Die Feuerbrandanfälligkeit der verschiedenen Quittensorten differiert durchaus recht deutlich. Konstantinopler ist hochanfällig, wie ich im anderen Thread geschrieben habe, habe ich die selbst und hatte auch Ausfall wegen Feuerbrand. Am gleichen Standort blieb z.B. "Vranja" ohne Befall.
Ich kenne auch das, was in den Fachbüchern steht, den Fachbuchstapel habe ich ebenfalls. Leider muss ich sagen, dass sich meine Erfahrungen mit verschiedenen Quittensorten ganz verschiedener Standorte nur mit einem dieser Bücher decken und das ist ein grosses Buch für Praktiker des kommerziellen Obstbaus. Ansonsten wird entweder blind voneinander abgeschrieben oder Einzelpersonen versteigen sich in subjektive Ansichten. Franz Mühl spricht zum Beispiel von seiner Konstantinopler von feinzelligen Früchten, während andere Bücher genau das Gegenteil schreiben. Übereinstimmung herrscht nur im Wörtchen "robust", aber auch da muss meiner Erfahrung nach relativiert werden: Auf kühleren Standorten wächst und fruchtet sie zwar gut, aber taugt nichts, vor allem wenn der Behang etwas stärker ist. Ich führe lange Listen mit Analysewerten über die Jahre hinweg und "Konstantinopler" zeigt enorme Klimaabhängigkeit. Auf 200m erreichte sie in warmen Jahren am Südhang bis zu sagenhafte 76° OE, auf 500m bei kurzem Herbst nie über 45°. Das Aroma ist entsprechend stark oder schwach ausgeprägt.
Da oben Cydora genannt wird: Die habe ich auch und zwar seit mehreren Jahren im Ertrag. Gerade diese Sorte zeichnet sich durch geringe Neigung zur Fleischbräune aus, es sind gute und aromatische Früchte hoher Qualität, lange Haltbarkeit, regelmässige Träger. Sie steht auf Keuperboden am trockenen Keuperstufenrand, ein Standort auf dem mir schon -zig Obstbäume vertrocknet und verkümmert sind. Die noch weniger feuerbrandanfällige "Cydora Robusta" erreichte ähnliche Qualitäten, obwohl sie einer anderen Kreuzungslinie entstammt.
Zur Fleischbräune kann man Romane verfassen. Sicher ist: Es ist nicht ein Faktor, der das verursacht, sondern viele und das Zusammenspiel machts. Ich nenne mal die Risikofaktoren in der Reihenfolge, wie ihre Gewichtung meiner Erfahrung nach liegt:
- Behangsdichte
- Sorte
- klimatische Einflüsse, vor allem Wasserverfügbarkeit und Herbsttemperaturen. Dieses Jahr war es zwei Monate bis zur Ernte sehr trocken, den Rest des Jahres war genug Wasser da - keine Fleischbräune. Kalter Herbst begünstigt Fleischbräune und Steinzellen, trockener Sommer ebenfalls.
Früher habe ich noch die Sorte als wichtigstes Kriterium eingeschätzt, mittlerweile sehe ich die Behangsdichte als stärksten Faktor an. Darüber hinaus zeigen alle Quitten mit zunehmender Lagerdauer Fleischbräune.