Hallo Witan,
danke für die interessanten Beiträge.
Könntest du die Wellington noch kurz im Vergleich zur Illinois Everbearing einordnen? Ich habe beide, nur die Wellington hat bisher gefruchtet. In den ersten 2 Jahren war die Fruchtqualität der Wellington grasig. Nach nun 5 Jahren (ungefähr) hat sie mich dieses Jahr allerdings überzeugt. Die Früchte reifen sehr folgernd seit etwa Mitte Juni und haben einen angenehmen süss-sauren Geschmack. Mir schmeckt sie sehr gut. Viel Aroma ist allerdings nicht vorhanden, dennoch sind sie für mich lecker. Sie steht bei mir im Kübel.
Im Frühjahr habe ich 6 selbst veredelte Morus Nigra ausgepflanzt. Ich hoffe sie überstehen die Winter/Frühjahre in 7a. Vorher hatte ich die Bäume einige Jahre im Kübel, nur ging mir der Platz aus. Im letzten Jahr hatte ich einige der Bäume umgetopft. Den Umpflanzstress haben einige der Bäume nun damit quittiert, dass sie männliche Blüten bilden. Ich hoffe das ändert sich wieder. Die Fruchtqualität von Morus Nigra ist schon am selben Baum sehr variabel. Wenn die Früchte allerdings ihre volle Qualität erreichen, sind sie für mich bisher bei den Maulbeeren unerreicht (ich kenne die Früchte der "tropischen Maulbeeren" aber nicht). Sie entwickeln ein besonderes Aroma und bei mir hatten sie eine Würze, die ich schon als pfeffrig bezeichnen würde. Ich fand sie sehr lecker. Ich hoffe die ausgepflanzten Bäume erreichen auch diese Qualität.
In Kew Garden in London stehen auch 2 große Morus Cathayana. Die Bäume werden aber wirklich riesig.
Danke dir für deine Worte und sehr gerne doch.
Wellington ist meiner Einschätzung nach noch starkwüchsiger als Illinois Everbearing, welche ja bereits für ihr starkes Wachstum bekannt ist. Zeitgleich sind die Früchte von Wellington kürzer und auch etwas plumper als bei Illinois Everbearing. An sich sind sie sich geschmacklich ähnlich, wie die meisten Alba x Rubrahybride, aber Illinois Everbearing ist geschmacklich noch deutlich intensiver und aromatischer und bietet schon früh für mich nicht so viele störende Geschmacksnoten, die du ja selbst auch bei Wellington beschrieben hast. An richtig geniale Maulbeerarten wie Morus Nigra oder Morus cathayana kommt aber natürlich auch eine Illinois Everbearing nicht ran, zumindest für mich nicht. Es gibt aber auch andere Rubrahybride, die geschmacklich weitaus mehr zu bieten haben als Illinois Everbearing, so z.B. Shangri La. Wichtig ist aber auch an eine echte Illinois Everbearing zu kommen. Ich habe zunehmend das Gefühl, dass viele Verkäufer einfach andere Rubrahybride als Illinois Everbearing verkaufen.
Veredelte Morus Nigra sollen ja durchaus dazu neigen früher oder später abzusterben, zumindest wenn diese auf M.Alba veredelt wurden. Ich hoffe daher du hast die Veredelungsstelle unter die Erde gesetzt, damit die Nigra auf Dauer eigene Wurzeln bilden kann? Auf jeden Fall drücke ich dir die Daumen, dass die Nigra den Winter gut überstehen. Das mit den männlichen Blüten ist ärgerlich, aber leider ja durchaus bei Maulbeeren zu beobachten, welche zu starkem Stress ausgesetzt sind. Am selben Baum habe ich bisher aber tatsächlich noch keine großen geschmacklichen Unterschiede bemerkt, zumindest nicht wenn man stets ideal gereifte Früchte pflückt, denn unterschiedliche Reifegrade schmecken natürlich anders. In Belgien war schon auffallend, dass wirklich alle Vollreifen Früchte trotzdem nur sauer wie Zitronen schmeckten, wohl aber auch einige Morus Nigra welche die Sonne der Mainzer Gegend genossen. Wenn man eine gute Morus Nigra ausfindig macht ist diese aber wirklich schwer zu toppen. Es gibt zwar paar tropische Maulbeeren, welche ich geschmacklich auf die gleiche Stufe stellen würde, es dann aber abhängig wäre auf was genau ich gerade geschmacklich Lust habe, da sie sich schon alle sehr unterscheiden geschmacklich.
Die beiden großen Morus Cathayana im Kew Garden in London sind mir tatsächlich vom Hörensagen schon bekannt. Es wäre sehr interessant an das Material jener Bäume zu kommen um noch mehr genetische Auswahl für zukünftige Züchtungen zu haben. Es stimmt, dass eine der größten Nachteile der Morus Cathayana tatsächlich leider das Höhenwachstum zu sein scheint, aber ich bin zuversichtlich, dass neue Hybride und sogar Sämlinge uns hier auf Dauer deutlich kleinere Cathayana Sorten ermöglichen werden.
Weißfruchtende Maulbeeren haben halt nie Säure, ich weiß das dem für viele Leute langweilig ist, tatsächlich gibt es für mich persönlich aber wirklich Sorten, die ich sehr genieße, aber wie oben schonmal irgendwo erwähnt, bin ich durchaus ein Mensch der auch so manches Obst liebt, welches keine Säure besitzt. Dennoch ist es immer sehr ärgerlich, wenn man auf Baumschulen trifft, die dann falsche Ware versenden und dann auch noch damit durchkommen. Meiner Meinung ein sehr großes Problem aktuell...