Täuscht euch da nicht! Sichtungsarbeit bedarf guter Vorbereitungen, Gleichklang und gleicher Bonitäten über mindestens 4 Jahre, sollte dies halbwegs professionell geschehen. Ich kann nur immer wieder diese Geschichte vom Staudensichtungsgarten Wilfleinsdorf im Burgenland erzählen. Bei dessen Gründung vor etwa 27 Jahren war ich Sichtungsdelegierter für Österreich und verantwortlich, repräsentative Staudensortimente herzubringen und unter dem dort herrschendem pannonischen Klima zu testen. Es waren Gattungen wie Heliopsis, Helenium, Delphinium, Aster und natürlich auch Phlox vertreten.
Ich orderte Phlox von Hagemann, Klose und Gräfin von Zeppelin, darüber hinaus auch von hiesigen Staudengärtnereien. Diese wurden aufgepflanzt und 4 Jahre und mehr gesichtet. Bei Phlox war es eine einzige Niederlage! Viele andernorts sehr gute Sorten wuchsen unter den dortigen heißen Sommern schon nach zwei Jahren regelrecht rückwärts und bekamen zum Schluss vernichtende Urteile. Diese veröffentlichte ich in der Gartenpraxis, es war mein erster Artikel, den ich verfasste. Herr Rücker war nicht gerade glücklich darüber, akzeptierte dennoch alles. GP 10/1992.
Ich wurde damals wegen dieser schlechten Ergebnisse von mehreren Seiten angefeindet und ein sehr bekannter Staudengärtner aus dem Schwäbischen sandte mir einen bitterbösen Brief, in der er schrieb, man solle den Phlox halt dort pflanzen, wo er auch wächst und nicht schlechtreden. Ich schrieb zurück, in dem ich urteilte, dass genau jene Sorten in großen Mengen im Wiener Raum und dem Burgenland verkauft würden und eine Sichtung daher sehr notwendig sei und seine Berechtigung hat. Genau aber jener Staudengärtner verfasste Jahre später (GP 2000) einen Artikel "Gute Phloxe - schlechte Phloxe", indem er es anprangerte, dass viele in England und Holland schlecht bonitierte Sorten bei ihm sehr gut wüchsen und man daher nicht so schnell urteilen dürfte, da es lokale Unterschiede gäbe!
Eine Beamtin des Magistrates Wien bemühte sich, Sämlinge von lokalen Phlox paniculata-Sorten aufzupflanzen und diese über Jahre zu sichten. Dies geschah aber leider nur sehr inkonsequent. Ich verspreche mir mit den russischen Sorten mehr Zukunft in den östlichen Teilen Österreichs, aber dies gilt natürlich auch für den Südwesten Deutschlands.
Es ist nicht entscheidend, ob dies Fachleute oder Laien tun. Wichtig ist, dass die Sichtung konsequent und viele Vorgänge wie Düngung etc. parallel geschehen. Und dies geschieht in den vorhandenen Sichtungsgärten leider auch unter Fachleuten nicht immer zufriedenstellend. Manche Laien sind wesentlich akribischer und stehen mehr hinter der Sache als Fachleute. Dies heißt aber nicht, dass dies unbedingt auch professioneller geschieht.