Ich versuchs mal. Obacht, wie gesagt, ich bin schon ein paar Jahre raus aus der Materie und ich war immer eher ein Fan von gut bepflanzten Becken. Eher im holländischen Stil oder teils von Takeshi Amano abgekupfert und auf meinen eigenen Geschmack und technischen Möglichkeiten abgewandelt. Falls ich Blödsinn schreibe, der völlig veraltet ist, bitte korrigiert mich.
1. Topffilter: Was für einen hast du? Filterleistung, Filtermaterial...
Warum reinigst du den so oft? Lässt die Durchflussrate so schnell nach? Wie reinigst du den? Sprich alles raus, gründlich auswaschen?
Vermutung (!) meinerseits: Du reinigst zu oft und zu gründlich. Grundsatz: nie zu hygienisch sein wollen, nicht alle Filtermedien gleichzeitig reinigen oder gar tauschen. Lass ruhig ein bisschen Schmodder zu . Du brauchst da drin ein paar Bakterien, die für dich das Wasser säubern. Falls der Durchfluss bereits nach 3 Monaten merklich nachlässt, könnte der Filter zu klein sein. Ich habe mal gelernt: großes Filtervolumen für möglichst lange Standzeit und seltene Reinigung. Evtl animpfen mit Mulm aus einem gut eingefahrenen Aquarium (wenn man da rankommt). Ansonsten gibt es auch Bakterien in flüssiger Form zu kaufen. Wie sinnvoll die sind entzieht sich meiner Kenntnis. Hab ich nie benutzt und meine Becken haben sich immer ihre eigene Bakterienflora selbst zusammengestellt. Die kommen von ganz alleine. Braucht nur ein bisschen Zeit
2. Pflanzen: Ich finde die Bepflanzung ein bisschen mager. Stell dir vor, es ist dein Garten und du willst ein neues Beet anlegen. Stopf Pflanzen rein. Reichlich, schnell wachsende. Tob dich aus.
Im Garten ist ja bald nicht mehr so viel zu tun, da kannst du dich aufs Aquarium stürzen
Pflanzen sind Konkurrenz für Algen. Deshalb am Anfang schnell wachsende Pflanzen, die dem Wasser Nährstoffe entziehen, die den Algen dann nicht mehr zur Verfügung stehen. Auch Kieselalgen leben nicht nur von SiO2.
Warum sind deine Pflanzen eigentlich in Töpfen mit Lehmboden drin? Da sind wir auch gleich bei 3.
3. Bodengrund:Woraus besteht der und wie hoch ist der eingefüllt? Das sehe ich auf den Fotos nicht richtig.
Ich hatte immer relativ viel Bodengrund drin. Im Vordergrund mindestens 5cm, nach hinten leicht ansteigend, teils terrassiert mit Steinen bis auf 15cm. Meine Pflanzen waren immer direkt ausgepflanzt. Ich hatte aber auch nie Fische, die den Boden umgeschichtet haben.
Vorne wurden klein bleibende Pflanzen gesetzt, dahinter mittelhohe und ganz hinten die hohen Pflanzen. Und wirklich viele! Auslichten, wenn sie zu gut wachsen, kann man immer.
Auch dein Boden ist Filtermedium. Da setzen sich ebenfalls Bakterien rein, die dein Wasser reinigen. Oft liest man, dass hoher bodengrund zu Faulstellen führen kann. Hatte ich nie!
Ich habe unter den dicken Bodengrund ein Heizkabel verlegt gehabt. Das sorgt a) für Wasserzirkulation im Boden und b) für schöne warme Füße an den Pflanzen. Dafür gab es bei mir keine Heizstäbe. Die waren für mich optisch einfach nicht so dolle und im Filter wollte ich die auch nicht haben.
4.Düngung:Ich habe nur am Anfang mit Dünger im Boden gearbeitet. Zum Start quasi. Später gabs dann Flüssigdünger. Da war ich Fan davon lieber Tagesdünger zu geben (sprich täglich eine Winzmenge, die mittels Zeitschaltuhr über eine kleine Pumpe automatisch ins Becken gegeben wurde), als im großen Abstand große Mengen. So einen Aufwand muss man aber nicht unbedingt betreiben und beim düngen scheiden sich auch glaube ich die Geister
.
Was noch zusätzlich gut geholfen hat um das Pflanzenwachstum zu fördern und Algen einzudämmen: CO2- Düngung! Mit Flaschen habe ich da nicht herumexperimentiert. Bei mir war es die Low-Budget-variante, wo man mittels Hefepilzen CO2 produziert. Da gibt es Komplettsets, die super funktionieren.
5. Beleuchtung Es kann am Foto liegen, aber es wirkt schon ziemlich dunkel. Eine kleine Faustregel wäre zumindest bei einer mittleren Beleuchtung:
20-40 Lumen pro Liter. Beleuchtung ist eine Wissenschaft für sich. Denn auch das Lichtspektrum spielt eine Rolle und die Beleuchtungsdauer. Grob für den Anfang reicht aber Lumen pro Liter.
6.Algenfresser als effektiv, witzig und langlebig haben sich bei mir die sogenannten Amanogarnelen bewährt. Als großer Trupp eingesetzt sind die echt fleißig. Gleichzeitig friedlich und relativ robust. Die dürften auch zu deinen Fischen passen. Die fressen auch nicht nur Algen, sondern sind auch so gute Resteverwerter.
Insgesamt wirkt das Aquarium, als ob es nicht richtig eingefahren ist. D.h. das biologische Gleichgewicht fehlt wohl so ein bisschen.
Ist immer schwierig einzuschätzen aus der Ferne und es gibt so viele Stellschrauben, an denen man drehen kann. Nach Günther Grass: ein weites Feld.
Kurze Zusammenfassung :
-Mehr Pflanzen
-Beleuchtung überprüfen
-Nicht zu sauber sein wollen (Filter)
-Und gaaanz wichtig: nicht zu viel drinnen rumfuddeln!
Uff...viel Text. Sorry
Nicht umsonst gibt's massig Literatur zu dem Thema und in den einschlägigen Foren hauen sie sich gegenseitig die Köpfe ein, weil jeder meint, den Königsweg gefunden zu haben
Den gibt's aber nicht. Weil jedes Aquarium anders ist und auch die Geschmäcker verschieden sind. Auch ich will dir nix aufdrücken. Nur Anregungen geben.
Dass die Kieselalgen nur durchs Wasser kommen denke ich nicht. Man muss immer das gesamte System betrachten.
Nur an der Beleuchtung drehen, nur Algenfresser einzusetzen oder nur das SiO2 zu reduzieren wird nicht helfen.
Oweia, ich hoffe, dass ich dich jetzt nicht "erschlagen" habe