Ich übe mich noch darin, im Garten Ruhe zu finden, denn meist ist es in der Tat die noch anstehende Arbeit, welche man immer im Hinterkopf hat, aber es gibt nichts Schöneres als den gelegentlichen Spaziergang durch den Garten, bei dem man fast täglich etwas Neues entdeckt. Sei es die erste Blüte einer Pflanze, ein neuer Sämling von etwas, wo man irgendwann einmal Samen ausgestreut hat, ein hübscher Schmetterling, das Summen der Bienen, das Brummen der Hummeln, das Gezwitscher der Vögel, oder die Glöckchen der Schafe auf der Weide am nahegelegenen Berg, das Kinderlachen in der Nachbarschaft, das alles ist Balsam für die Seele.
Leider muss man auch immer wieder die Rasenmäher, Kettensägen und Freischneider der Nachbarschaft erdulden, kläffende Hunde, und fragt sich, warum man selbst so still und "meditativ" da sitzt und Unkraut zupft, während die anderen einfach alles wuchern lassen und dann alle paar Wochen mit schwerem Gerät Kahlschlag machen. Aber schnell zeigt einem der Blick auf die Blütenpracht, warum man es so und nicht anders bevorzugt. Zumindest, wenn der Boden die richtige Konsistenz hat, ist das Jäten auch kein großes Problem, abgesehen von meinem Erzfeind, dem Schachtelhalm, der sich über solche Aktivitäten nur ins Fäustchen lacht und mir nichts, dir nichts, überall wieder aus großer Tiefe auftaucht...
Zugegeben, ein bisschen neidisch bin ich schon auf die top gepflegten, herrlich eingewachsenen Gärten, die hier immer wieder gezeigt werden. Mein Garten ist dagegen eine ziemliche Wildnis, alles wächst kreuz und quer, und man weiß oft nicht, wo man mit der Arbeit überhaupt anfangen soll. Es darf weder zu nass noch zu trocken sein, nicht zu kalt und nicht zu warm, und gerade wenn man glaubt, dass alles perfekt ist, wird man von blutsaugenden Plagegeistern überfallen. Aber Stückchen für Stückchen arbeite ich mich dann doch durch meine Wildnis, und die vielen Fotos zeigen, dass es so schlimm gar nicht sein kann.
Ich sollte mir einmal die Zeit nehmen, den Garten in seiner Gesamtheit hier vorzustellen, denn ich verfolge die Entwicklungen, die hier gezeigt werden, mit großem Interesse, jeder hat seinen ganz eigenen Stil und seinen ganz eigenen Umgang mit dem Garten, und diese Vielfalt ist sehr inspirierend. Besondere Sitz- und Ruheplätze habe ich eigentlich nicht, aber es gibt eine kleine überdachte Terrasse am Haus, und egal wie schäbig das Terrassendach nach all den Jahren aussieht, und auch wenn da noch viel Renovierungsbedarf ist, ist es doch einfach wunderbar, dort meinen kleinen Grill anzuwerfen, so wie gerade vor ein paar Tagen, als ich den herrlichen Ausblick auf meine blühende Kolkwitzie genossen habe (siehe Foto).