Ich würde wie von thuja thujon vorgeschlagen vorgehen, erscheint mir sinnig. Mit einer kleinen Ergänzung: Ich würde im Spätwinter an geeigneten Stellen durch kurze Schnitte bis ins Holz (Kambium muss durchtrennt sein) das Austreiben von schlafenden Augen anregen, durchaus auch noch im Stummel (nicht ganz oben, da beginnt's schon einzutrocknen). Mit etwas Glück kannst du so eine Stammverlängerung nachziehen (die zusätzlich etwas hilft, die Wunde zuzuziehen). Hohlkronen sind baumphysiologisch immer problematisch; die Bäume hauen zeitlebens nach oben ab. Bei Kernobst gelingt so etwas meist recht gut, Steinobst ist da etwas zickiger (die Pflaume allerdings williger als die Kirsche). Falls Austrieb, dann Stummel knapp darüber absägen (gerade, da bleibt kein Regenwasser stehen; mit Handsäge wird die Schnittfläche glatter). Falls nichts passiert, über dem ersten Leitast. In fünf Jahren ist die Wunde bei einem gesunden Baum zu.
Eine weitere Möglichkeit wäre, eine Stammverlängerung aufzupropfen (hinter die Rinde, evtl. auch Spaltpfropfen). Dafür ist die Mitte jetzt allerdings recht kurz abgeworfen; üblicherweise würde der Stummel im Frühjahr bei Steinobst nochmals 30cm zurückgeschnitten; hier gehen halt nur 20cm. Probieren kann man's auf jeden Fall. Ebenso könnte man jetzt eine Sorte in den Stummel einokulieren. Die Rinde könnte dazu, sofern der Baum gut gewässert wurde, schon noch lösen. Die Anwachserfolge sind bei starken Ästen zwar geringer, aber keine reine Theorie.
Alle drei Optionen können problemlos kombiniert werden: Okulieren, Ritzen, Pfropfen. Bis die Rinde zur Blüte im Frühjahr löst, solltest du schon einen möglichen Neuaustrieb sehen. Wenn alles nichts wird, kannst du den Stummel dann im Juni immer noch entfernen und hast nichts verloren.