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Autor Thema: "High Density Planting" - Obstbautechnik (USA)  (Gelesen 6273 mal)

schwarze Tulpe

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Re:"High Density Planting" - Obstbautechnik (USA)
« Antwort #15 am: 28. März 2014, 15:19:47 »

Ein ausgesprochen interessantes Thema. Die Überbevölkerung und Reduzierung der vorhandenen Fläche für die Bewohner zwingt zu einer Abkehr von der Obstbaumpflanzung als Hochstamm. Sie ist nicht mehr zeitgemäß. Der gewerbliche Obstanbau zeigt längst die Richtung an. Was für eine Verschwendung an Nahrungsmitteln, wenn diese hohen Obstbäume nicht mehr geerntet werden. Logisch ist die Überlegung von Obstvielfalt auf kleinem Raum.
Die vorgestellte Methode ist kein Verkaufstrick, sondern nur eine andere Art der Pflanzung.

@ andreasNB und @ Floris - danke für eure Erfahrungsberichte mit ähnlich gepflanzten Pfirsichsämlingen.
An Sämlinge hatte ich nicht gedacht, weil niemand weiß, wie sie sich entwickeln. Ihr hattet sicher kernechte Pfirsichbäume, da ist der Verlauf schon interessant. Ich glaube, dass in Gärten viel mehr beim Pflanzen experimentiert wird, dass leider viele drüber schweigen, weil die Traditionalisten alles angreifen, was anders ist.

Ich ging von Obstbäumen aus, die auf gleicher Unterlage veredelt sind. Ein ähnliches Wachstum ist Voraussetzung. Meine Spalierobstbäume werden jetzt 10 Jahre alt, habe extra mal recherchiert, wachsen sehr langsam, ich muss wenig schneiden. Vergleiche ich die Stammdicke der beiden Apfelbäume mit dem mittig stehenden Pflaumenbaum, so ist der viel dicker, obwohl auch als Spalierobst gekauft. Da muss ich etwas mehr schneiden, er ist minimal wüchsiger. Der Pflaumenbaum ist besonders standfest, er könnte ohne Gerüst stehen, nicht die Apfelbäume, die brauchen das Spalier. Die Apfelbäume ernte ich noch ohne Leiter. Der Pflaumenbaum bekam der Optik wegen etwas mehr Höhe bewilligt, da muss ich für die höchsten Pflaumen auf eine kleine Leiter.

Meine Idee war zwei Pflanzen zusammenzusetzen und auch früh miteinander am Stamm verbinden, verwachsen zu lassen, wenn das geht, dann geben sie sich wirklich mehr Halt als ein Einzelbäumchen.
Bei der 4er-Pflanzung müsste die Obstsorte auf die Nordseite, die gut halbschattenverträglich ist. Aber jeder große Obstbaum hat eine Nordseite. Bei den niedrigen Bäumen entsteht ja wenig Schatten, denke diese Bedenken sind vernachlässigbar.

Wichtig ist bei dieser Pflanzung, es wird Platz gespart. Meine 3 Spalierbäume benötigen eine Fläche von 300 x 150 cm = 4,5 m². Würde ich die drei in Dreieckform zusammenpflanzen, Abstand je 50 cm, bräuchte ich eine fast rundliche Fläche von ca. 1m².
Also absolute Flächenersparnis.

Und was mir wichtig ist, ich habe mehr Möglichkeiten Spalierobst in lockerer Form zu pflanzen, also ein neues Gestaltungsmittel. Keine langen Reihen mit Spalierobst mehr. Ich kann herrliche Bauminseln setzen und sie sicher genauso leicht in der Höhe halten, die mir genehm ist. Bei Spalierobst bestimmt man eh die Länge der Äste, also auch bei der Gruppenpflanzung. Es ändert sich nichts.
Vorteil dieser Pflanzung ist auch, dass jeder Baum auf seiner eigenen Wurzel wächst, ja da stimme ich Floris bei.

Ich stelle mir eine Gruppenpflanzung mit Säulenobst sehr lustig vor, sie geben Obstbäumen eh einen völlig neuen Habitus.
Auf zum Experimentieren.
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Oedipa

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Re:"High Density Planting" - Obstbautechnik (USA)
« Antwort #16 am: 28. März 2014, 21:11:03 »

Vielen Dank für Eure interessanten Beiträge und die verschiedenen Meinungen zum Thema - sehr spannend zu lesen, was Ihr als Obstfachleute dazu meint! (Und danke an schwarze Tulpe für die netten Worte - als Neuling freut man sich über einen so freundlichen Empfang :-) !)
Ich fände es sehr spannend, mehr Erfahrungen zu Obstanbau auf kleinem Raum zu lesen. In den USA wird da sehr viel experimentiert (Stichwort Urban Gardening). Selbst kann ich leider nichts Praktisches dazu beitragen; ich habe einen Riesengarten und kann mir Hochstämme erlauben... Aber spannend finde ich die Frage trotzdem, und mit dem einen oder anderen Spalierbäumchen werde ich es demnächst auch versuchen (Feige an der Hauswand z.B.).
Insgesamt mag ich die Experimentierfreude der Amerikaner. Anscheinend ist man dort etwas mehr geneigt, Ratschläge erfahrener Gärtner in den Wind zu schlagen und ganz Neues auszuprobieren. Das kann bestimmt auch oft in die Hosen gehen, aber vielleicht kommt ja die eine oder andere tolle neue Anbautechnik heraus... Insofern fände ich es jedenfalls schön, wenn alle, die etwas "ganz anderes" probiert haben, das hier mal beschreiben (selbst wenn nichts daraus geworden ist - auch aus Schnapsideen lernt man).
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cydorian

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Re:"High Density Planting" - Obstbautechnik (USA)
« Antwort #17 am: 28. März 2014, 21:57:08 »

Insgesamt mag ich die Experimentierfreude der Amerikaner.

Experimentierfreude finde ich auch klasse, aber viele Amerikaner erfinden das Rad einfach endlos wieder und wieder, verbrämen das mit schwachsinnigen erfundenen Schlagworten und kommen deshalb keinen Meter weiter.

"Urban gardening" - das ist eines dieses besonders dämlichen Schlagworte. Obst auf kleiner Fäche ist in Deutschland seit etwa 150 Jahren ein intensiv beackertes Feld, auf dem seit etwa 1960 inhaltlich kaum mehr etwas dazugekommen ist, ausser dass man die Schlagworte jetzt von den US-amerikanischen Radneuerfindern blind übernimmt und dass sie jeder daherschwätzt. Schon vor 150 Jahren hat man in Mitteleuropa intensiv mit Schnurbäumen, Formobstbau, Unterlagen, Mehrfachveredelungen experimentiert, unter anderem weil man der damals extrem anwachsenden Arbeiterschaft und ihren Familien in kleinen Gärten (die Geburtsstunde der Schrebergärten!) frisches Obst ermöglichen wollte.

In DDR-Gartenbüchern der 1960er Jahre finden sich ausgefeilte Arbeits- und Abbaupläne für Selbstversorger-Obstkleingärten, optimal angepasst an die beschränkten Möglichkeiten und Klima. Bis auf die bisher gescheiterten weil eine Randerscheinung gebliebenen Säulenobstnachfolger ist seither nichts Neues gekommen, es ging eher abwärts wie aufwärts. Dichtpflanzungen sind auch passe, im kommerziellen Obstbau hat man das ab ca. 1970 immer wieder probiert und das klappt auch, aber die Nachteile haben in Mitteleuropa immer überwogen.

Richtung Süden geht der Trend sogar wieder eher weg von den kleinen Bäumen wieder zu grösseren Baumformen. Im kleinen Garten wird man jedoch immer kleine Bäume haben, egal mit welchem Pflanzabstand. Das würde ich nicht als Technik oder Idee berzeichnen, sondern ein höchst simples und seit vielen, vielen, vielen, Jahren völlig ausgelatschtes Feld.
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Staudo

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Re:"High Density Planting" - Obstbautechnik (USA)
« Antwort #18 am: 28. März 2014, 22:01:35 »

"Urban gardening" - das ist eines dieses besonders dämlichen Schlagworte.

Danke.
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Elro

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Re:"High Density Planting" - Obstbautechnik (USA)
« Antwort #19 am: 28. März 2014, 22:23:29 »

Darf ich da ganz ehrlich meine Meinung sagen? Mach ich jetzt einfach ;)

Ich halte davon gar nichts.
Wenn ich diese runden "Büschel" auf dieser Internetseite sehe, frage ich mich wie bei der dichten Trieb- und Blattmasse überhaupt gutes Obst gedeien soll. Ich möchte sonnengereiftes Obst von guter Qualität, denn das soll der Lohn meiner Arbeit sein. Keine kleinen Krüppel die sich vielleicht in Massen unter dem Blattwerk verstecken.
Den Schnitt dazu habe ich mir auch mal angeschaut, schüttel. Also dann lieber Spalierobst wenn man keinen Platz hat.
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Liebe Grüße Elke

cydorian

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Re:"High Density Planting" - Obstbautechnik (USA)
« Antwort #20 am: 28. März 2014, 22:46:15 »

Alle Schnitt- und Abautechniken in Mitteleuropa enthalten die gute Belichtung von Blättern und Früchten als wichtigen Faktor. Nur Sonnenenergie bringt in unserem düsteren und kühlen Klima Pflanzenenergie, Ertrag und Geschmack. Hinzu kommt eine gute Durchlüftung, ein schnelles Abtrocknen nach Tau und Regen. Wir haben in unserem Klima schliesslich mehr als genug Probleme mit Schorf, Regenfleckenkrankheit und solchen Nettigkeiten.

Wenn ich mir das Klimadiagramm des San Joaquin Valley ansehen, dann befinden die sich an der Hitzegrenze für viele bei uns normale Obstsorten, in etwa vergleichbar mit vielen Orten in Nordafrika auf gleichem Breitengrad. Im Sommer praktisch keine Niederschläge. Die Produktion von heisser Luft klappt jedenfalls zuverlässig und hervorragend...
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wanda26

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Re:"High Density Planting" - Obstbautechnik (USA)
« Antwort #21 am: 29. März 2014, 09:26:14 »

Aber immerhin klingen die englisch/amerikanischen Schlagworte soviel cooler .... ! ;)

Ich halte mich allerdings lieber an die ganz uncoolen Erfahrungen, die es hier aus der Region massenweise gibt. Klingt alles nicht so gut, funktioniert aber.

lg wanda
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Mine

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Re:"High Density Planting" - Obstbautechnik (USA)
« Antwort #22 am: 29. März 2014, 09:30:22 »



In DDR-Gartenbüchern der 1960er Jahre finden sich ausgefeilte Arbeits- und Abbaupläne für Selbstversorger-Obstkleingärten, optimal angepasst an die beschränkten Möglichkeiten und Klima.

passt zwar nicht wirklich zum eigentlichen Thema, aber diese Bücher sind nur zu empfehlen! Erhält man für kleines Geld antiquarisch und bekommt soviel Wissen ganz verständlich präsentiert. Sollte man unbedingt im Bücherschrank stehen haben.
« Letzte Änderung: 29. März 2014, 09:32:44 von Mine »
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cydorian

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Re:"High Density Planting" - Obstbautechnik (USA)
« Antwort #23 am: 29. März 2014, 10:15:21 »

Es passt schon zum Thema, da gehts auch um Erträge aus kleiner Fläche und die zugehörigen Anbausysteme. Man hat musterhaft 20x10m grosse Parzellen incl. Hütte zugrundegelegt, die Durchwurzelung zum Nachbargarten berücksichtigt und die Parzellen deshalb spiegelverkehrt angelegt, um Bodenmüdigkeit zu minimieren, 15 bis 20 Jahre Umtriebszeiten kalkuliert, die Abstände in Relation zum Schnittaufwand gesetzt etc. Äpfel auf M9, Birnen wie eine Hecke als "Schnurbäume", Pflaume, Pfirsich, Sauerkirsche, Gemüse, Kräuter und Erdbeeren in einem ausgefeilten Pflanzraster. Von Süsskirschen hat man abgeraten, zu schwierig klein zu halten, zu viel Vogelfrass.

Stricke ein Blog dazu, erfinde einen US-amerikanisch klingenden Namen für die "Technik" und einen gebildet klingenden deutschen Namen für den Ort des Kleingartens (ein kluger Schachzug dieses "Prinzessinnengartens"), veranstalte Führungen, labere etwas von "Kombination von ganz Neu und Wiederentdeckung", fotografiere die Äpfelchen fleissig und blase alles ins Internet - schon bist du ein experimentierfreudiger, agiler Erfinder der etwas "Neues" ins Rollen brachte.
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tihei

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Re:"High Density Planting" - Obstbautechnik (USA)
« Antwort #24 am: 30. März 2014, 12:26:43 »

Ich denke nicht, dass sich aus dieser Art von „Heckenpflanzung“ der Obstbäume ein Vorteil im hiesigen Hausgarten ergibt.
Diese Systeme zielen alle darauf ab, den Obstanbau so weit es geht zu auto- und mechanisieren. Alles effektiver in engen Reihen: Pflanzung, massenhaftes Ausbringen von Pflanzenschutzmitteln, Düngung und zwingend nötige Bewässerung (schwachwüchsige Unterlagen mit kurzen Miniwurzeln in der Halbwüste!), die Ernte… bis hin zur vollautomatischen Rodung mit Schreddern und Abtransport in einem einzigen Arbeitsgang.
Es muss klar sein, dass es ums Geld verdienen geht. Man muss mitnehmen, was man bekommen kann - und Nachhaltigkeit rechnet sich kurzfristig ohnehin nie.

Vom Zauber eines traditionellen Obstgartens mit urigen Bäumen ganz zu schweigen.
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schwarze Tulpe

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Re:"High Density Planting" - Obstbautechnik (USA)
« Antwort #25 am: 30. März 2014, 16:09:06 »

Kommt mal zur Sachlichkeit zurück. Wenn ihr etwas ablehnt, dann liefert bitte eine sachliche Begründung. Schwelgen in DDR-Zeiten, die ja nun nicht für freiheitliche Entwicklung stehen, lohnt nicht. Schrebergarten lohnt auch nicht, denn ich kann mir kaum etwas Beschränkteres vorstellen als den seit Gründung genormten und extrem kontrollierten Schrebergarten.
Wettbewerb lohnt auch nicht. Emotionale Ablehnung ist unwürdig. Genau solche Äußerungen stören, wenn man sich Infos zu einem Thema sucht und seitenlang diese Gefühlsäußerungen lesen muss.

Eure Arbeitstechniken werden nicht abgewertet, wenn eine andere Pflanztechnik zur Diskussion gestellt wird. Außerdem verlangt niemand von euch Veränderung. Wozu die Aufregung? Bitte etwas Toleranz. Lasst jeden leben und pflanzen wie er möchte.

@Oedipa - ja, ich finde auch, hier sollten Experimente aufgezählt werden. Und schon wirst du in deiner Ansicht zu den starren Deutschen bestätigt. Nicht ganz. Ich bin noch da, immer für Neues und für Veränderungen bereit. Leben ist Veränderung. Hoffentlich auch für andere.
Aber ob sich noch jemand nach solchem Affront traut...

Urban gardening gehört unbedingt dazu, es ist eine Bewegung, die es nie so gab. Es ist aber ein so umfangreiches Thema, dass ein neuer Thread eröffnet werden sollte.


Zurück zum Threadthema: Keine Ahnung, warum ihr das Klima als Ablehnung der Technik anführt. Wir arbeiten mit den Obstbaumsorten, die sich bei unserem Klima bewährt haben, mit den Unterlagen, die uns kleine Bäume sichern und mit dem herrlichen Grundsatz, ein Hut muss durch einen Baum fliegen können, okay, ein kleiner Hut. An der Schnitttechnik ändert sich gar nichts. Spalierbäume werden geschnitten, die 4er-Bande auch.
Es geht nur um die Art wie man pflanzt. Es ist die Abkehr von der Reihenpflanzung und auch der Einzelpflanzung.
Ich hatte keine Lust auf den englischen Text, vielleicht ist mir in der Übersetzung was entgangen, dann bitte ich um einen Hinweis.

So warte ich noch auf ein echtes Argument gegen eine Gruppenpflanzung.

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Ayamo

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Re:"High Density Planting" - Obstbautechnik (USA)
« Antwort #26 am: 31. März 2014, 09:40:32 »

... Schwelgen in DDR-Zeiten, die ja nun nicht für freiheitliche Entwicklung stehen, lohnt nicht...

Es hat niemand von den sozialen oder politischen Verhältnissen dieser Zeit geschwärmt, sondern von den fachlichen Aspekten. Also, bitte sachlich bleiben... ;)

Keine Ahnung, warum ihr das Klima als Ablehnung der Technik anführt. Wir arbeiten mit den Obstbaumsorten, die sich bei unserem Klima bewährt haben...
So warte ich noch auf ein echtes Argument gegen eine Gruppenpflanzung.
Das Argument wurde genannt. Es sind Klima/ Sonneneinstrahlung. Das erschöpft sich eben nicht nur in der Sortenwahl, sondern beläuft sich auch auf Schnitt und Erziehung. Schau dir mal an, wie Weinreben in Deutschland, auf Fuerteventura oder in Mexiko gezogen werden. Alles Reaktion auf das Klima.

... Schrebergarten lohnt auch nicht,
Urban gardening gehört unbedingt dazu...Emotionale Ablehnung ist unwürdig...

Die leicht spöttische Haltung gegenüber diesem "neuen Trend" könntest du verstehen, wenn du dir selbst so ein Urban Gardening Projekt mal vor Ort anschautest: Das sind - zumindest in Berlin - meist ziemlich heruntergekommene "Gärten", sowohl der Prinzessinnengarten wie auch die ebenfalls schwer angesagten "interkulturellen Gärten", wo dann Aprikose und Apfelbaum als Sinnbild für das gute Zusammenleben von Deutschen und Türken gepflanzt werden... leider aber kaum was geerntet wird. ::)
Vom eigenen Anspruch, einen nennenswerten Beitrag zur umweltgerechten Ernährung zu liefern, ist das alles lächerlich weit entfernt.

Und dann überleg mal, was das hier ist: Ein Forum von Leuten, von denen sich ziemlich viele sehr gut mit Garten auskennen oder mindestens schwer vom Gartenvirus infiziert sind, teils Fachleute sind oder aber langjährige Erfahrungen haben. Eben richtige Gärtner, Gartenliebhaber oder solche, die auf dem Weg dahin sind.

Wer jedoch nicht unbedingt ernten will, sondern die Gartenarbeit nur vorher oder nachher erträgt (nämlich beim Kaffeetrinken) und idealistisch daherquatschen will, ist bei diesen "Projekten" gut aufgehoben.

Übrigens ist die Übernahme aus Amiland auch dann unpassend, wenn man das ursprüngliche "urban gardening" gut findet, denn:
Die Bewegung entstand dort in armen Nachbarschaften, es ging zum einen darum, Brachen zu nutzen, Sozialarbeitern ging es darum, dass Kinder aus verwahrlosten Stadtvierteln was im Garten zu tun haben und nicht herumlungern. Es ging auch darum, dass da mal Gemüse auf den Teller kommt. Stichwort "Food deserts": In amerikanischen Großstädten gibt es häufig im Umkreis mehrerer Kilometer keinen Laden, der Obst/ Gemüse anbietet. Da kommt Urban Gardening passend.
In Detroit, noch mal anders wg. extrem großer innerstädtischer Brachen (G. Earth!), geht es zusätzlich auch darum, dass die Flächen irgendwie genutzt sind.

ALLES NICHT AUF DEUTSCHLAND ÜBERTRAGBAR!

Wir haben diese Food Deserts nicht.
Wir haben auch nicht soviele innerstädtische Brachen, und wo es wenige sind, erlauben schon die Schadstoffe von Verkehrstrassen nach unseren Richtlinien keinen Anbau in nenneswerten Mengen.
Wir haben auch nicht diese extremen Klassenunterschiede mit hoffnungsloser und verarmter Unterschicht.
Wir haben aber eine hier schon erwähnte lange Tradition mit Bauern- und Siedlergärten, Kleingärten, Arbeitergärten, "Kleinsiedler"-Gebiete und das Fachwissen dazu (Beitrag von Cydorian).

Leute, die hier das Urban Gardening der unterprivilegierten Amerikaner nachäffen, gehören eben nicht der Unterschicht, sondern meistens dem akademischen Mainstream an (i.d.R. aber nicht Landwirte oder Gärtner...) und finden richtige Gärten einschließlich Kleingärten zu "spießig" oder zu anstrengend...

DABEISEIN IST ALLES.

Ist ja auch ok, aber man darf auch drüber spotten... ;D

So, war tw. off-topic, aber viel mehr Fachliches ist ja eh nicht zum Thema zu sagen... ;D
« Letzte Änderung: 31. März 2014, 13:15:30 von Ayamo »
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Im schlechtesten Raum/ pflanz einen Baum/ und pflege sein!/ er bringt dir's ein. (J. L. Christ)                    (Stimmt das wirklich?)

Oedipa

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Re:"High Density Planting" - Obstbautechnik (USA)
« Antwort #27 am: 31. März 2014, 23:06:27 »

[OT: Ich denke, das Thema Urban Gardening hat ggf. einen eigenen Faden verdient; will ich jetzt nicht vertiefen. Jedenfalls finde ich Dach-Gemüsegarten und Gemeinschaftsgärten spannend, genau wie "essbare Stadt"-Projekte - selbst wenn gärtnerisch nicht die gleiche Qualität herauskommt wie in einem kundig geführten Privatgarten.]

Was mich aber zum Thema "dichte Obstpflanzungen" noch interessieren würde: Kann jemand bitte mal einen Titel/Autor empfehlenswerter DDR-Nutzgartenliteratur nennen? Klingt spannend, dann weiß ich, wonach ich im Antiquariat Ausschau halten sollte. Danke im voraus!

Was "Dense Planting" angeht - bestimmt geht das in Kalifornien besser als bei uns. Aber wenn man die Bäume kundig schneidet, so dass alle drei bis vier genug Licht bekommen? Es geht ja auch um eine Staffelung der Reifezeit, und in einem kleinen Garten finde ich es schon attraktiv, die Erntesaison zu verlängern, indem verschiedene Sorten zusammengepflanzt werden.
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frida

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Re:"High Density Planting" - Obstbautechnik (USA)
« Antwort #28 am: 31. März 2014, 23:17:38 »

Kann jemand bitte mal einen Titel/Autor empfehlenswerter DDR-Nutzgartenliteratur nennen?

z.B. Franz Böhmig: 600 Ratschläge für den Gemüsegarten

man muss nur von den Empfehlungen zur Spritzung mit Pflanzenschutzmitteln abstrahieren, dann bietet er enorm viel gute Infos
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Man soll die Dinge nicht so tragisch nehmen, wie sie sind (Karl Valentin)

cydorian

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Re:"High Density Planting" - Obstbautechnik (USA)
« Antwort #29 am: 31. März 2014, 23:54:48 »

Aber wenn man die Bäume kundig schneidet, so dass alle drei bis vier genug Licht bekommen?

In dem Artikel der Baumschule wird einfach jedes Jahr im Sommer oben abrasiert, damit die Zielhöhe nicht überschritten wird. Wenn du das probieren willst, ist auch ein stabiler Pfahl wichtig, sonst kippen dir Bäume auf die Astseite ab, die Unterlagen bringen keine standfesten Bäume.

Wenn du dir die Bilder ansiehst, bemerkst du auf dem Boden grundsätzlich Bewässerungsschläuche, da ist Wasser die Begrenzung. Vielleicht kam das oben nicht klar genug heraus: Dort herrschen sehr hohe Wärmesummen, sehr lange Vegetationszeiten. Wie beim Weinbau im Nordafrika werden in solchem Klima die Nordhänge am Besten für Obst geeignet. Auch weniger gut besonnte Bäume werden da was, auch die auf der Nordseite stehen und dichtes Astwerk wird nicht wie bei uns zu den diversen Pilzerkrankungen führen, weil im Sommer gar keine Niederschläge mehr da sind und die Luft trocken. Dichte Belaubung über den Früchten wird sogar positiv sein, denn sie schützt vor Sonnenbrand - im südlichen Obstbau auch ein grosses Problem.

Ausserdem würde ich wetten, dass in einigen Jahren auch im "Winter" Entlaubungsmittel verwendet werden, denn im Orangenklima kann es passieren dass Äpfel die Blätter im "Winter" nicht fallen lassen, dann hilft man chemisch nach, eine bekannte Praxis in den winterwarmen Subtropen.

Mit Bewässerung und Fertigation kann man auch auf M27 pflanzen, wenn man wirklich kleine Bäume haben will. Mit den Pflanzabständen kann man runter bis auf 40cm, wenn man eine Reihe in Nord-Süd-Ausrichtung pflanzt, man braucht ein Spaliergestell und muss mindestens den Haupttrieb der Spindeln heften. Das ist aber alles eine mindestens so aufwendige Geschichte, bei der man viel falsch machen kann.

Pflanzt man in einem Hain, hat man immer eine Sorte auf der Schattenseite. In unserem Klima wird die Wurzelkonkurrenz sicher auch dazu führen, dass die Bäume kleiner bleiben - und sehr schnell vergreisen.

In einem deutschen Stadtgarten wird ein Hain noch viel schlechter funktionieren, denn da herrscht meistens noch weniger Sonne, Bebauung verschattet Tageszeiten.
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