Im August stellt sich der Baum um von Wachstum auf Vorbereitung auf den Winter, also einziehen. Endknospendifferenzierung usw. Also Obstbäume, die halbwegs im Hormonellen Gleichgewicht zwischen Trieb und Frucht sind, sollten im August keine neuen Blätter mehr schieben.
Wenn `die Säfte dann rückverlagert werden in die Speicherorgane´, findet an den Schnittstellen/Sägewunden zwar noch eine Einlagerung von Phenolen usw als chemische Wundabschottung statt, aber eine nennenswerte Reaktion des Kambiums bzw Massenzuwachs dessen ist auch anhand der nur noch kurzen Zeit bis zum Winter nicht mehr zu erwarten. Also Überwallen findet nicht wirklich statt, höchstens der Anfang im mm Maßstab.
Stattdessen sind die Bäume bei starkem Schnitt im August mit relativ wenig Laubmasse, warmem Boden, also aktiven Wurzeln, und oft auch Feuchtigkeit (auch wegen niedrigeren Temperaturen) konfrontiert (damit auch Stickstoffschübe bei hohen Humusgehalten), so das es nicht nur aufgrund der Panikreaktion durch den Laubverlust zu `Wachstumsschüben´ kommen kann, sondern auch durch die im Herbst wieder besseren Wuchsbedienungen zu mindestens Wachstumsrissen in der Rinde kommt, welche im Herbst ein ideales Einfallstor für Rindenkrankheiten wie zB Diplodia sind.
Hier im Oberrheingraben ist oft sogar noch so warm, das man zwischen August und Oktober durchaus noch von 8 oder 10 Wochen aktive Vegetation sprechen kann. Sauerkirsche mit Schnitt Mitte August macht so noch kurze, etwa 10-15cm lange Triebe als Panikreaktion, welche natürlich erfrieren, weil sie nicht ausreichend verholzt sind. Oder sie erfrieren nicht in milden Wintern, liefern dafür aber die grüne Brücke für Krankheiten bzw Schädlinge.
In eher D-durchschnittlichen Klimazonen sollte man da langsam mal drauf achten, was so sonnige und warme Herbste usw für Folgen nach sich ziehen. Rindenbrand usw ist ja längst nicht mehr auf die Gunststandorte beschränkt.
Das war in den 80er Jahren anders, klar. Und auch Obstbäume reagieren anders als Waldbäume.
Also die Ergebnisse von 1980 sind es durchaus wert mit aktuellen Erfahrungen angereichert zu werden und neu zu denken.