Während ich die nordamerikanischen Wälder mit ihrer offenbar wesentlich reicheren Strauch- und Krautschicht nur von Fotos kenne, kann bristlecone vielleicht mehr dazu sagen. Kann dies als Vorbild dienen?
Ich frage mich als Nordlicht aus dem atlantisch geprägten Nordwestdeutschland nur, wie man diese Bilder aus nordamerikanischen Wäldern mit doch etwas anderen klimatischen Bedingungen im kontinentalen Oberösterreich verwirklichen kann.
Ich bin doch kein Forstwirt.
Die Wälder im Nordosten der USA gedeihen auf sauren, überwiegend recht nährstoffarmen Böden. Das Klima dort ist im Vergleich zu Mitteleuropa stärker kontinental getönt, d.h. die Sommer sind wärmer als bei uns, die Winter erheblich kälter.
Niederschläge fallen ganzjährig, und in höheren Lagen gibt es häufig Nebel, ähnlich wie hier.
Das Foto, das ich gezeigt hatte, stammt aus der Gegend vom Fuße des Mt. Washington in New Hampshire. Die Gegend, besonders natürlich die Berge, ist berühmt-berüchtigt für rasche Wetterumschwünge, wenn die feuchte Luft aus Süden vom Golf von Mexiko binnen kürzester Zeit durch Kaltluft aus Nordkanada verdrängt wird. Solche Extreme gibt es hier in Mitteleuropa nicht.
Interessant ist, dass die Wälder bis heute wohl die (Über)Nutzung durch den Menschen aus dem 19. Jahrhundert erkennen lassen. Damals wurde der Wald großflächig gerodet, dann wurde die Nutzung wieder aufgegeben. Als Folge davon sind die Wälder in der Baumschicht vielerorts artenreicher, als das bei einer Klimaxwaldgesellschaft der Fall wäre. Etwas weiter im Norden, an der Küste Maines, wurden uns Beispiele gezeigt, wo unberührter Wald wuchs - praktisch reiner Fichtenwald (Picea glauca). An gestörten Stellen, wo es vor vielen Jahrzehnten großflächig gebrannt hatte, wuchs einen artenreicher Mischwald, vor allem aus Laubbäumen.
In diesen Wäldern, die wir gesehen haben, wachsen verschiedene Ahornarten, die wesentlich den Indian Summer dort ausmachen. Außerdem reichlich Fagus grandiflora, Sorbus decora, mehrere Birkenarten und im Unterholz Hamamelis virginiana, dazu in der zweiten Baumschicht Tsuga canadensis, weiter im Norden in nassen Bereichen Thuja occidentalis, weiter oben im Gebirge Richtung Waldgrenze Abies balsamea.
Auf ehemaligen landwirtschaftlichen Nutzflächen, die längst wieder Wald sind, findet man Pinus strobus.
Etwas weiter südlich, in Maine, findet man an Ufern noch Nyssa sylvatica.
Und natürlich sehr viele andere Gehölze und Stauden, die wir hier als Gartenpflanzen kennen.
Insgesamt ist die Vegetation dort sehr viel artenreicher, da die Eiszeiten sich nicht so verheerend ausgewirkt haben wie in Mitteleuropa.
Hinsichtlich der Artenvielfalt reicht in Europa der Balkan wohl am ehesten an das nordöstliche Nordamerika heran.
P.S. Ich sehe gerade bei Wiki
New England/Acadian forests. Was schreib ich mir hier einen ab, dort steht doch alles, allerdings nur auf Englisch.