, ebenso wie seine Vollblutzucht und die Rennen. Für Furcht und Schrecken, die van Krachten zum Gelingen eines jeglichen Unternehmens für unabdingbar hielt, sorgte normalerweise zuverlässig sein Adlatus Schweinsberger.

Aber ein-, zweimal im Jahr kam der Halbgott persönlich, und zwar überallhin: zum Inspizieren des Hofes, der Hallen, sämtlicher Stallungen. Für die Bereiter und Pfleger waren das schreckliche Tage. Man wußte nie, ob man es heil überstehen würde.

Auch wir Kunden konnten es spüren, wenigstens die, die wie ich sozusagen hier wohnten. Es lag eine gewisse Gereiztheit in der Luft, alle bewegten sich einen Tick schneller als gewohnt.

Es wurde gekehrt und gewienert und geputzt und weggeworfen und weggefahren und gemäht und gefegt und probiert, ob uralte Maschinen, die man seit Jahren nicht benutzt hatte, noch liefen. Einen jeden Pfleger zog man am Ohr. Aufgaben wurden untereinander aufgeteilt.

Pfleger Jochen wurde dreimal erklärt, daß er den Vorraum zur neuen Reithalle – da hingen hunderte von Siegesschleifen vom ersten, in der ganzen Republik bekannten Ausbilder des Institutes - blitzeblank zu bekommen habe. Einen Tag später wurde ihm erklärt, daß dazu auch die Spinnweben an der Decke gehörten. Zwei Tage später wurde ihm erklärt, daß die Spinnweben an der Decke definitiv wirklich auch dazugehörten. Drei Tage später wurde er dazu verdonnert, nun endlich die verdammten Spinnweben wegzumachen!! Und zwar sofort!!!

Dann endlich war die schwere Schicksalsstunde da. Ich sollte das Zeremoniell noch mehrmals beäugen dürfen. Es lief immer nach dem gleichen Muster ab: Der Start wurde bei den Reithallen gemacht.

Vor der neuen Halle fuhr der vom Adlatus gesteuerte Mercedes vor. Schweinsberger schoß aus der Fahrertür und wie ein Komet um den Wagen herum, um die Beifahrertür zu öffnen. Schwerfällig stieg der alte van Krachten aus.

Sämtliches anwesende Personal hatte sich links und rechts der Hallentür zu einem Spalier formiert. Etwaige herumlaufende Kinder wurden immer rechtzeitig eingefangen, um diese Ehrengasse zu verlängern und imposanter zu machen. Den Kindern machte das natürlich Spaß, und van Krachten gefiel der Auftrieb um so mehr, je größer er war. Die männlichen Bediensteten (wir sprechen vom Jahre 1992) machten einen Diener.

van Krachten – vierschrötig, rotes Gesicht wie mit der Axt behauen, schwer auf seinen Stock gestützt – schritt, nur mit dem leichtesten Nicken, das einen Gruß andeuten sollte, den man sich aber auch nur eingebildet haben konnte, durchs Ehrenspalier. Hinter ihm schlossen sich die Reihen; die Bereiter an der Tete, folgte ihm die Entourage, Kinder zum Schluß, durch die kürzer werdende Gasse wie bei einem Menuett – es klappte zehnmal besser als beim Musikreiten nach der vierzigsten Probe.

van Krachten stand in der Vorhalle. van Krachten sah sich befriedigt um. Alles picobello sauber. Die Schleifen des Reitmeisters, alle gelb und alle Klasse S natürlich, kein Stäubchen darauf, erinnerten an die große Vergangenheit. Die Medaillen spiegelten die Sonnenstrahlen, die durch die Hallentür einfielen. Alle lächelten devot.

In der Halle ritten zwei der besten Einsteller, die man erst inständig bekniet und dann drei Wochen lang darauf vorbereitet hatte, völlig zufällig eben einen Pas de Deux der M-Klasse. Weil das ja sozusagen unser täglich Brot war.

van Krachtens Nußknackergesicht verzog sich zu etwas, das man mit gutem Willen ein gütiges Lächeln nennen konnte. Er sah an den langen Schleifenreihen, die die glorreiche Vergangenheit verkörperten, empor bis zur Decke. Er sah die großen Spinnweben, die Jochen eben leider doch nicht entfernt hatte.

Er erregte sich. Er erregte sich, blau im Gesicht, im ätzendsten, kältesten, gehässigsten Ton, den ich je gehört hatte (mein Chefredakteur war ein blutiger Anfänger dagegen). Seine Angestellten erbleichten. van Krachten legte noch einen Zacken zu. Auch die Kinder wurden bleich.

Bis auf die fünfjährige Monika, die van Krachten direkt gegenüberstand. Arme verschränkt, wippte sie aufsässig mit dem Fuß und sah ihm gerade in die Augen: „Onkel Krachmann! Wenn Du Dich nicht benimmst, gehst du in Dein Zimmer, bis du Dich beruhigt hast!“
« Letzte Änderung: 15. April 2013, 22:03:55 von Tara »
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Irisfool

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Re:Was vom Pferd
« Antwort #87 am: 15. April 2013, 11:41:23 »

 ;D ;D ;D ;D ;D ;D ich seh es vor mir!!!!! ;D ;D ;D ;D ;D ;D Köööstlich!! ;D ;D ;D ;D ;D
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RosaRot

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Re:Was vom Pferd
« Antwort #88 am: 15. April 2013, 21:40:42 »

 ;D ;D ;D
Und wie ging es dann weiter???
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Viele Grüße von
RosaRot

Tara

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Re:Was vom Pferd
« Antwort #89 am: 15. April 2013, 21:57:40 »

Darüber schweigt des Sängers Höflichkeit. :-[ :-[ :-[

Aber Monika wurde nicht geschlachtet. ;)
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