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Autor Thema: Rosskastanie - ein Sensibelchen?  (Gelesen 2376 mal)

Janis

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Rosskastanie - ein Sensibelchen?
« am: 12. September 2013, 15:36:00 »

Ich habe eine alte Rosskastanie, ca. 15 m hoch.
Da sie mittlerweile im unteren Bereich etliche Sträucher zu sehr beschattet, würde ich gerne einige Äste entfernen.
Nun habe ich gelesen, dass der Schnitt der Rosskastanie nicht ganz unproblematisch ist:
„Untersuchungen an Rosskastanien haben gezeigt, dass selbst kleine Schnittwunden von nur 6 cm Durchmesser bereits zu ausgedehnten Fäulen führen, die sich bis in das Kernholz erstrecken. So gesehen sind Rosskastanien nur wenig schnittverträglich. Erfahrene und qualifizierte Baumpfleger entnehmen daher bei Rosskastanien nur dünnere Äste mit bis zu 5 cm Durchmesser.“
Kappungen, also unfachgerechte, baumzerstörerische Rückschnitte, bei denen grosse Astungswunden von mehr als 10 cm Durchmesser entstehen, seien unbedingt zu vermeiden.
http://www.lwf.bayern.de/veroeffentlichungen/lwf-wissen/48/w48-13-wie-viel-rueckschnitt-vertraegt-eine-rosskastanie.pdf
Ich gehe mal davon aus, dass diese Aussagen zutreffend sind – oder gibt es andere Erkenntnisse?
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LG Janis

Starking007

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Re:Rosskastanie - ein Sensibelchen?
« Antwort #1 am: 12. September 2013, 22:24:43 »

Tatsächlich fault Kastanie leicht, ich kenne aber Bäume, die vor vielen Jahren Kronenkappungen über sich ergehen lassen mußten.
Entgegen aller Vermutungen sind die Ständer an den Schnittstellen inzwischen stark und immer noch nicht abgebrochen.
Bei einer andere Kastanie wurden viele schwächere Äste zurückgeschnitten.
Würde man nun an einer der vorhandenen Stammwunden unten eine Wasserleitung anschließen, wirkte der Baum wie eine Sprinkleranlage, weil alle Hohlräume in Verbindung stehen.
Er steht immer noch.
Die Realität richtet sich nicht immer nach Theorie und Wissenschaft.
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Gruß Arthur

Janis

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Re:Rosskastanie - ein Sensibelchen?
« Antwort #2 am: 13. September 2013, 10:33:53 »

Trotzdem werde ich besser vorsichtig sein und mich auf das Entfernen von dünneren Ästen beschränken. Ich will Schäden ja nicht provozieren…
Es ist nur erstaunlich, dass auf manchen Gartenseiten darüber gar nichts steht und auch bei Kastanien auf allgemeine Schnittanleitungen für Bäume verwiesen, ja sogar ein Erziehungsschnitt angeraten wird, damit der Baum eine schöne Form bekommt… ???
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LG Janis

macrantha

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Re:Rosskastanie - ein Sensibelchen?
« Antwort #3 am: 13. September 2013, 12:24:04 »

Es wird leider viel unsinn abgeschrieben und aus unwissenheit (welche die schreiber aber nicht davon abhält) verallgemeinernde "ratschlaege" zu geben. Ein erziehungsschnitt ist ja aber nur bei jungen baeumen notwendig, die dann freilich erst duenne aeste haben.
Aaaaaber: das duemmste, was man machen kann, ist in der jugend die terminalknospe am leittrieb aus "erziehungsgruenden" abzuschneiden. Eine webseite, die also einen undifferenzierten erziehungsschnitt bei rosskastanien empfiehlt, kannst du getrost in die virtuelle tonne treten.

An die infoblaetter vom lwf-bayern kannst du dich halten, dass sind immer sehr fundierte artikel.
Wenn ein schnitt unumgaenglich ist weil er in der jugend versaeumt wurde oder es der (falsche) standort noetig machen, dann so kleine schnittwunden wie moeglich, aeste vielleicht nur absetzen/einkuerzen auf einen schwaecheren trieb und nicht direkt am stamm grosse wunden produzieren.
Kein baumwachs verwenden, wasser soll ablaufen und moeglichst auch abtrocknen koennen.

Lg,
Macrantha
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Janis

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Re:Rosskastanie - ein Sensibelchen?
« Antwort #4 am: 13. September 2013, 13:04:10 »

Ich habe zwar nicht die Absicht, mir eine zweite Rosskastanie zuzulegen (auch wenn viele babies anderer Ansicht sind :)), also ist die Frage rein theoretischer Natur: ist denn bei der Rosskastanie ein Erziehungsschnitt notwendig? Eigentlich sieht der Habitus dieses Baumes doch nicht danach aus?
Und Baumwachs ist, soviel ich weiss, schon seit ca. 20 Jahren „out“, auch wenn es noch etliche Websites gibt, die dazu raten.
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LG Janis

macrantha

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Re:Rosskastanie - ein Sensibelchen?
« Antwort #5 am: 13. September 2013, 13:39:06 »

Hallo janis,
Erzieungsschnitt macht außer bei nutzbäumen m.M. nach seltenst sinn. Evtl. Um zwiesel rechtzeitig zu entfernen und die baeume rechtzeitig (schritt für schritt) aufzuasten und das eben nicht in einer hau-ruck-aktion am erwachsenen baum tun zu müssen.
Baumwachs ist - ausser vielleicht bei veredlungen- in der tat schon lange verpoent, aber manchmal richtet es eben besonders viel schaden an. Z.b. bei schlecht abschottenden gehoelzen mit weichem holz wie der rosskastanie.
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RosaRot

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Re:Rosskastanie - ein Sensibelchen?
« Antwort #6 am: 13. September 2013, 14:58:53 »

Wir haben dummerweise auf der Terrasse eine Roßkastanie, die muss dort auch bleiben. Also wurde sie letztes Jahr, im Winter, martialisch in eine bestimmte Form geschnitten. Abgestorben ist gar nichts. Sie hat sich wie sonst auch verhalten. Diesen Winter bekommt sie noch mal einen "Schliff".

Auch früher schon habe ich an diesem Baum regelmäßig geschnitten, allerdings nicht so viel.

Edith meint noch: Baumwachs wurde nicht verwendet, alle Schnitte schräg gesetzt und am Stamm nichts weggeschnitten. Ansonsten frei aus der "Lameng".
« Letzte Änderung: 13. September 2013, 15:01:53 von RosaRot »
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Viele Grüße von
RosaRot

chris_wb

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Re:Rosskastanie - ein Sensibelchen?
« Antwort #7 am: 13. September 2013, 15:30:32 »

Zu Aesculus pavia kann ich berichten, dass die Wunden, die durch das letztjährige Aufasten entstanden, nur am Rand überwallt wurden. In der Mitte bliebt totes (?) Holz zurück und ein kleines Loch. Die Äste hatten um die 5 cm Durchmesser an den Schnittstellen.


Eine der letztjährigen Schnittstellen begann vor einigen Wochen zu bluten und tut das bis jetzt. Ich hoffe, da folgt nicht noch ein Pilzbefall.
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Hilmar

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Re:Rosskastanie - ein Sensibelchen?
« Antwort #8 am: 14. September 2013, 11:08:54 »

Die Entfernung von dicken Ästen an Kastanie, egal ob im oberen oder unteren Kronenraum, führt immer zu größeren Fäulen im Kernholz des Baumes. Daher ist der Erziehungsschnitt der wichtigste Schnitt überhaupt (gilt nicht nur für die Baumart Kastanie). Zum einen wird die Zwieselbildung rechtzeitig vermieden, zum anderen können die Bäume je nach Erfordernis des Standortes aufgeastet werden. Dabei entstehen nur Schnittflächen mit wenigen Zentimeter Durchmesser. Diese werden, wie schon beschrieben, vom Rand her überwallt. Schließlich ist nur das Kambium unterhalb der Baumrinde teilungsfähig und zur Neubildung von Holzzellen in der Lage. Je kleiner die Schnittfläche, umso rascher wird diese überwallt. Je größer die Schnittfläche, umso länger dauert die Überwallung.
Das ungeschützte Holz wird bereits während der Schnittmaßnahme von Pilzsporen besiedelt. Die Besiedelung dauert bis zur vollständigen Überwallung der Schnittfläche an. Diese Pilze dringen in das Holz, meist in das ohnehin aus abgestorbenen Holzzellen bestehende Kernholz ein und breiten sich aus. Diese Pilze bauen die Bestandteile der Holzzellen zur Versorgung des eigenen Organismus ab und es entsteht eine Holzzersetzung, welche allgemein als Fäule bezeichnet wird.
Die Ausbreitung der Fäule verläuft je nach dem Anteil der im Kernholz enthaltenen pilzhemmenden Stoffen recht unterschiedlich. Bei Baumarten mit hohem Anteil an pilzhemmenden Stoffen im Kernholz (z. B. Eiche, Robinie) geht die Ausbreitung der Fäulen im Holz langsamer voran als bei Baumarten mit nur geringen pilzhemmenden Stoffen im Holz. Zu letzteren Baumarten zählt die Kastanie.
Daher werden bei einer fachgerechten Baumpflege wirklich nur Äste bis 5 cm Durchmesser entfernt. Leider denkt (fast) jeder, der eine Motorsäge halten kann, auch Baumpflege durchführen zu können und säbelt lustig was ab. Vorerst führt das auch nicht zu einer Bruchgefahr. Erst nach 10-30 Jahren treten dann Probleme auf.
Wenn man also die Kastanie erhalten möchte, vermeidet man größere Schnittstellen.
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Janis

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Re:Rosskastanie - ein Sensibelchen?
« Antwort #9 am: 14. September 2013, 11:56:47 »

Hilmar, danke für deine Ausführungen, das ist sehr interessant.
Und: ich werde mich hüten, jemanden mit einer Motorsäge an meine Kastanie zu lassen. :o Wir entfernen nur ein paar untere Äste, die benachbarte Sträucher zu sehr beschatten und werden darauf achten, dass das Limit von 5 cm Durchmesser nicht überschritten wird.
Meine Kastanie hatte vor 3 oder 4 Jahren unter der Miniermotte zu leiden. Penibles Einsammeln und Verbrennen des Laubs im Herbst hat vermutlich dazu beigetragen, dass der Befall gestoppt werden konnte, trotzdem möchte ich der Kastanie keinesfalls mehr als unbedingt notwendig zumuten.
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LG Janis
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