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Autor Thema: Was vom Pferd  (Gelesen 55602 mal)

Rosenfee

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Re: Was vom Pferd
« Antwort #315 am: 07. Juni 2020, 14:17:03 »

Großartig ;D
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LG Rosenfee

Tara

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Re: Was vom Pferd
« Antwort #316 am: 07. Juni 2020, 22:19:36 »

Wir hatten da ein Ausflugslokal mit Biergarten 10 Kilometer vom Stall, wo wir ständig hinritten. Wie wollen wir das denn nennen? Es war einmal eine Mühle gewesen und lag ganz für sich einsam am Waldrand. Mir will eben nichts einfallen. :P
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Bufo

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Re: Was vom Pferd
« Antwort #317 am: 07. Juni 2020, 22:54:12 »

Wart ihr dort im "Biergarten zum Rösselsprung"?
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Beste Grüße Bufo

Tara

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Re: Was vom Pferd
« Antwort #318 am: 07. Juni 2020, 23:02:10 »

Das klingt schon mal nett! :) Allerdings kann ein Reiter bei "Pferd" und "Sprung" andere Assoziationen haben, also solche, die mit Vermehrung zu tun haben. :P
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Tara

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Re: Was vom Pferd
« Antwort #319 am: 07. Juni 2020, 23:30:31 »

Zu den Gäulsleut – nicht, daß sie einen solchen Dialektausdruck je in den Mund genommen hätten - gehörten Frau und Herr Dr. Kamphausen. Ihr Pferd war Kalle Kamphausen mit den Siebenmeilenstiefeln.
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Frau Kamphausen war die perfekte Doktorsfrau, immer dabei, doch immer im Hintergrund. Sehr hübsch, sehr zurückhaltend, sehr nett und freundlich. Das perfekte Gegenstück zu Herrn Dr. Kamphausen, auch optisch: sie klein, zierlich, sehr weiblich und schwarz, er lang und schlank, aber kräftig, irgendwie militärisch und blond.
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Was mir imponierte: Kamphausens hatten für ihren Carthago – das proletarische „Kalle“ hatte Lämmchen aufgebracht; der ganze Reitstall sagte daraufhin stets „Kalle Kamphausen mit den Siebenmeilenstiefeln“, nur Kamphausens selbst blieben bei Carthago – Kamphausens hatten für Kalle gleich zwei Boxen gemietet und die Trennwand herausnehmen lassen. Und die Boxen waren mit Gummimatten ausgeschlagen. Und das in einer Zeit, in der in normalen Reitställen kein Mensch groß über den Platzbedarf eines Pferdes nachdachte.
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Für die Tarahausener machte das allein schon die Kamphausens so ein klein wenig verdächtig. Es war ganz einfach außerhalb der Norm, sowas mochten sie nicht.
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Birte schwärmt heute noch von Kalle, den sie nach Wolfs Weggang dann statt seiner in Beritt hatte. Was ein tolles Pferd! – Birte kann sich bis heute kaum einkriegen. Sie mochte ihn sehr leiden, obwohl sie ganz schön zu tun hatte, um den temperamentvollen, imposanten Schimmel soweit hinzukriegen, daß sich auch die zarte Frau Kamphausen ohne Gefahr für Leib und Leben draufsetzen konnte.
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Der mächtige Kalle konnte viel und war wirklich begabt – ein anderes Pferd wäre für Herrn Dr. Kamphausen auch nicht in Frage gekommen. Herr Dr. Kamphausen nämlich war Perfektionist. Perfektion in allen Lebenslagen!
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Herr Dr. Kamphausen war von stets perfekter, wenn auch knappster und leicht frostiger Höflichkeit. Herr Dr. Kamphausen sah immer aus wie der perfekte Reiter und Gentleman, einer von der niemals transpirierenden Sorte. Herr Dr. Kamphausen ritt perfekt bis Klasse M. Herr Dr. Kamphausen hatte einen perfekt erzogenen Hund, eine perfekte Ausrüstung, einen perfekten Hänger und eine perfekte Gattin; er erwartete perfekten Service im Stall – niemand, der dem Personal perfektere Anweisungen gegeben hätte, und sie wurden auch perfekt befolgt - , und es wäre gut gewesen, hätte man ihn, was er wohl sehr begehrte, tatsächlich zum Ersten Vorsitzenden gewählt. Etwas Perfektion hätte uns allen nämlich sehr gut getan.
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Perfektion! Perfektion vor allem und zuvörderst beim Pferd. Leider hatte der ansonsten kerngesunde Kalle schlechte Hufe. Immer wieder zog er sich die Eisen aus. Als die ersten Hufschuhe aufkamen, kriegte Kalle prompt welche verpaßt. Das ging damals nur in Gießen in der Tierklinik, hundert Kilometer entfernt. Regelmäßig verlor er sie nach ein paar Tagen. Ohne Murren verlud Herr Dr. Kamphausen seinen Carthago und fuhr wieder nach Gießen. Freitag hatte Kalle seine neuen Schuhe gekriegt, montags wartete man in der veterinärmedizinischen Abteilung schon wieder auf ihn. Das, bitteschön, das soll den  Kamphausens erst mal einer nachmachen...
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Aber verpimpelt wurde das Pferd bei aller Sorge nicht. Kalle mußte schon was arbeiten bei seinen Besitzern! Aber immer mit Maßen. Nach perfektem Plan!
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Unter der Woche ritt Herr Dr. Kamphausen Carthago nur in der Halle. Sonntags ging es dann ins Gelände. Kalle mußte die ganze Woche aufgefüttert werden, damit er den Sonntagsritt überstand. Aber das sagten nur sehr mißgünstige Leute!
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Sonntags sah man Herrn Dr. Kamphausen, Frau Kamphausen, Kalle Kamphausen und Dogge Kamphausen regelmäßig auf dem Military-Platz des Vereins. Nach vier bis fünf Runden auf der schweren Sandbahn – sie war wirklich schwer, und Tignous haßte sie - war allerdings ein Stop angesagt. Auftritt: Frau Kamphausen, bewaffnet mit Wasserschüssel und Wasserflasche. Frau Kamphausen tränkte Kalle Kamphausen, Dogge Kamphausen und Herrn Dr. Kamphausen, in dieser Reihenfolge und wie es sich gehört.
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Nach diesem Ritual wechselte Herr Dr. Kamphausen erst das Hemd, dann die Hand, und nun ging es wieder fünf Runden um die Sandbahn, in der anderen Richtung.
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Danach war Kalle so weit weichgekocht, daß man sich mit ihm ins Gelände begeben konnte. Auf Höhe unseres allsonntäglichen Ziels, XXX,  überholte Kalle dann regelmäßig die Schulstall-Reiter. Die verblüffte er jedes Mal aufs Neue: Sie galoppierten viel, die Kamphausener aber sah man nie anders als im Schritt. Einen allerdings raumgreifenden Schritt, aber doch eben Schritt.
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Und wenn man nach einem Gespritzten im Ausflugslokal und herzerfrischend schnellen Galopps zurück zu van Krachten kam, stand Kalle Kamphausen schon längst, perfekt von oben bis unten abgespritzt, in seiner perfekten Box und spielte mit seinem perfekt zusammengestellten Zusatzfutter...
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Es blieb unerklärlich. Drum hieß Carthago bei allen nur „Kalle Kamphausen mit den Siebenmeilenstiefeln“.


« Letzte Änderung: 09. November 2022, 00:07:34 von Tara »
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Rosenfee

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Re: Was vom Pferd
« Antwort #320 am: 08. Juni 2020, 12:07:03 »

Ich kann mir die Dr. Kamphausens so richtig gut vorstellen :D Danke für die bild- und lebhafte Geschichte.
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LG Rosenfee

Waldschrat

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Re: Was vom Pferd
« Antwort #321 am: 08. Juni 2020, 15:46:50 »

Ja, ganz wunderbar  ;D
Allerdings frage ich mich, wie Frau Kamphausen bepferdet war - ein zweiter Kalle oder ist sie wie die anderen zur Kneipe etc. galoppiert?
« Letzte Änderung: 08. Juni 2020, 15:53:58 von Waldschrat »
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Tara

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Re: Was vom Pferd
« Antwort #322 am: 08. Juni 2020, 16:34:40 »

Sie ritt Kalle nur abwechselnd mit dem Gatten in der Halle, draußen hätte sie ihn wohl nicht halten können. Und zur Kneipe selbst ritt auch Herr Dr. Kamphausen nie, immer nur bis ca. 100 Meter ran. ;)

Nachtrag: Da hatte ich doch wieder mal einen wirklichen Namen stehenlassen... :P man kann gar nicht genug aufpassen!  :-X
« Letzte Änderung: 08. Juni 2020, 16:36:47 von Tara »
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Waldschrat

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Re: Was vom Pferd
« Antwort #323 am: 08. Juni 2020, 18:45:35 »

Ah ja, danke
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Jule69

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Re: Was vom Pferd
« Antwort #324 am: 17. Juni 2020, 14:11:23 »

Tara:
Bitte weiter so...hör nicht auf! Ich bin ja selten im Keller, aber Deine Geschichten lese ich soooo gerne...sind sie doch irgendwo Ähnlich dessen, was ich hier in den Reitställen als Jugendliche mit Pflegepferd erlebt habe, da werden so viele Erinnerungen wach, auch dafür Danke!
Wenn ich da nur an unseren bornierten Lehrer denke...und wie ihm die Augen aus dem Kopf geflogen sind, als meine Freundin und ich einfach mal wild übers Feld (hinter dem Reitstall) gerast sind...freihändig natürlich!!!! ;D
Was dann folgte, will ich jetzt nicht erzählen, ist Taras Geschichte.
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Liebe Grüße von der Jule
Es genügt nicht, mit den Pflanzen zu sprechen, man muss ihnen auch zuhören.

Tara

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Re: Was vom Pferd
« Antwort #325 am: 20. September 2021, 23:15:26 »

Es herbstelt, und mir wird ganz wehmütig. Wie jeden Herbst. Da hole ich wie jedes Jahr die Jagdmusik der Rallye Trompes Moselle-Sarre heraus (großartige deutsch-französische Trompe de Chasse-Bläser, vor allem aber kenne ich sie persönlich, auch, wenn sie mich nicht mehr kennen) und denke an die Schleppjagd. Im Herbst muß das sein.
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Nicht, daß nun wer denkt, ich wäre eine Jagdreiterin gewesen – ich bin eine einzige Schleppjagd mitgeritten in meinem Leben, und das im zweiten Feld, das nicht springt. Eine! Das reichte aber, um lebenslang infiziert zu sein.
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Richtige Jagdreiter trainieren ihre Pferde von Anfang an, suchen sich meist eine Meute (sagen wir mal: einen Jagdhundeverein), die sie gut finden, und folgen dann deren Terminkalender, Wochenende für Wochenende in der Saison, haben oft zwei Pferde, falls eines ausfällt, und verladen ohne Murren auch für 300 Kilometer und oft noch wesentlich mehr. 
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Sowohl mein Tierarzt als auch „unser“ Unfallchirurg – Doc Dostenfelder und Doc Habermas – waren solche Verrückte. Doc Dosti hatte allein vier Schlüsselbeinbrüche bei Jagden hinter sich, und Doc Habi erlaubte mir nach einer üblen Knieprellung (auf dem Weg zur Mühle, die letzten 400 Meter ein Zickzack, bei dem die Bäume sehr eng standen, wer da galoppierte, wußte, was möglich war) das Reiten bei Krankschreibung, sofern ich ihm auf Ehre versicherte, ohne Steigbügel zu reiten.  Damals lernte ich das richtige Leichttraben, denn ich hielt mein Wort, aber das ist eine andere Geschichte. Die waren jedenfalls Jagdreiter. Die wurden sogar immer wieder aufgefordert, mit (!!!) der Equipage zu reiten! 
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In Tarahausen veranstalteten wir keine Jagd. Unsere alten Herren waren allerdings im Umland so einige mitgeritten, die hatten alle ihren roten Rock im Schrank, den der Herr erst frühestens nach der zehnten bis zu Ende gerittenen Jagd (oder nach dem zehnten S-Springen, also Schwere Klasse), trägt - er sollte allerdings noch besser warten, bis ein alter Hase irgendwann sagt: „Na, wollen sie sich nicht doch mal einen roten Rock anschaffen?“ Zurückhaltung wird traditionell geschätzt.
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Damen trugen keinen roten Rock, tun es heute allerdings, wie ich eben entdeckte, weswegen ich sie nicht für Damen halte, sondern für deppert. Welche weißrosa Frau zum Teufel trägt freiwillig scharlachrot? Ich jedenfalls bin für die Tradition und gönne den Herren ihren kleinen Prunkauftritt. Außerdem war mein eigener auf Taille geschnittener schwarzer Jagdrock sowas von kleidsam! Lang ist’s her (ich meine vor allem die Tallje).
« Letzte Änderung: 08. Oktober 2021, 00:46:58 von Tara »
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Tara

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Re: Was vom Pferd
« Antwort #326 am: 20. September 2021, 23:21:55 »

Allerdings gab’s in Tarahausen die alljährliche Damenjagd, da ritt ich natürlich immer mit. Das war eine Idee unserer Casinobetreiberin Anne gewesen, die, wie ich dabei herausfand, übrigens selbst sehr passabel zu Pferd saß! Sie war eines der seltenen Naturtalente, hatte leider nur kaum je Zeit dazu.  Als sie damit ankam, eine Damenjagd zu veranstalten, schnaubten die Männer im Verein. Damenjagd, ha, das sollte was sein; keine Hunde, keine Sprünge! Das war also keine Jagd, das war Pipifax, das würde man nicht machen. 
.
Also malte Anne, die eine Idee nie so leicht aufgeben wollte, wenn sie sie einmal hatte, ein Plakat:
 .
Die Damen jagen nicht.
Die Herren halten die Pferde!
Datum, Uhrzeit.
.
Es gab sofort zig Anmeldungen. Und es wurde ein Riesenerfolg.
.
Die Strecke war nicht viel länger als das, was manche Tarahausener (*flöt*) sonst für einen Äppelwoi zu reiten bereit waren – zur Mühle, das waren 20 km hin und zurück, hier mit einigen Schlenkern - , aber sehr flott geritten und mit zwei Stops, bei denen die Herren tatsächlich sehr charmant die Pferde versorgten, damit die Damen die Hände für Häppchen und Sektglas freihatten. Nun wurde auch Anne endlich mal umsorgt: Hier stand nämlich ihr Holger hinterm Tisch mit diversen Köstlichkeiten.

  Die Tarahausener Damenjagd mit der schönen Strecke, die die Mainwege, Wald und große freie Wiesen einschloß, bekam also einen festen Platz im alljährlichen Terminkalender und zog auch immer mal Reiterinnen von auswärts an. Und sie hieß überall „Die Damen jagen nicht“.
« Letzte Änderung: 23. September 2021, 23:32:47 von Tara »
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Tara

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Re: Was vom Pferd
« Antwort #327 am: 20. September 2021, 23:24:38 »

Eine richtige Schleppjagd veranstaltete jedes Jahr unser Kreisreiterbund. Das war eine ganz, ganz  große Sache. Vielleicht kurz zur Erklärung (falls das kurz geht):
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Seit 1936 ist die Hetzjagd zu Pferd, die in Deutschland schon vorher kaum je noch ausgeübt wurde, verboten. Da es aber ein wirklich großartiger, fordernder Sport ist, behalfen sich die Reiter, indem sie eine künstliche Duftspur legten (anfangs schleppte man eine mit Fuchslosung getränkte Kugel hinter sich her, heute hat der Schleppenleger einen kleinen Kanister am Sattel, neu ist Eukalyptusöl auf den Hufen des Schleppenleger-Pferdes; der Name Schleppe ist geblieben). Im vorgesehenen Gelände werden Sprünge aufgebaut, das Geschehen wird zum großen Teil von den Hunden bestimmt.
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Voran reitet - tunlichst außer Sicht der Hunde, denn die sollen ausschließlich der Duftspur folgen - also der Schleppenleger der Meute, begleitet von einem ortskundigen Reiter des Jagdherren, der dem Schleppenleger den Weg weist.  Die Meute folgt der Duftspur (oder manchmal auch nicht), die sie betreuende Equipage (Master und Piköre, denen die Hunde gehören) folgt den Hunden, darauf kommt das erste – springende - Feld, das nie-nie-nie-niemals jemals die Equipage auch nur um eine Nasenlänge überholen darf, und seien die Pferde auch noch so toll, dann kommt meist ein zweites Feld, das nicht oder nicht alles springt. Heute führt man oft noch ein Schritt- oder Zuschauerfeld zum Eingewöhnen für junge Pferde und Reiter auf verkürzter Strecke mit.
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 Die Felder haben einen Feldführer (der ebenfalls nicht überholt werden darf), beidseits je einen Pikör und hinten einen Schlußpikör (despektierlich Lumpensammler), die sorgen im Zweifelsfall etwas für Ordnung und veranlassen bei Unfällen das weitere.
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Es gibt einige traditionelle Regeln und Bräuche rund um die Jagd, die teils bis ins Mittelalter zurückreichen, was zu ihrem Zauber beiträgt. Man trifft sich zu einer bestimmten Zeit am Start - das „Stelldichein“ -, der Jagdherr hält eine Ansprache, Bläser blasen, dann geht das los, am Ende werden die Hunde mit Pansen belohnt (das "Curée"), dabei blasen wie schon unterwegs die Bläser, und es brennt ein großes Feuer, dann gibt’s Kartoffelsuppe oder sowas, und wenn man noch halbwegs heil ist, erscheint man am Abend zum festlichen Beisammensein, meist mit Tanz, oft in Abendkleidung. Das steht in der Einladung, die zum Beispiel so aussehen kann.
« Letzte Änderung: 23. September 2021, 12:45:19 von Tara »
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Tara

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Re: Was vom Pferd
« Antwort #328 am: 20. September 2021, 23:28:45 »

Zum Thema Springen:
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Frau Winterling, die ja nur noch Dressur ritt, aber alles andere auch schon gemacht hatte, war von ihrem früheren Verein einmal dazu verdonnert worden, einen Pikör im Springfeld zu geben, weil einer ausgefallen war. Da sie damals ihr Pferd verkaufen mußte – es gab einen ernsthaften Interessenten – und Angst hatte, es könne ihm bei der Jagd in letzter Minute etwas passieren, sagte sie unter der Bedingung zu, selbst nicht springen zu müssen.
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Leider schaffte sie es dann nach einer Weile gar nicht mehr, ihr Pferd vom Springen abzuhalten (man kann sich kaum vorstellen, wie der Herdentrieb bei so einer Massenveranstaltung wirkt). Beim abschließenden Jagdgericht - eine lustige Sache für die, die nicht vor Gericht kommen - sollte sie dann ungerechterweise bestraft werden, weil sie „einige Sprünge ausgelassen“ hatte.  Frau Winterling sprang auf und rief zornig: „Ich wäre sie alle nicht gesprungen, wenn ich gekonnt hätte!“

« Letzte Änderung: 23. September 2021, 23:39:28 von Tara »
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Tara

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Re: Was vom Pferd
« Antwort #329 am: 20. September 2021, 23:29:22 »

Die Jagd des Kreisreiterbundes mit der im Kreis ansässigen Meute - ich nenne sie jetzt einfach mal „Unsere Meute“ – war eine so großartige Sache, daß nicht nur Reitern das Herz dabei aufging. Zwanzig Schlepper schleppten auf Ackerwagen jede Menge Zuschauer mit, die an klug ausgewählten Stellen das Geschehen einsehen konnten. Und ich war jedes Jahr dabei. Einmal zu Pferd dabei sein…! Ein Traum.
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Nachdem Schumi, der natürlich auch im Vorstand des Kreisreiterbundes war, mich dazu  verdonnert hatte, dem KRB als Schriftführer zu dienen – ja, wirklich, eine Wahl hatte ich nicht gehabt (und schreiben ist für viele Leute ja schreiben, ich tat mir da aber immer sehr schwer mit den ganzen Sportregeln) – bekam ich tieferen Einblick ins Jagdreiten, denn zu meiner großen Freude gehörte der Vorsitzende des Kreisreiterbundes Unserer Meute an, und so konnte ich zweimal die Jagd mit den Hundeleuten begleiten, die alles vorbereitet hatten, Wasser für die Hunde zu den Stops brachten und so weiter. Und da war’s endgültig um mich geschehen. Ich mußte da mit.

« Letzte Änderung: 21. September 2021, 01:18:00 von Tara »
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