Willkommen, Gast. Bitte loggen sie sich ein oder registrieren sie sich.
News: Wenns noch im Frühjahr friert und schneit, ist Streit im Forum nicht mehr weit.  ::)  ;D  (Daniel - reloaded, 2013)
Willkommen, Gast. Bitte loggen sie sich ein oder registrieren sie sich.
29. März 2024, 07:46:44
Erweiterte Suche  
News: Wenns noch im Frühjahr friert und schneit, ist Streit im Forum nicht mehr weit.  ::)  ;D  (Daniel - reloaded, 2013)

Neuigkeiten:

|2|1| Korrektur: Das Wetter wird schlechter und der Winterkoller beginnt ...  ;) (Relikt aus 2016)

Seiten: 1 ... 15 16 [17] 18 19 ... 26   nach unten

Autor Thema: ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen  (Gelesen 76771 mal)

lerchenzorn

  • Master Member
  • *****
  • Offline Offline
  • Beiträge: 18156
  • Berliner Umland Klimazone 7a (wohl eher 6b)
Re: ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
« Antwort #240 am: 21. November 2017, 20:01:15 »

Das unsinnigste daran sind die Arten, die nicht drauf stehen. Ansonsten ist die Liste ein durchaus legitimes Instrument, um neuen, großen Unsinn, von dem man schon weiß, dass es Unsinn ist, einzudämmen.

Zu P. advena lässt sich beruhigend ergänzen, dass es in den südlichen US-Staaten als Gartenpflanze weit verbreitet ist und nur selten verwildert (laut der Erstbeschreibung von Wipff & Veldkamp). Die natürliche Herkunft scheint bis heute unbekannt zu sein.
« Letzte Änderung: 21. November 2017, 20:03:05 von lerchenzorn »
Gespeichert

tomir

  • Master Member
  • *****
  • Offline Offline
  • Beiträge: 2995
  • Saludos de España!
Re: ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
« Antwort #241 am: 21. November 2017, 20:36:58 »

Nun gab es DNA-Analysen und dabei stellte man fest, dass Pennisetum setaceum 'Rubrum' gar keine setaceum sind, sondern Pennisetum advena. Pennisetum advena steht nicht auf der EU-Liste.  ;D

Hast dafür einen Link Staudo?

Das gibt Sinn, anders als bei P. setaceum das hier tatsächlich eine Samenschleuder ist, hab ich beim 'Rubrum' noch nie bewusst Sämlinge gesehen. Erst gestern hatte ich ein Meeting über eine Gräserpflanzung aus der alle als invasiv eingestuften Arten entfernt werden müssen, betroffen sind neben P. setaceum auch P. villosum und Cortaderia selloana - alle diese Arten dürfen hier mittlerweile weder gehandelt noch im Garten kultiviert werden.

Ein Bild mitten aus dem nirgendwo zwischen Marrakech und Casablanca - P. setaceum gibt es auch dort an den unmöglichsten Stellen.
« Letzte Änderung: 21. November 2017, 20:55:05 von tomir »
Gespeichert

paulw

  • Senior Member
  • ****
  • Offline Offline
  • Beiträge: 861
Re: ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
« Antwort #242 am: 21. November 2017, 21:09:24 »

Das unsinnigste daran sind die Arten, die nicht drauf stehen.
stimmt, vor allem keine einzige Forstlich oder sonst (nicht Gärtnerisch) wirtschaftlich bedeutende Art.
Neuerdings? muss der Gartenbau als Sündenbock herhalten.
Imker und Förster sind fein raus obwohl wir ihn 90% der momentan problematischen Neophyten zu verdanken haben.
Gespeichert

lerchenzorn

  • Master Member
  • *****
  • Offline Offline
  • Beiträge: 18156
  • Berliner Umland Klimazone 7a (wohl eher 6b)
Re: ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
« Antwort #243 am: 22. November 2017, 07:17:55 »

Aus südeuropäischer Sicht (und der Kanarenbewohner!) ist die Listung von Pennisetum setaceum gut zu verstehen. Die Dominanzbestände in Ruderalflächen und Trockengebieten sind nicht nur eine erhebliche Gefahr für heimische Arten und Lebensräume, sondern auch eine permanente Brandgefahr, die sich schneller aufbaut als die allein schon bedenkliche Streuakkumulation der Wald- und Buschflächen.

EU-Bewertungsbogen Pennisetum setaceum
« Letzte Änderung: 22. November 2017, 07:48:35 von lerchenzorn »
Gespeichert

Staudo

  • Master Member
  • *****
  • Online Online
  • Beiträge: 35275
    • mein Park
Re: ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
« Antwort #244 am: 22. November 2017, 07:49:21 »

Eine Eu-weit einheitliche Liste halte ich nach wie vor für unsinnig.  8)

Gestern Abend kam im Radio eine Sendung über den Sauener Forst (östlich von Berlin), wo ein reich gewordender Arzt vor über hundert Jahren verschiedenste Baumarten aus aller Welt anpflanzen ließ. Heutige Forstwirte beklagten sich über strenge Naturschutzauflagen, die ähnliche Vorhaben erheblich erschweren.
Gespeichert
„Am Ende entscheidet die Wirklichkeit.“ Robert Habeck

lerchenzorn

  • Master Member
  • *****
  • Offline Offline
  • Beiträge: 18156
  • Berliner Umland Klimazone 7a (wohl eher 6b)
Re: ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
« Antwort #245 am: 22. November 2017, 08:00:27 »

Was vor hundert Jahren  fortschrittlich war und heute noch interessant sein mag, muss doch kein Muster für heutiges  Handeln sein. Ich wüsste nicht, warum man den Sauener Wald oder ähnliche Neophytensammlungen heute noch in die Landschaft setzen sollte.
Die Douglasie macht sich in Brandenburg gerade auf den Weg als nächstes Ungeheuer, in anderen Gebieten ist sie schon eins. Auch sonst haben Förster uns bereits genug Problemgehölze beschert. Meist wollen sie es später gar nicht gewesen sein und schieben es, wie bei der Späten Traubenkirsche, auf die Imker.
Gespeichert

bristlecone

  • Gast
Re: ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
« Antwort #246 am: 22. November 2017, 08:54:02 »

Wie sinnvoll ist es, eine Art, die sich als Neophyt bereits fest etabliert hat, auf eine Liste zu setzen, die den gärtnerischen Handel und das absichtliche Ausbringen eben dieser Art unterbinden soll? Steht dahinter die Hoffnung, dass ohne ständigen "Nachschub" aus gärtnerischen Quellen die Ausbreitung doch mal zum Stillstand kommt oder zurückgeht? Und wenn ja, wie berechtigt ist diese Hoffnung?
Gibt es Beispiele, dass solche Listen tatsächlich erfolgreich dazu beigetragen haben, die weitere Verbreitung von Neophyten oder Neozoen zu unterbinden oder zumindest zu verlangsamen?

Was die Douglasie angeht: Die erreicht hier am Westhang des südlichen Schwarzwalds optimale Wuchsleistungen und gilt als die Baumart, die mit künftigen erwarteten Klimaveränderungen mit am besten zurechtkommen, ja dadurch sogar eher noch besser gedeihen wird.
Natürlich ist sie daher bei den Waldbesitzern begehrt, sei es Privat-, Kommunal- oder Landeswald. Sie wird allerdings in aller Regel nicht großflächig in Reinbeständen angebaut, wie man das früher mit Fichten gemacht hat, sondern zusammen mit Buche und Weißtanne.

Es gibt Bestrebungen, der Weißtanne mehr Zukunftschancen zu geben, indem man Herkünfte aus Bergregionen Süditaliens hier testet, die besser mit Hitze und Trockenheit zurechtkommen als die schwarzwaldeigenen Weißtannen.
Ist das tatsächlich besser? 
« Letzte Änderung: 22. November 2017, 09:28:24 von bristlecone »
Gespeichert

tarokaja

  • Master Member
  • *****
  • Offline Offline
  • Beiträge: 12398
  • Onsernonetal/Tessin (CH) 8b 678m
Re: ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
« Antwort #247 am: 22. November 2017, 09:26:11 »

Na die künftigen Neophyten dürfen doch für künftige Listen nicht ausgehen...  ;)
Gespeichert
gehölzverliebt bis baumverrückt

michaelbasso

  • Master Member
  • *****
  • Offline Offline
  • Beiträge: 1292
  • 愚か者だけがこれを読んでいる
    • Mikkel`s Garden
Re: ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
« Antwort #248 am: 22. November 2017, 09:45:06 »

Die Douglasie ist zumindest gut für den Plenterwaldbetrieb geeignet, das macht sie für mich zu einem geeigneten Neophyten. In Plenterwaldbetrieb wird sie auch nicht die Dominanz erreichen wie Fichtenmonokulturen.
Plenterwald ist auch für Privatwaldbesitzer sehr gut geeignet um fortlaufend den Besitz zu monetarisieren, anders als Fichten die nur alle 80 Jahre Gewinn abwerfen. Aber das ist ein anderes Thema.
Viele Neophyten sehe ich mittlerweile nicht mehr so dramatisch, selbst Prunus serotina hat Potential für eine wirtschaftliche Nutzung und bei entsprechender Bewirtschaftung ist sie auch gut zu managen (aus eigener Erfahrung). Viele Neophyten werden wir nicht mehr los, es ist aus meiner Sicht sinnvoller über einen angepassten Umgang mit diesen Arten nachzudenken, anstatt unerfüllbare Ausrottungswünsche, a la schwarze Liste zu formulieren. Das macht sich toll, wenn man im Amt sitzt und bringt viel Beifall nur ändern wird sich nichts.

Was die Weißtanne angeht, warum nicht andere Herkünfte einführen? Die Weißtanne ist hier an ihrer natürlichen
Habitatgrenze und durch den langen Bestandsrückgang genetisch sehr eingeengt, die Varianz und Anpssungsfähigkeit ist begrenzt. Was spricht gegen eine Verbreiterung der genetischen Ausstattung? Negative Merkmale werden sich nicht durchsetzen, hinzukommt noch ein Hybrideffekt. Die Art an sich und die ökologischen Nischen die sie anderen Arten bietet bleiben erhalten. Natur ist nie statisch und diverse Arten verschwinden auf Grund von genetischer Verarmung.
Gespeichert
Lüneburg, Niedersachsen

michaelbasso

  • Master Member
  • *****
  • Offline Offline
  • Beiträge: 1292
  • 愚か者だけがこれを読んでいる
    • Mikkel`s Garden
Re: ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
« Antwort #249 am: 22. November 2017, 09:52:01 »

Die Angst vor Neophyten treibt manchmal auch merkwürdige Blüten. So hat ein mir bekanntes Umweltamt im offiziellen Einsatz vermeintlichen Riesenbärenklau entlang eines kompletten Flusslaufs entfernt, es fiel nur niemanden auf, das es sich um Engelwurz handelte. Da wurde nicht nachgedacht und viel schlimmer, die zuständigen Fachleute konnten nicht einmal die Pflanzen korrekt bestimmen.
Das ist der große Nachteil von solchen Listen und Verallgemeinerungen, den ich sehe.
Gespeichert
Lüneburg, Niedersachsen

bristlecone

  • Gast
Re: ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
« Antwort #250 am: 22. November 2017, 10:46:35 »

Was die Weißtanne angeht, warum nicht andere Herkünfte einführen? ... Die Art an sich und die ökologischen Nischen die sie anderen Arten bietet bleiben erhalten.

Ich seh das ganz ähnlich. Was die "ökologischen Nischen" angeht: Wenn der Klimawandel zu den prognostizierten Veränderungen führt, wird das für "Nischen" jedweder Art sowieso nicht folgenlos bleiben.


Was die genetische Verarmung oder Bereicherung oder die korrekte Berücksichtigung regionalen genetischen Materials angeht, hatten wir da vor einiger Zeit hier im Forum mal einen Fall debattiert, in dem es um die Pflanzung von Linden ging, als Ausgleichsmaßnahme für den Bau des neuen Berliner Flughafens:
Da mussten die Linden wieder weg, weil es eine aus Holland stammende Sorte heimischer Winterlinde war. 

Den Thread im Forum finde ich nicht, hier aber ein Link auf einen damaligen Bericht: Flughafen lässt Hunderte Bäume häckseln.
« Letzte Änderung: 22. November 2017, 10:49:02 von bristlecone »
Gespeichert

michaelbasso

  • Master Member
  • *****
  • Offline Offline
  • Beiträge: 1292
  • 愚か者だけがこれを読んでいる
    • Mikkel`s Garden
Re: ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
« Antwort #251 am: 22. November 2017, 10:53:03 »

---Beitrag gelöscht, weil noch mal nachgedacht :)  ----
« Letzte Änderung: 22. November 2017, 10:55:39 von michaelbasso »
Gespeichert
Lüneburg, Niedersachsen

Krokosmian

  • Master Member
  • *****
  • Offline Offline
  • Beiträge: 13553
  • Mittlerer Neckar
Re: ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
« Antwort #252 am: 22. November 2017, 16:47:31 »

Hier sät sich Miscanthus sinensis, bzw. wahrscheinlich eine oder mehrere der frühblühenden Sorten, aus. Nicht nur gelegentlich, sondern regelmäßig jedes Jahr und, an Ecken in die der Wind den Samen treibt, richtiggehend rasenartig. Was irgendwie beängstigend wirkt, besonders wenn sie es ihrerseits zur Blüte und Samenreife schaffen... Da sie mit anderem Unkraut bekämpft werden und die direkte Umgebung nicht wirklich sowas wie "Natur" darstellt, können sie von hier aus auch nicht in diese abhauen. Anderswo, mit noch günstigeren Bedingungen, finden sie womöglich den Weg.
Gespeichert

Staudo

  • Master Member
  • *****
  • Online Online
  • Beiträge: 35275
    • mein Park
Re: ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
« Antwort #253 am: 22. November 2017, 17:12:08 »

Ich hatte meine Gärtnerei bis 2005 auf einem Nachbargrundstück. Nachdem wir umgezogen waren, räumten wir die Fläche komplett und hinterließen offensichtlich jede Menge Staudensamen. Durch die jahrelange Abdeckung mit Mypex war die Fläche vorerst bewuchsfrei. In den anschließenden Jahren etablierten sich tausende Aster novae-angliae und novi-belgii. Noch ein paar Jahre später ist die Fläche eine neophytenfreie Wiese. Auch wenn sich Miscanthus und Panicum im Garten versamen, haben sie es in der freien Natur wohl sehr schwer.
Gespeichert
„Am Ende entscheidet die Wirklichkeit.“ Robert Habeck

Krokosmian

  • Master Member
  • *****
  • Offline Offline
  • Beiträge: 13553
  • Mittlerer Neckar
Re: ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
« Antwort #254 am: 22. November 2017, 17:24:22 »

Möglich, wobei hier ums Eck hatten sich wiederum kleinblumige "wild"artige Aster n-b auf einer renaturierten Halbfeuchtwiese festgesetzt und weiter verbreitet. Fielen dann aber dem Bagger zum Opfer.
Gespeichert
Seiten: 1 ... 15 16 [17] 18 19 ... 26   nach oben
 

Garten-pur.de Nutzungsbedingungen | Impressum | Datenschutzerklärung

Forum Garten-pur | Powered by SMF, Simple Machines
© 2001-2015 garten-pur. All Rights Reserved.
Garten-pur.de